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Radiomacher als Networker

Zusammenfassung des Panels „Innovation und Investoren gesucht“

Medientage MünchenUm das Privatradio in Deutschland für Werbekunden und Investoren attraktiver zu machen, müssen Radiosender, Mediaagenturen und Vermarktungskonsortien sowie die Medienpolitiker mehr miteinander kommunizieren und besser zusammenarbeiten. Daraus könnten innovative Sendeformate, der Aufbau der Sender zu medienübergreifenden Marken und die Vereinfachung der Gesellschafterstrukturen resultieren. Darüber waren sich die Experten beim Radiopanel der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN einig.

Norbert Hillinger
Norbert Hillinger

Im Impulsreferat stellte Norbert Hillinger, Senior Trend Analyst bei TrendOne, heraus, dass sich das Radio immer mehr mit modernen mobilen Kommunikationsmitteln und sozialen Netzwerken verlinke. Dabei gehe „der Trend weg vom Radio hin zu Audio als Kommunikationsform, die dem User ermögliche, zum Beispiel mit iPad-Apps Zusatzinformationen zur gerade gehörten Musikgruppe zu erhalten“. In Online-Communities stellten die user eine Playlist zusammen, wobei dann über die Reihenfolge der Einspielung der Songs abgestimmt würde. Personalisierung und Interaktion seien die entscheidenden Entwicklungen im Bereich Radio/Audio.

Christophe Montague
Christophe Montague

In der anschließenden Diskussion betonte Christophe Montague, Geschäftsführer von Radio NRJ Deutschland, dass die deutsche Mediengesetzgebung investorenfeindlich sei. Durch die Begrenzung des Anteils auf maximal 15 Prozent pro Gesellschafter sei die Anzahl der Gesellschafter eines Senders zu groß.
„Investoren wollen einfache Gesellschafterstrukturen. Je geringer die Anzahl der Gesellschafter, umso einfacher die Entscheidungsfindung im Unternehmen“, sagte Montague.

Wolfgang Schuldlos
Wolfgang Schuldlos

Wolfgang Schuldlos, Geschäftsführer von Zenithmedia, sieht in der Umwandlung von Radiosendern in Multichannel-Marken die größte Chance für das Radio, um aus seiner jetzigen „exotischen Position als Werbeträger gegenüber dem Fernsehen, Internet und Print“ herauszukommen. „Wir müssen weg von der Mono-Radio-Betrachtung hin zur medienübergreifenden Marke“, sagte Schuldlos. Ein Radiosender sei dann auch in den Online- und mobilen Medien präsent und stehe auch für Events, wie zum Beispiel Konzerte. So sei es möglich, die wichtige regionale Verankerung des Radios zu stärken und seine Bedeutung als Werbeträger auf die nationale Ebene zu erweitern.

Wolfgang Kröper
Wolfgang Kröper

Wolfgang Kröper, Geschäftsführer bei Betriebskultur Kommunikation, erklärte, dass im Werbemix der Unternehmen Radiowerbung keine wichtige Rolle spiele, da es an ansprechenden Werbeformaten fehle und die Werbespots zu sehr am Rande der Sendungen platziert seien. „Wir machen in unserer Fullservice-Agentur TV-Werbung im Radio. Das ist wie ein TV-Spot ohne Bild. Dafür gibt es kein Format“, sagte Kröper. Er stellte klar, dass die Dauer von Radiospots von bisher 15 bis 20 Sekunden auf sechzig Sekunden erhöht werden müsse, um den Kunden wirkungsvolle und aufmerksamkeitsstarke Radiowerbung anzubieten. Norbert Schmidt, Inhaber von Media Sales Management, bestätigte, dass sich Radiowerbung in Richtung Storytelling entwickeln müsse, wozu längere Spots und neue Werbeformate notwendig seien. Dazu seien die Radiomacher aber zu ängstlich und „es braucht mutige Landesmedienanstalten, die auch mal Lizenzen auslaufen lassen und kompetentere Radiomacher ranlassen“, appellierte er an die Medienpolitik.

Hans-Dieter Hillmoth
Hans-Dieter Hillmoth

Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer & Programmdirektor bei Radio/Tele FFH, widersprach Schmidt und sagte, dass die Radiosender täglich experimentierten und mit dem Prinzip „trial and error“ versuchten, das Medium interessanter zu machen, zum Beispiel durch die Integration sozialer Netzwerke. „Aber niemand nimmt es wahr“, bedauerte Hillmoth. Für ihn liegt der große Vorteil des Radios in der Nähe zum Hörer und zum Werbekunden. Diese Nähe müsse durch Moderation und Interaktion gestärkt werden, um dem Radio mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Radio ist für Werbekunden nicht sexy. Radio wird sexy durch neue Formate und die Verknüpfung mit anderen Medien“, sagte Hillmoth. Um das zu erreichen, müssten die Zusammenarbeit der Sender und die Kommunikation zwischen Sender, Mediaagenturen und Kreativen besser werden.

Audioaufzeichnung des Panels „Innovation und Investoren gesucht“:
[podcast]http://www.medientage.de/mediathek/audioservice/files/mp3/audio_192.mp3[/podcast]

XPLR: MEDIA Radio-Report