Nachdem der Westdeutsche Rundfunk ein Gehälter-Outing der Intendanten ins Rollen gebracht hat, zogen nach und nach auch die anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten nach und veröffentlichten die Gehälter ihrer Intendantinnen und Intendanten. Um sich nicht in vielen kleinen Einzelmeldungen zu verzetteln, fasst RADIOSZENE nun alle Gehälter in einer eigenen Hitparade zusammen.
Die Intendanten-Gehälter der ARD
Platz | Name | Sender | Jahresgehalt |
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1 | Thomas Gruber | BR | 310 000 Euro |
2 | Monika Piel | WDR | 308 000 Euro |
3 | Lutz Marmor | NDR | 286 000 Euro |
4 | Udo Reiter | MDR | 276 891 Euro |
5 | Peter Boudgoust | SWR | 273 000 Euro |
6 | Dagmar Reim | RBB | 220 000 Euro |
7 | Helmut Reitze | hr | 215 000 Euro (lt. Focus) |
8 | Fritz Raff | SR | 210 000 Euro |
9 | Erik Bettermann | DW | 207 000 Euro |
10 | Jan Metzger + PD Dirk Hansen | RB | 297 000 Euro / 2 (?) |
Sind die Gehälter der Intendanten jetzt zu hoch oder zu niedrig?
Richtig ist: Es gibt Medienleute, die bedeutend mehr verdienen. Etwa die Geschäftsführer von RTL und ProSiebenSat.1. Etliche Geschäftsführer privater Radiosender. Der eine oder andere Moderator, gerade am Morgen. Ferraris können sich Intendanten nicht leisten, jedenfalls nicht von ihrem Gehalt. Sie müssen sich auch mit weniger Geld bescheiden als manche ihrer Mitarbeiter, deren Verträge sie unterschreiben. Leute wie Gottschalk, Will, Lanz & Co.
Bemitleiden muss man sie trotzdem nicht. Sie verdienen, das ist ja schon mehrfach bemerkt worden, mehr als die Bundeskanzlerin. Anders gesagt: Der Job eines Funk-Intendanten wird von Seiten der Landtage als höherwertig angesehen als der Job des Regierungschefs und eben entsprechend dotiert. Darin steckt durchaus eine Botschaft. Die nämlich, dass die Staatsmedien und ihre Verwalter den Ministerpräsidenten (die deutlich weniger Geld bekommen) eine Menge wert sind, weshalb sie auch so nervös die Reihen schließen, um bloß keine zu breite Debatte über die Gebühren (demnächst ja eher Rundfunksteuern) und die Zwangsbeglückung mit staatstragenden Nachrichten und Serienmist à la „Die Rettungsflieger“ zu entfachen.
Dass der Job eines Intendanten ein politischer Machtverwaltungsjob ist zeigen die aktuellen personellen Rochaden ja sehr eindrucksvoll. Da wird der Regierungssprecher und bisherige Staatssekretär Ulrich Wilhelm neuer Intendant des Bayerischen Rundfunks, zum Intendanten-Spitzensalär von 310.000 Euro und damit 111.000 Euro mehr als seine Ex-Chefin. Auf dessen Stuhl rückte ZDF-Mann Steffen Seibert, der als Fernsehgesicht des zweiten Staatskanals auch vorher schon wie ein amtlicher Verkünder wirkte, wie ja auch frühere Umfragen enthüllten, dass die Mehrheit der Deutschen den einstigen Tagesschau-Sprecher Köpke ernsthaft für den tatsächlichen Regierungssprecher hielten.
Zu fragen wäre jetzt noch, welche Gehälter die anderen, noch verschwiegenen öffentlich-rechtlichen Anstalten für ihre Chefs ausgeben dürfen, von denen es ja ebenfalls in jedem Bundesland eine gibt, nämlich die Medienbehörden, die die Lizenzen für die Privatfunker vergeben. Auch hier handelt es um öffentlich-rechtliche Körperschaften, die aus dem GEZ-Aufkommen finanziert werden. Es wäre gewiss sehr unterhaltsam, zu erfahren, was deren Chefs verdienen. Ich würde vermuten, die Unterschiede klaffen hier noch bedeutend weiter auseinander als bei den ARD- und ZDF-Sendern. In einem Fall gab es ja vor ein paar Jahren schon einmal eine hübsche Diskussion um die Frage, ob ein A8 ein angemessener Dienstwagen sei. Wetten, dass dessen ehemaliger Nutzer auch der Spitzenverdiener unter den Medienanstalten ist?
Christoph Lemmer arbeitet als freier Journalist in Berlin.
E-Mail: christoph@radioszene.de