Patrick Lynen verlässt hr1

Die Gerüchte brodeln schon seit einigen Wochen. Nun ist es offiziell. Zum Monatsende gibt eine der bekanntesten deutschen Radiopersonalities die Moderation der Frühsendung bei hr1 ab. Wir haben Patrick Lynen für ein Kurzinterview am Telefon erreicht.

Patrick Lynen (Bild: hr1)
Patrick Lynen (Bild: hr1)

RADIOSZENE: Patrick, warum ist nun so überraschend Schluss?

Lynen: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

RADIOSZENE: Mag sein, aber warum gehst Du ausgerechnet jetzt? Schließlich seid Ihr über drei Jahre mit der Frühsendung sehr erfolgreich gewesen.

Lynen: Ja, und die Trendzahlen weisen auf einen weiteren Anstieg der Reichweite hin. Aber das muss man natürlich abwarten. Bei der MA ist das ja immer wie auf hoher See…
Für mich gilt die alte Regel: geh wenn es am Schönsten ist. Und momentan verändert sich der Sender noch einmal sehr stark. Nicht von allen Veränderungen, vor allem personellen Veränderungen, bin ich restlos überzeugt. Und dann geht man in Frieden und im Einvernehmen. Das ist mir sehr wichtig. Ich bin nicht der Typ für irgendwelchen Krawall. Ab Februar übernimmt Kollege Marco Schreyl erst einmal meinen Part. Aufgrund seiner zahlreichen Jobs im Fernsehen wird dies aber nur eine Übergangsregelung sein. Eine endgültige Entscheidung wird wohl in den nächsten Wochen getroffen.

RADIOSZENE: Was stört Dich an der künftigen Ausrichtung?

Lynen: Sagen wir es mal so: Das ist vielschichtig. Zuletzt blieb für meine Persönlichkeit weniger Raum. Klar, natürlich steht der Sender im Vordergrund. Aber ich möchte als Moderator auch noch atmen können. Naja, und dann werden in den Medien manchmal Personen wichtig, mit denen es im Zusammenspiel nicht so ideal läuft. Das ist wie im Fußball.

RADIOSZENE: Das klingt nach einem Haufen Probleme.

Lynen: Nein, das wäre maßlos übertrieben. Unter dem Strich dreht sich alles um zahlreiche nervenaufreibende Momente mit einer nun zentralen Person. Und diese Momente sind halt bei einem 12-Stunden-Tag und dem Moshow-Jetlag der berühmte Tropfen, der Gefäße zum Überlaufen bringen kann. Damit keiner was in den falschen Hals bekommt; ich mag die Kolleginnen und Kollegen bei hr1 sehr. Wir machen nun bis Ende Januar noch ein paar tolle Sendungen. Auch mit dem Wellenchef, Andreas Weber, hatte ich auch nie Probleme. Ihm danke ich ausdrücklich für eine sehr faire und absolut korrekte Zusammenarbeit. Das ist mir ganz wichtig.

Patrick Lynen (Bild: hr1)
Patrick Lynen (Bild: hr1)

RADIOSZENE: Und nun?

Lynen: Naja, ich hab sicher keine Langeweile und wieder mehr Zeit für Coaching, Beratung und Seminare. Und ich freue mich mehr Zeit mit der Familie und weniger Stress.

RADIOSZENE: Wird Dir gar nichts fehlen?

Lynen: Doch, absolut. Das Aufstehen um morgens um halb vier. Ernsthaft: Die Moderation der Frühsendung war und ist für mich eine Herzensangelegenheit. Und wenn sich eine neue Konstellation ergeben sollte, dann denke ich sofort neu. Moderation ist und bleibt meine größte Leidenschaft. Wobei das in der Frühsendung ja den eigentlichen Wortsinn perfekt trifft. Ein Job, der Leiden schafft. Aber: Never say never again.

RADIOSZENE: Also kann man Dich wieder „buchen“?

Lynen: Nein, buchen ist hier das falsche Wort. Ich habe mich nie als moderierender Lohnsöldner verstanden. Die Vorstellungen müssen auf beiden Seiten passen. Und dazu zählen: Ein gewisser Freiraum, kein billiger August, keine Hook-Bombardements und Multi-Claimeritis, keine 15 Hits am Stück, keine inhaltlichen Plattitüden und keine Bäckerblume-Berichterstattung. Und auch mit der akustischen Variante der Apotheken-Umschau hätte ich so meine Probleme. Und man sollte mir und meiner Arbeit mit Respekt und Wertschätzung begegnen – wie ich das mit anderen Menschen eben auch so mache. Das war zuletzt ein Problem.

RADIOSZENE: Das klingt aber für die heutige Radiolandschaft ziemlich anspruchsvoll.

Lynen: Mag sein, aber so war ich schon immer.

RADIOSZENE: Danke für das Gespräch.