SWR2 Hörspielpreis für Autor Lamin Leroy Gibba

Lamin Leroy Gibba (Bild: © Jerry Joe)
Lamin Leroy Gibba (Bild: © Jerry Joe)

Autor Lamin Leroy Gibba erhält für „Doppeltreppe zum Wald“ den SWR2 Hörspielpreis 2023. Das Stück nimmt individuelle Erfahrungen von Schwarzen Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind, in den Fokus. Es geht um Identität, Verlust, Rassismuserfahrungen, Empowerment, Sexualität und Verdrängung. Der SWR2 Hörspielpreis wird seit 2021 jährlich an eines der noch nicht uraufgeführten Stücke aus dem Autor:innenwettbewerb des Heidelberger Stückemarkts verliehen. Das Gewinnerstück wird vom SWR als Hörspiel produziert, die Ursendung findet beim nächsten Stückemarkt statt. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden. Die Entscheidung traf die Wettbewerbsjury des diesjährigen Heidelberger Stückemarkts, Sapir Heller, Elvin İlhan, Christiane Lutz, Jürgen Popig und Ulrike Syha, zusammen mit Manfred Hess, Chefdramaturg der SWR2 Hörspielabteilung. Das Gewinnerstück aus dem Jahr 2022, Leo Meiers „Zwei Herren von Real Madrid“ ist aktuell in der ARD Audiothek abrufbar.

Lamin Leroy Gibbas „Doppeltreppe zum Wald“ überzeugt die Jury durch Humor, Handwerk und Kunstsinn: „Ort des Stücks ist ein in Deutschland gelegener Garten, in dem eine Party stattfindet. Zu der sind nur Leute eingeladen, die sich auszeichnen müssen – als BPoC, als Black People of Colour. Sie haben verschiedene Berufe und sexuelle Vorlieben; sie sprechen über ihre moralischen Ansprüche und Lebensentwürfe. Schnell wird aber auch klar: Bei den Versuchen, wirklich miteinander zu reden, kreisen sie zumeist um sich selbst, treten selten wirklich in Kontakt zueinander im ‚Safer Space‘, den sie beschwören. Nur, weil Menschen eine ähnliche Hautfarbe haben, macht sie noch lange nicht automatisch zu ähnlichen Menschen, die einander bedingungslos verstehen – in diese wohlfeile Annahme sticht Gibbas Text hinein. Ihm gelingt das Kunststück, das ernste Thema Rassismus gegenüber BPoC mit einer Leichtigkeit und, ja, mit Humor zu schildern, dass es eine Freude ist, den schnell aufeinander folgenden Szenen zu folgen.“

Lamin Leroy Gibba (* 1994) wuchs in Hamburg auf und studierte Schauspiel und Film an der New School Universität in New York. Bereits während seines Studiums spielte er an Theatern und realisierte eigene Kurzfilme. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Filmemacher und Schauspieler und bringt mit diesem Theatertext sein erstes Stück heraus. Es macht Erfahrungen erlebter Reflexion zugänglich und zeigt die jetzige Gesellschaft aus einer postmigrantischen Perspektive.

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