Am 24. Oktober 2024 veröffentlichte RAJAR die Hörerzahlen des 3. Quartals für Großbritannien, und die Ergebnisse zeigen deutliche Trends: Während große nationale Sender wie BBC und Global weiterhin breite Reichweiten verzeichnen, mussten einige BBC-Lokalradios Einbußen hinnehmen.
Die Gesamtreichweite des britischen Hörfunks bleibt stabil mit über 50 Millionen wöchentlichen Hörern. Allerdings fiel die Reichweite der BBC-Lokal- und Regionalsender auf 4,6 Millionen, ein Rückgang von 14 % im Jahresvergleich und 6 % gegenüber dem Vorquartal. Dies könnte auf die Umstrukturierungen und Stellenkürzungen der BBC zurückzuführen sein, was zu einer Reduzierung der lokalen Programmangebote führte. Im Gegensatz dazu verzeichneten große nationale Sender wie BBC Radio 2 und BBC Radio 4 stabil hohe Zahlen; die „Zoe Ball Breakfast Show“ bleibt mit 6,4 Millionen wöchentlichen Hörern die beliebteste Frühstückssendung im UK.
Besonders bemerkenswert ist das Wachstum von GB News Radio und TalkRadio, die im Lokalbereich kräftig zulegten. GB News Radio steigerte seine Hörerzahlen um 63 % im Jahresvergleich auf 518.000 wöchentliche Zuhörer und überholte damit Times Radio, das 478.000 Hörer erreichte.
Auch Boom Radio und Nation Radio zeigen eine positive Entwicklung im Lokalradiosegment: Boom Radio gewann 14 % neue Hörer und erreicht jetzt 621.000 Personen pro Woche, während Nation Radio in Schottland und Wales seine Reichweite signifikant ausbaute. Die Erfolge von Boom Radio und Nation Radio unterstreichen, dass auch spezialisierte oder lokal orientierte Formate weiterhin Wachstumspotenzial haben, solange sie die Zielgruppen gut ansprechen.
Die 20 meistgehörten Radioprogramme in Großbritannien (Reichweite in Mio.)
Platz | Programm | Q3 2024 | Q2 2024 | in % |
---|---|---|---|---|
1 | BBC Radio 2 | 13,31 | 13,47 | -1,2 |
2 | Heart Network | 9,79 | 9,64 | +1,6 |
3 | BBC Radio 4 | 9,00 | 8,84 | +1,8 |
4 | BBC Radio 1 | 8,18 | 7,78 | +5,2 |
5 | Greatest Hits Radio | 7,50 | 7,20 | +4,2 |
6 | Capital Network | 6,61 | 6,50 | +1,7 |
7 | Absolute Radio | 5,60 | 5,30 | +5,7 |
8 | BBC 5 Live | 5,40 | 5,13 | +5,3 |
9 | Smooth Radio | 5,30 | 5,22 | +1,5 |
10 | Magic Network | 4,10 | 3,95 | +3,8 |
11 | KISS Network | 4,00 | 3,88 | +3,1 |
12 | talkSPORT | 3,70 | 3,55 | +4,2 |
13 | BBC 6 Music | 2,72 | 2,75 | -1,1 |
14 | Radio X Network | 2,05 | 2,02 | +1,5 |
15 | BBC Radio 3 | 2,04 | 1,84 | +10,9 |
16 | Virgin Radio UK | 1,00 | 0,94 | +6,4 |
17 | Boom Radio | 0,62 | 0,54 | +14,8 |
18 | BBC Asian Network | 0,61 | 0,58 | +5,2 |
19 | GB News Radio | 0,52 | 0,46 | +13,0 |
20 | Times Radio | 0,48 | 0,45 | +6,7 |
Alle Angaben ohne Gewähr
Global, mit Sendern wie Heart, Capital und LBC, erreichte im dritten Quartal 2024 zum ersten Mal die 29-Millionen-Hörer-Marke pro Woche und verzeichnete damit einen beachtlichen Anstieg von 14 % im Jahresvergleich. Heart bleibt die führende Marke unter den kommerziellen Sendern und erzielte mit Heart Breakfast eine deutliche Steigerung auf 4,05 Millionen Hörer. Auch das Capital-Netzwerk profitierte von einer breiten Zielgruppenansprache und wuchs um 22,7 % gegenüber dem Vorjahr.
Bauer Media konzentriert sich auf spezialisierte Musikangebote und digital optimierte Kanäle. Hierbei waren vor allem das Greatest Hits Radio und KISSTORY erfolgreich, wobei KISSTORY als das meistgehörte digitale Radioprogramm einen wichtigen Meilenstein setzte. Durch den Fokus auf digitale Reichweite und spezialisierte Musikprogramme konnte Bauer seine Hörerzahlen ebenfalls deutlich erhöhen, wobei Greatest Hits Radio besonders vom wachsenden Interesse an Oldies-Formaten profitierte. Beide Gruppen zeigen, wie wichtig Diversifikation und digitale Strategien für den Erfolg in einem sich wandelnden Hörermarkt sind.
Bereits 74 % der wöchentlichen Hörstunden werden digital konsumiert.
Die aktuellen RAJAR-Daten zeigen auch, dass die Hörer in Großbritannien zunehmend digital Radio hören. Während der traditionelle UKW-Empfang nach wie vor stark genutzt wird, ist der DAB+ Empfang in vielen Regionen führend: Etwa 44 % hören über DAB+ Radios, während UKW nur noch rund 26 % ausmacht. Die verbleibenden 30 % verteilen sich auf alternative digitale Kanäle wie Smart Speaker (17 %) und Streaming via Apps (11 %) und TV (3 %), die besonders unter jüngeren Hörern an Beliebtheit gewinnen.
Lockerungen der Auflagen für kommerzielle Lokalradios
Im Oktober 2024 trat ein neues britische Mediengesetz in Kraft, das es kommerziellen Lokalradios nun erlaubt, ihre Programme flexibler zu gestalten. Sie müssen keinen regionalen Content mehr senden oder bestimmte Musikformate einhalten, sondern können ihre Inhalte frei wählen. Diese Regelung bezieht sich auch auf digitale Radiobetreiber, die nun ohne Genehmigung von Ofcom ihr Programm umgestalten können, solange sie lokale Nachrichten bereitstellen. Damit könnten die lokalen Programmanbieter wieder konkurrenzfähiger gegenüber den großen Radiogruppen werden.
(Grafik: © RAJAR / Ipsos / RSMB)
Quellen: MUSIC WEEK, RADIOTODAY, RAJAR