WDR nimmt zweiten DAB+ Multiplex in Betrieb

In der Nacht auf Mittwoch, den 27. November 2024, wird der WDR die Verbreitung seiner Programme über DAB+ neu ordnen. WDR 4 wird nun auch über DAB+ regionalisiert werden, alle WDR 2 Regionalprogramme werden nicht mehr in ganz NRW zu empfangen sein. Die Hörer müssen einen Suchlauf an ihrem DAB+ Radioempfänger durchführen.

DAB+ in NRW, Fernsehturm Düsseldorf (Bild: © Marek Schirmer)
DAB+ in NRW, Fernsehturm Düsseldorf (Bild: © Marek Schirmer)

Bessere Qualität

Der WDR hebt die Klangqualität aller seiner Hörfunk-Programme über DAB+ an. Bei WDR 2 und WDR 4 von derzeit 72 kbit/s auf 88 kbit/s an. Am stärksten profitiert von der Klangverbesserung die WDR 5 Hörer mit 38-prozendigen Erhöhung der Bitrate. Bei WDR Cosmo und WDR Maus steigt die Bitrate um ein Viertel, WDR profitiert im gleichen Maß, konkret bedeutet es statt 96 kbit/s in Zukunft 120 kbit/s. Das liegt im Vergleich zur anderen ARD-Anstalten weiterhin im unteren Bereich, bei Radio Bremen sind es 96 kbit/s bis 128 kbit/s, beim WDR sind es 56 kbit/s bis 120 kbit/s.

WDR 4 Regionalprogramme nun auch über DAB+

Ab dem 27. November 2024 wird der neue Kanal 9A den vorhandenen Kanal 11D im Münsterland, dem Ruhrgebiet, Bergischen Land und der Region Köln/Bonn/Aachen ergänzen. Hierdurch wird es möglich, dass regionale Informationen nicht nur in WDR 2, sondern jetzt auch in WDR 4 über DAB+ verbreitet werden können.

Der Kanal 11D ist weiterhin in ganz NRW zu empfangen. Über diesen Kanal werden dann die Landesteile Ostwestfalen-Lippe, Sauerland, Siegerland und Niederrhein mit den regionalen Informationen von WDR 2 und WDR 4 versorgt. Auch alle anderen Radioprogramme des WDR werden wie bisher über diesen Kanal gesendet.

Änderungen für alle DAB+ Hörerinnen und Hörer relevant

Um alle Programme am DAB+ Radio wiederzufinden, wird empfohlen, im Anschluss an die technische Umstellung einen Sendersuchlauf am DAB+ Radiogerät durchzuführen: Dabei wird die Programmliste aller verfügbaren Sender neu eingelesen. Im Anschluss sollte die Belegung der Stationstasten bzw. Speicherplätze mit den Programmen des WDR geprüft und ggf. wiederhergestellt werden. Führt dies im Ausnahmefall nicht zum Erfolg, wird empfohlen, einen Reset auf die Werkseinstellungen durchzuführen und den Suchlauf erneut zu starten.

„Neue“ Hörfunkregion Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet wurde bis 29. August 1998 gleichwertig mit Regionalinformationen versorgt, einen Tag später startete WDR Funkhaus Europa, das heutig WDR Cosmo. Die für regionale Berichterstattung genutzte Frequenz 103,3 MHz wurde fortan für das multikulturelle Programm genutzt. Die Regionalnachrichten aus den Regionalstudios Düsseldorf und Essen wurde auf einer Frequenz verbreitet. Für die Nachrichten aus beiden Studios stehen nur zwei Minuten Sendezeit pro Stunde zur Verfügung inklusiv 20 Sekunden für das Wetter. Während im Berichterstattungsraum des WDR 2 Lokalzeit Fensters Dortmund 1,5 Mio. Einwohner leben, sind es im Bereich des Fensters Rhein-Ruhr 5,5 Mio. Einwohner.

Am 1. September 2023 änderte der WDR die Kennungen der Regionalfenster, aus WDR 2 Dortmund wurde WDR 2 Ruhrgebiet, doch aufgrund der Beschränkten technischen Reichweite der Schwerter UKW-Sender steckte in der neuen Lokalzeit Ruhrgebiet weiterhin viel östliches Ruhrgebiet drin.

