Praktika-Welt: Medienkarriere-Tag in Düsseldorf

Die Landesmedienanstalt NRW hat Donnerstag (7.11.) zum Medienkarriere-Tag in die Design Offices in Düsseldorf eingeladen. Über 250 Teilnehmende haben Vorträge zum Einstieg in die Medienwelt gelauscht.

Medienkarriere: NRW-Karrieretag 2024 (Bild: LfM NRW)

„An so Tagen wie heute frage ich mich, warum würde irgendjemand nicht in der Medienbranche arbeiten wollen? Die Möglichkeiten, diese schönste Branche der Welt mitzugestalten, sind zahlreich,“ sagt Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. Medienunternehmen haben um Praktikanten, Volontäre geworben und einen möglichen Karriereweg aufgezeigt. Inflationär häufig fiel bei den Vorträgen und Gesprächen das Wort „Praktikum“ und nur selten wurde von fester Anstellung gesprochen.

Einstieg über die Tageszeitung

Der klassische Weg in die Medienwelt führte früher über die Tageszeitung, Redaktionen gab es auch an vielen kleinen Orten. Ariane Mönikes von der Zeitung „Neue Westfälische“ wirbt am Stand für das 27-monatige Crossmedia-Volontariat. Wir machen nicht nur Print, wir machen ganz viel Online, wir haben in unserem Volontariat eine Podcast-Station und bringen den True-Crime-Podcast „OstwestFälle“ heraus, den produzieren die Volontäre, erzählt die Bielefelderin. Recherche gehört zur Ausbildung genauso dazu, wie Radio, Social-, Multimedia und Suchmaschinenoptimierung. Die Themen werden für alle Kanäle aufbereitet, im Medienhaus gibt es auch professionelle Videofilmer, die bei geplanten Ereignissen dabei sind.

Einstieg über das Radio

Der Stand von Radio Herford und Westfalica sticht aus der Masse heraus, nur bei Marlene Sokoll und Jonas Rieck werden ihre Arbeitswerkzeuge präsentiert. Kopfhörer, ein Mikrofon und Laptop dürfen Besucher ausprobieren, um ihre Stimme zu hören. Radio stellen sich Besucher immer sehr kompliziert vor, sagt Rieck. Wir haben mit vielen gesprochen, die sogar am Ende ihres Masters sind, die aber noch nie ein Mikrofon in der Hand hielten. Für sie ist es noch unfassbar weit weg, selbst Radio zu machen. Gerade beim Lokalradio werden Talente gesucht, da ist der Weg gar nicht soweit selbst am Mikro zu stehen und auf Leute zuzugehen.

„Das ist ein bisschen Learning by Doing.“
(Marlene Sokoll)

Sokoll hat vor zwei Jahren ein Praktikum bei ihrem Lokalradio gemacht und darüber den Weg in die freie Mitarbeit geschafft. Heute moderiert sie die gemeinsame Nachmittagsendung beider Sender. Rieck hat eine Ausbildung als Immobilienkaufmann absolviert und kam durch eine Aneinanderreihung von Zufällen zum Radio.

Er wollte etwas Kreativeres ausprobieren. Die Faszination fürs Medium war bei ihm schon immer stark ausgeprägt. Beide stehen am Anfang ihrer Medienkarriere, ein Studium schließen sie nicht aus, um sich ein „bisschen Knowledges anzueignen,“ sagt Rieck. Radio ist tatsächlich ein guter Einstieg, Euch wird alles gezeigt, theoretisch kann es jeder machen, ergänzt Sokoll.

Frank Haberstroh (Radio WAF), Marlene Sokoll, Jonas Rieck, Carsten Dehne (Radio Herford), Nathanael Liminski, Tatjana Pioschyk (Radio Neandertal), Thorsten Kabitz (Radio RSG) beim LfM Medienkarriere-Tag 2024 (Quelle: © Medienanstalt NRW)
Frank Haberstroh (Radio WAF), Marlene Sokoll, Jonas Rieck, Carsten Dehne (Radio Herford), Nathanael Liminski, Tatjana Pioschyk (Radio Neandertal), Thorsten Kabitz (Radio RSG) beim LfM Medienkarriere-Tag 2024 (Quelle: © Medienanstalt NRW)

Bewegtbild

Fernsehen scheint gestern gewesen zu sein, junge Menschen sprechen von Jobs beim „Bewegtbild“. Laura Tielsch berät am Stand der Produktionsfirma Me:Works, die gerade händeringend Praktikantinnen und Praktikanten sucht, die im Investigativen-Bereich arbeiten wollen. Sie produzieren u.a. für Galileo, „ZDF Die Spur“ und „Wo die Liebe hinfällt.“ Ohne Praktika wüsste ich nicht, dass das genau mein Traumjob ist, meint die Werkstudentin. Ihr Dual-Kooperatives-Studium ermöglich ihr Arbeit und Studium zu verbinden.

An zweieinhalb Tagen lernt sie an ihrer Privatschule und an zweieinhalb Tagen arbeitet sie. Nach ihrem Uniabschluss steht noch ein Volontariat an. Wie kann sie sich die Miete in Köln leisten, will ich wissen. „Das ist schwierig, Köln ist eine sehr, sehr teure Stadt. Ich habe selbst gemerkt, wie krass das ist und dann musst du einfach Eltern haben, die dir das finanzieren.“ Sie ist in einer WG untergekommen.

