Beantragt ENERGY mit Arabella-Frequenzen die österreichweite Zulassung?

Energy_oesterreich_SmallDie öster­rei­chi­sche Rundfunkbehörde KommAustria hat jetzt  grü­nes Licht für ein wei­te­res bun­des­wei­tes Privatradio, neben KRONEHIT, gege­ben.  Seit ver­gan­ge­ner Woche  kön­nen sich die Privatradiosender für eine öster­reich­wei­te  Radiozulassung bewer­ben. Dass die Ausschreibung um drei  Monate vor­ge­zo­gen wor­den ist, begrün­det KommAustria-Chef Michael Ogris damit, „dass aus dem Markt signa­li­siert wur­de, dass sich Rundfunkveranstalter zu einer Kette zusam­men­schlie­ßen könnten”.

Weniger kryp­tisch for­mu­liert:  Radio Energy hat­te zuletzt beson­ders star­ke Signale in die­se Richtung aus­ge­sen­det. Der fran­zö­si­sche Radiokonzern betreibt in Österreich bereits in Wien, Salzburg und Innsbruck Sender und will die  vier stei­ri­schen Radiosender des von der SPÖ kon­trol­lier­ten Medienhauses  Leykam über­neh­men. Der Deal  ist  vor weni­gen Tagen  bei der Wettbewerbsbehörde zur Prüfung ange­mel­det wor­den. Energy Geschäftsführerin Aline Basel hat­te zudem bereits Mitte Juli gegen­über RADIOSZENE ihre Pläne für ein bun­des­wei­tes Radio bestä­tigt (vgl. ENERGY über­nimmt Radio Graz). Auch im Branchenblatt Medianet heißt es: „Insider ver­mu­ten, Radio Arabella und Energy dahinter (…)“.

Ob Energy die der­zei­ti­ge Ausschreibung der Radiobehörde, die bis 15. Februar 2011 läuft, tat­säch­lich  nut­zen wird, war trotz mehr­ma­li­gen Nachfragens nicht in Erfahrung zu brin­gen. Eines steht jeden­falls fest: Energy kann mit sei­nen der­zei­ti­gen Sendestandorten die Voraussetzungen, die für den Antrag auf eine  bun­des­wei­te Lizenz not­wen­dig sind,  nicht erfüllen.

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Wichtigste Bedingung  für eine öster­reich­wei­te Zulassung ist näm­lich, dass der Bewerber  mit sei­nen Sendern 60% der öster­rei­chi­schen Bevölkerung, also rund fünf  Millionen Personen, tech­nisch erreicht.  Selbst mit dem geplan­ten Zukauf der Leykam-Sender ist Energy von die­sen 60% noch weit ent­fernt. Wobei es über­haupt frag­lich ist, ob die stei­ri­schen Sender – auf­grund  der­zeit lau­fen­der Verfahren – über­haupt in eine bun­des­wei­te Zulassung ein­ge­bracht wer­den können.

Für eine bun­des­wei­te Zulassung braucht Energy also Partner, sprich Radiosender mit  mög­lichst gro­ßer tech­ni­scher Reichweite, die in Gebieten sen­den, wo Energy noch nicht ver­tre­ten ist. In der recht über­schau­ba­ren öster­rei­chi­schen Privatradiolandschaft  ist die Auswahl dabei nicht gera­de groß. Vor allem in den bevöl­ke­rungs­rei­chen Bundesländern Nieder- und Oberösterreich  braucht  Energy  unbe­dingt Sender,  um die not­wen­di­ge fünf Millionenmarke kna­cken zu kön­nen. Als Partner wür­den sich dabei die  Oldie/Soft-AC Sender von Arabella anbie­ten.  Die Radiokette, an der die bay­ri­sche Oschmann-Gruppe und der Vorarlberger Verleger Eugen Russ betei­ligt sind, betrei­ben unter ande­rem Sendestandorte in Linz  und meh­re­re in  Niederösterreich.

Aber auch hier herrscht der­zeit Funkstille. Trotz Nachfragens woll­te Arabella gegen­über RADIOSZENE bis dato kei­nen Kommentar abge­ben. Gründe für die­se  Zurückhaltung könn­ten in dem der­zeit  eben­falls lau­fen­den Zulassungsverfahren  für die Wiener Arabellafrequenz 92,9 MHz lie­gen. Eine Beteiligung an einem bun­des­wei­ten Radio, könn­te die Wiederzulassung in Wien gefähr­den. Gegenüber Medianet sag­te Arabella-Chef Wolfgang Struber vor eini­gen Tagen: „Hören tut man viel. Und es soll immer wie­der Bestrebungen geben. Aber Radio Arabella ist sicher nicht dabei. Derzeit haben wir ein star­kes Lokal- bzw. Regionalradio in Wien und aus mei­ner Sicht gibt es kei­nen Grund, etwa Wien ein­zu­brin­gen.“ Davon, dass Arabella sei­nen Wiener Sender in eine bun­des­wei­te Zulassung  ein­brin­gen will, war aber ohne­hin  kaum jemand ausgegangen.

Das Sendernetzwerk  HiT FM mit sei­nen Sendestandorten in Niederösterreich und dem Burgenland wäre eben­falls ein idea­ler Partner für Energy. Geschäftsführer Christoph  Lenzbauer hat aller­dings  gegen­über RADIOSZENE klar­ge­stellt, dass sich HiT FM nicht an einem neu­en bun­des­wei­ten Radio betei­li­gen wird.  In Oberösterreich kämen noch die Welle1 oder LoungeFM in Frage. LoungeFM-Macher Florian Novak will mit sei­nem Sender aber selbst expan­die­ren, Welle 1 Eigentümer Stefan Prähauser war  für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Dass das erfolg­rei­che ober­ös­ter­reich­wei­te  Life Radio  oder eine der reich­wei­ten­star­ken  „Antennen“  in der Steiermark, Kärnten oder Vorarlberg bei einem bun­des­wei­ten Radio  mit­ma­chen,  ist extrem unwahr­schein­lich. Und  die Antenne-Sender der Fellner-Brüder kom­men als Partner schon des­halb nicht  in Frage, weil  sie über­all dort sen­den (Wien, Salzburg, Tirol) wo Energy ohne­hin schon Standorte hat.

Ein mög­li­cher und rea­lis­ti­scher Partner für Energy wären noch die bei­den Harmonie-Schlagersender in Kärnten. Noch sind das aber nur Mutmaßungen. Ein  zwei­ter öster­reich­wei­ter Privatradiosender wür­de jeden­falls die Vielfalt an Sendern und Programmen in Österreich etwas redu­zie­ren, die Privatradiobranche aber ins­ge­samt – auch gegen­über dem ORF – stärken.