Fast etwas aus dem Verborgenen heraus, aber doch sehr konsequent, hat der Berliner Privatsender 104.6 RTL sein Portfolio an Musik-Streams zuletzt vehement aufgestockt. Waren es im Januar 2022 gerade einmal 23 Kanäle, so sind heute auf der Online-Plattform des Senders über 90 Angebote zu finden! Alle thematisch fein sortiert und kuratiert – nach Rubriken wie „Die besten neuen Hits“, „RTL Greatest Hits“, „RTL Lifestlye“, „RTL-Weihnachts-Welt“, „Family“, „Nicht verpassen“, „Dreh das Radio auf“, „Perfekt durch den Tag“, „Radio-Genre-Streams“, „Kids Radio“ oder „Wie die Zeit verfliegt“. Bemerkenswert sind ebenfalls die 24 KünstlerInnen-Streams – von AC/DC bis Robbie Williams. Mit diesem professionell aufgestellten Angebot bietet 104.6 RTL seinen Hörern eine kostenfreie Alternative zu Streaming-Anbietern wie Spotify oder Apple Music und deren Bezahldiensten.
Auch beim – ebenfalls zum Berliner RTL Audio Center gehörenden – 105’5 Spreeradio wurde am Ausbau der Webradio-Kanäle gebastelt: hier wuchs die Flotte seit Anfang 2022 von 15 auf heute 36 Musikstreams an! Wobei die musikalische Auswahl der verfügbaren Angebote hier eher auf die etwas ältere Hörerschaft des Senders zugeschnitten ist.
Im Gespräch mit RADIOSZENE Mitarbeiter Michael Schmich erläuterte Marc Haberland, Geschäftsführer des RTL Audio Centers Berlin, die Hintergründe der digitalen Expansion.
RADIOSZENE: 104.6 RTL hat in diesem Jahr das Portfolio seiner Webstreams auf über 90 Kanäle massiv ausgebaut. Was sind die Gründe für diese Aufstockung?
Marc Haberland: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hört regelmäßig Online-Audio-Inhalte – und unsere Kernkompetenz Musik ist dabei die Nr.1 der genutzten Inhalte. Für diese Nachfrage wollten wir ein Angebot machen, das bei HörerInnen keine Wünsche offenlässt und gleichzeitig den hohen Erwartungen an eine Leuchtturm-Brand wie 104.6 RTL gerecht wird. Das ist mit dieser großen Zahl an sorgfältig kuratierten Webstreams gelungen – und das für die User völlig kostenlos.
Natürlich versprechen wir uns davon eine steigende Nutzung unserer Webstreams, und damit einhergehend auch eine entsprechende Monetarisierung.
RADIOSZENE: Nach welchen Kriterien wurden die neuen Angebote ausgesucht, welche thematischen Bereiche decken sie ab? Es gibt ja offensichtlich kaum ein populäres Musikspektrum auf das Ihre Hörer verzichten müssen …
Marc Haberland: Das RTL Audio Center verfügt über eine extrem erfahrene und breit aufgestellte Musik-Redaktion mit aktuell 14 Musik-RedakteurInnen, unter der Leitung von Vivian Pickelmann und Julia Wechler.
Dieses Team schöpft nicht nur aus den Erfahrungen mit 104.6 RTL, sondern auch aus der Arbeit mit allen Mandanten, die wir in ganz Radio-Deutschland mit Musik-Strategie und Planung beliefern. 105’5 Spreeradio, 93,6 JAM FM, 89.0 RTL, Radio Brocken, ToggoRadio, um nur einige zu nennen.
Durch diesen Erfahrungsschatz deckt das Team bereits ein sehr großes Musikspektrum ab. Zusätzlich haben wir den Streamingmarkt beobachtet und analysiert welche Genres besonders gut laufen, aber welche Lücken es vielleicht noch gibt. Und wo wir durch eine handverlesene Kuration – zusätzlich zu allen vorhandenen technologischen Informationen – einen Qualitätsunterschied machen können.
Die jetzt vorhandenen Streams sehen wir als fluides Angebot, das heißt wir launchen ständig neue Streams, zum Beispiel mit saisonalen Ansätzen oder reagieren auf Trends. Und genauso nehmen wir auch schnellentschlossen Genres wieder vom Markt, wenn wir feststellen, dass kein gesteigertes Interesse vorhanden ist.
RADIOSZENE: Beinhalten die Channels auch Nachrichten und Moderation beziehungsweise sind auch wort-orientierte Kanäle wie Hörspiele oder moderierte Sendungen geplant?
Marc Haberland: Bislang liegt der Fokus klar auf der Musik, auch wenn wir in anderen Projekten schon vereinzelt moderierte Streams für bestimmte Zielgruppen anbieten. Wir werden sicher in alle Richtungen weiter experimentieren und Neues ausprobieren.
RADIOSZENE: Gibt es bereits Erkenntnisse wie intensiv die digitalen Kanäle genutzt werden?
Marc Haberland: Da muss ich noch um Geduld bitte. Um Erkenntnisse zu veröffentlichen ist es noch zu früh. Wir sind ja gerade erst gestartet. Vielleicht so viel – es beginnt, uns Spaß zu machen.
In Hessen dürfen sich primär die jungen Hörer auf eine gestiegene Zahl an neuen Musikkanälen freuen. So verkündete in der vergangenen Woche das zur Mediengruppe Radio/Tele FFH gehörende planet radio die Erweiterung seines Webradio-Portfolios auf nun über 30 neue Channels (RADIOSZENE berichtete). Dazu gehören Streams, die das lineare planet radio-Programm jetzt neu mit unterschiedlichen Stimmungen versehen – also sogenannte “Mood-Channels“ aber auch Genre- sowie eine gute Zahl an “Star-Channels“. Hier erstreckt sich die Bandbreite der Künstlerkanäle (entsprechend der Hörerschaft von planet radio) von Justin Bieber über David Guetta bis Harry Styles.
Über die 30 neuen Streams hinaus hat der planet-Hörer über die App mit einem Klick zusätzlichen Zugang auf 37 weitere Musikstreams von HIT RADIO FFH und harmony.fm. Bis zum Start seiner „Herbst-Offensive“ hielt sich die Zahl der verfügbaren Web-Streams bei planet radio mit fünf bisherigen Kanälen eher in Grenzen.
Unangefochtener Spitzenreiter unter den Radioanbietern bleibt Klassik Radio mit weit über 250 (mehrheitlich bezahlpflichtigen) Spartenstreams.