RTL: Radio  – Fernsehen  – Online

Der Berufswunsch „Was mit Medien“ reicht heute nicht aus. Man muss schon sich selber überlegen, wo will ich hin, was sind meine Stärken und wie kann ich diese Stärken am besten einsetzen, sagt Ingrid Heisserer, Chief Financial Officer & Chief Human Resources Officer bei RTL Deutschland, die Keynote bei der Eröffnung der Messe gehalten hat.

Ingrid Heisserer, Chief Financial Officer & Chief Human Resources Officer RTL Deutschland (Quelle: © Medienanstalt NRW)
Ingrid Heisserer, Chief Financial Officer & Chief Human Resources Officer RTL Deutschland (Quelle: © Medienanstalt NRW)

Sie schildert den Weg einiger Praktikanten, die zur Festanstellung gelang sind. Der Einstieg für Journalisten und Journalistinnen führt über Praktika, Volontariat und Journalistenschule. Manchmal dauert es 3 – 4 – 6 Monate und man hat ein „perfect Match“, wenn die Kompetenzen, der Willen und das Miteinander passen. Bei RTL werden Praktika bezahlt, die Anzahl der Stellen ist begrenzt, weil ein Praktikum immer eine Investition vom Arbeitgeber und vom Team ist. Man muss sich ja um die Person kümmern.

Traineeship der Medienanstalt NRW

Mit dem Anglizismus „Traineeship“ beschreibt die nordrhein-westfälisch Medienanstalt ihr 18-monatiges Praktikumspaket für Uniabsolventen. Zum Traineeship gehörten auch Coaching-Workshops. Ha Pham und Clara Burichter hat das Programm ganz viel Orientierung geboten, sie duften in drei Unternehmen „reinschnuppern“, Burichter u.a. bei RTL Super und dem Kindersender TOGGO Radio, Ha Pham bei Magenta-TV. Nun bewerben sich Beide auf feste Jobs im Bewegbild-Bereich. Ein Volontariat wäre für sie nur der Notfallplan, wenn sich sonst nichts ergibt.

Ha Pham und Clara Burichter (Bild: © Marek Schirmer / RADIOSZENE)
Ha Pham und Clara Burichter (Bild: © Marek Schirmer / RADIOSZENE)

Die Teilnahme am „Traineeship“ haben beide nicht bereut, Pham würde es allen empfehlen, man lernt sehr schnell dazu, auch über sich selbst. Sie haben in Redaktionen gearbeitet, aber auch im Marketing, Social Media und Radio. Das Programm deckt die Bereiche Content, Distribution und Journalismus ab, ergänzt Burichter. Sie haben Netzwerk aufgebaut und Kontakte geknüpft. Kontakte, die noch länger halten werden und von denen die Beiden profitieren wollen.

Universität

Tobias Thifessen möchte Fernsehmoderator werden. Er lernt mit Mimik und Stimme professionell umzugehen. Seine Ausbildung findet im gleichen Gebäude statt, in dem in diesem Jahr die Medienkarriere-Messe veranstaltet wurde. Es ist leichter an einen Studienplatz zu kommen, Zulassungsbeschränkung gibt es hier nicht.

Tobias Thifessen (Bild: © Marek Schirmer / RADIOSZENE)
Tobias Thifessen (Bild: © Marek Schirmer / RADIOSZENE)

Workshops

Wir kommen auf die Messe zu sprechen und die Workshops. Die Möglichkeit sich mit wichtigen Leuten von verschiedenen Medienunternehmen zu vernetzen, begeistert den Studenten aber auch die Bewerbungstipps, die so in der Schule nicht vermittelt werden. Vermittelt wurden Skills, auf die es ankommt, u.a. wie man sich Interessanter darstellt, aus der Masse heraussticht z.B. mit einem Video oder einer Demo-Audioaufnahme von sich selbst, um seine Persönlichkeit rüber zu bringen, anstatt eines einfachen Textdokumentes, resümiert Thifessen.

Wichtig ist immer, dass man Lust hat auf den Job, dass man neugierig ist und sich dann einfach bei uns meldet, sagt Mönikes von der „NW“ und macht mich ganz neugierig mit dem Satz „Noten sind bei uns eher unwichtig.“ Auch nicht in Deutsch? Fehler im Anschreiben sollten vermieden werden, auf die Abiturnote kommt es nicht an. Die meisten Kandidaten reichen Arbeitsproben ein – schriftlich – und so entsteht schnell der erste Eindruck, auch über die Rechtschreibung, sagt Mönikes und Tielsch ermuntert: „Habt Mut! Nie das Lächeln verlieren und dann wird es.“

Rahmenbedingungen

Die Medienhäuser stehen unter immer größeren Wettbewerb. Die Medienwelt wird immer härter internationaler, digitaler, dynamischer und deshalb sorgen die Landesregierung dafür, dass es faire Rahmenbedingungen gibt, sagt Nathanael Liminski, Medienminister in NRW.

Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei NRW (Quelle: © Medienanstalt NRW)
Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei NRW (Quelle: © Medienanstalt NRW)

Es ist mindestens genauso entscheidend, dass es junge Menschen gibt, die dieses Berufsfeld für sich persönlich ergreifen und deshalb sind Medienkarriere-Tage so wichtig. Radio begeisterte den Sohn des Deutschlandfunk-Journalisten Jürgen Liminski (†2021) schon immer, er schwankte zwischen Journalismus und der Politik: „Es ist vorläufig die Politik geworden, ob es noch mal der Journalismus wird, das wird die Zeit zeigen.“

Weiterführende Informationen