Für die digitalen Verbreitungswege hat der WDR die Regionen überarbeitet. Die neue Hörfunkregion Ruhrgebiet basiert auf den Grenzen dieser UKW-Versorgung, wurde jedoch deutlich in Richtung Westen erweitert, so dass sie einen Großteil des Ruhrgebiets abdeckt. Diese neue – größere – Region Ruhrgebiet, wird von dem neuen DAB+ Netz auf Kanal 9 A versorgt. WDR 4 Ruhrgebiet ist aktuell nur Online und über DAB+ empfangbar, ab dem 27.11.24 auch mit dem entsprechenden Servicelabel.

Hintergrund

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und die für den Privatfunk zuständige Medienanstalt NRW melden Bedarf an neuen Frequenzen bei der Staatskanzlei in Düsseldorf an. Die Staatskanzlei bestellt die Frequenzen bei der Bundesnetzagentur (BNetzA), die dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz untergeordnet ist. Die Bundesnetzagentur stellte NRW nur Frequenzen mit „eingeschränkten Nutzungsrechten“ zur Verfügung. Betroffen davon ist der WDR und der Privatfunk.

Ministerpräsident Hendrik Wüst ordnete dem WDR am 28. Juni 2024 den Kanal 9A für einen DAB+ Multiplex zu. Dieser Vorgang wird immer öffentlich, weil Medienminister und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski den Landtag und Ausschuss für Kultur und Medien über die bestandskräftige Zuordnung unterrichtet, so geschehen am 9. August 2024.

„Es fehlen Nutzungsrechte am Niederrhein in Teilen der Kreise Kleve und Viersen, in Teilen von Ostwestfalen-Lippe und in weiten Teilen von Südwestfalen. Wann dem Land Nordrhein-Westfalen vonseiten der BNetzA Übertragungskapazitäten zur Verfügung gestellt werden können, mit denen der Bedarf vollständig erfüllt werden kann, ist derzeit nicht absehbar,“ teilt Axel Bäumer, Sprecher des Medienministers auf RADIOSZENE Anfrage mit.

Frequenzen für Privatfunk

Die Medienanstalt NRW meldete im März 2019 Bedarf für landesweite und landesweite regionalisierte Frequenzen bei der Staatskanzlei an. Eine landesweite Frequenz wurde der Medienanstalt zur Verfügung gestellt, ausgeschrieben und wird seit 29. Oktober 2021 für landesweite Programme genutzt.

Die Frequenzen für fünf Regionen wurde erst nach fast fünf Jahren bereitgestellt. Ein Kanal oder wie es fachlich korrekt heißt die „Übertragungskapazität“ für die sechste Region – das Münsterland – wurde von der Bundesnetzagentur dem Land immer noch nicht zur Verfügung gestellt. „Die Staatskanzlei geht jedoch davon aus, dass eine Zurverfügungstellung durch die BNetzA zeitnah möglich sein wird. Die hierzu erforderlichen Verhandlungen der BNetzA über Frequenznutzungen mit dem angrenzenden Ausland, stehen nach hiesiger Kenntnis kurz vor dem Abschluss. Ein konkreter Zeitpunkt kann von der BNetzA bisher nicht benannt werden,“ teilte RADIOSZENE Bäumer mit.

Rückblick

Der WDR begann am 6. Juli 2020 alle WDR 2 Lokalzeiten auszustrahlen. Die damalige WDR-Programmdirektorin Valerie Weber hob hervor: „Pendlerinnen und Pendler können im Auto ihre ‚Lokalzeit‘ einfach mitnehmen und selbst entscheiden, welche Berichterstattung aus der Heimat sie begleiten soll.“ Ab 27. November endet der Empfang der rheinischen, münsterländischen und Ruhrgebiets Lokalzeiten am Bielefelder Berg, vor Höxter und den Höhenlagen des Sauer- und Siegerlands. Für zwei Minuten Berichterstattung aus der Heimat pro Stunde verschmerzbar. Der WDR stellt die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund und die fehlenden Frequenzressourcen. Mit einem höheren Fehlerschutz des neuen Netzes (Protection Level EEP 2-A, statt EEP 3-A) gelingt dem WDR ab 27. November die Versorgung gleicher Fläche mit geringeren Strahlungsleistung und somit geringeren Energiebedarf.

So sieht das das neue WDR-Regional-Netz aus auf DAB+ Kanal 9A

WDR-Regional-Netz auf DAB+ Kanal 9A

Neuer DAB+ Suchlauf notwendig

Wer WDR-Programme über DAB+ im Auto hört, hat noch weniger zu tun: Die Programmliste aller verfügbaren Sender wird in der Regel automatisch neu eingelesen. Im Anschluss sollte auch hier die Belegung der Stationstasten bzw. Speicherplätze geprüft werden.

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