Die polnische Landesmedienanstalt KRRiT möchte den analogen UKW-Hörfunk zwischen 31. Dezember 2026 und 2030 abschalten. Ende August startete die Anstalt eine 17-tägige öffentliche Anhörung. Rundfunkveranstalter und Verbände laufen Sturm gegen die Pläne.
Polskie Radio Marktanteil im freien Fall
Das DAB+ Netz ist in Polen schlecht ausgebaut, mehr als zwei Drittel der Bevölkerung könnten maximal 12 Programme von Polskie Radio (PR) empfangen. Die öffentlich-rechtliche Anstalt sollte der Wegbereiter für DAB+ sein. Die Anstalt hat allerdings ein gravierendes Problem, der Marktanteil aller ihrer Programme ist innerhalb von fünf Jahren von 21,2% auf 12,8% im Jahr 2021 gefallen. Die Hörer wenden sich ab, statt neue DAB+ Empfänger für noch mehr PR-Programme zu kaufen. Sie wechseln zu kommerziellen Anbietern.
Kommerzielle Anbieter profitieren
Größter Gewinner ist die kommerzielle RMF-Gruppe. Die Nummer 1 in Polen konnte im gleichen Zeitraum ihren Marktanteil von 30,6% auf 36,2% steigern. Die größten vier kommerziellen Hörfunkveranstalter hatten im vergangenen Jahr einen Marktanteil vom 75,3 %. Sie eint seit 10 Jahren die Ablehnung von DAB+.
An Kandidaten für DAB+ fehlt es in Polen jedoch nicht, die KRRiT schrieb am 20. Mai 2019 sieben Stadtmultiplexe aus. Bis zur Aufschaltung der ersten Programme vergingen über 960 Tage. Weitere 27 Multiplexe sollten ausgeschrieben werden, das geschah jedoch nicht. Stattdessen schrieb die KRRiT am 15. Februar 2022 einen landesweiten Multiplex aus. Auf neun verfügbare Plätze meldeten sich acht Bewerber, drei Plätze werden für Polskie Radio freigehalten. Nach fünf Monaten hat die KRRiT das Verfahren auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
Die öffentliche Anhörung
Die KRRiT sieht die Notwendigkeit die DAB+ Einführung in Polen zu beschleunigen, um eine Weiterentwicklung des Radiomarktes zu ermöglichen, heißt es in ihrer Stellungnahme, die die Grundlage für die öffentliche Anhörung ist.
„Der Simulcast-Zeitraum sollte lang genug sein, um den Hörfunkmarktteilnehmern die Möglichkeit zu geben, sich an den neuen Standard anzupassen, und kurz genug, damit die finanzielle Belastung durch die Notwendigkeit der Doppelausstrahlung nicht zu lange anhält.“
Die KRRiT möchte die Belastung für den Simulcast erfassen, dazu sollen Netzbetreiber die Kosten für die Programmveranstalter kalkulieren, die Veranstalter die Einnahmen aus Werbung und Sponsoring schätzen, den Modernisierungsbedarfs für die Aufrechterhaltung des analogen Netzes benennen und Zeit erhalten, um neue Programmangebote zu entwickeln. Es soll auch ein Netzaufbauplan verabschiedet werden, der den Kauf von Ausrüstung und die Anpassung von Sendeanlagen berücksichtigt.
Die Ausstrahlung der Hörfunkprogramme von Polskie Radio kostet auf UKW umgerechnet ca. 17 Mio. Euro, die Kosten für das heutige DAB+ Netz werden auf 1,9 Mio. beziffert. Nach dem Endausbau des DAB+ Netzes sollen diese 25% der Kosten für die analoge Ausstrahlung betragen.
„Die von der BBC und dem Bayerischen Rundfunk durchgeführte Untersuchung zeigen, dass die Einstellung des analogen Rundfunks es ermöglicht, den Strombedarf um 75% oder sogar 90% pro Radioprogramm zu senken. Diese Tatsache veranlasst die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender, über die Möglichkeit nachzudenken, die Frist für die Abschaltung analoger Ausstrahlung auf Ende 2024 zu verkürzen. Abgesehen vom rein finanziellen Aspekt ist Energiesparen ein einfacher Weg, dem Klimawandel entgegenzuwirken,“
heißt es in der Stellungnahme.
Empörung kommerzielle Anbieter
Radio Kołobrzeg sendet auf UKW in dem gleichnamigen und bei deutschen Senioren beliebten Kurort an der Ostsee. Im September 2021 verlängerte die KRRiT die Konzession des Senders über den vorgeschlagenen UKW-Abschalttermin bis 1. Dezember 2031 hinaus. Wir nahmen an der öffentlichen Anhörung nicht teil, sagt Jerzy Zemanek, Vorstandsvorsitzender von Radio Kołobrzeg, gegenüber RADIOSZENE. DAB+ nehmen wir nur wahr, weil der Sender der öffentlich-rechtlichen Anstalt im gleichen Technikgebäude am Sendemast untergebracht ist wie unsere UKW-Technik. Unsere Lizenz enthält keine Anmerkung auf eine kürzere Nutzung der UKW-Zulassung oder gar einen Simulcast-Betrieb.
Meine private Befürchtung ist, dass es, wenn UKW abgeschaltet wird, ein Sendersterben geben wird oder die unabhängigen Sender sich den großen Netzwerken wie Eska und RMF Maxx anschließen werden müssen. Die Einführungskosten sind zu hoch und wir werden dann auf einen Netzbetreiber angewiesen sein. Wir befürchten dann auch einen Rückgang der lokalen Werbeeinnahmen, schreibt Zemanek.
In einem „Green Book“ genannten Gutachten prüfte die KRRiT Frequenzbedarfe für alle polnischen Hörfunksender. Für Radio Kołobrzeg würde eine DAB+ Frequenz einzeln koordiniert werden, denn in der Region gibt es keine anderen Lokalsender, die sich zusammenschließen könnten. Die Kosten könnten also nicht auf viele Veranstalter umgelegt werden.
Weekend FM, der Lokalsender aus Chojnice in Pommern hat im vergangenen Jahr seine Zulassung verlängert. „Die uns erteilte Konzession enthält keine Informationen, dass wir unsere UKW-Frequenzen nicht bis zum Ablauf der Zulassung nutzen dürfen“, schreibt Vorstandsvorsitzender und Chefredakteur Arkadiusz Jażdżejewski auf RADIOSZENE-Anfrage. „Dieses unvorhergesehene Projekt der KRRiT, setzt einen kostspieligen Simulcast voraus und endet mit einer kompletten Einstellung der UKW-Ausstrahlung während der Lizenzlaufzeit. Das hat uns völlig überrascht und ist für uns schwer nachvollziehbar. Wie auch andere Lokalsender sind auch wir besorgt, dass die neuen Multiplexe unser Sendegebiet nicht vollständig widerspiegeln werden.“
Bei der Aufteilung der DAB+ Sendegebiete orientierte sich die Netzagentur UKE an den Verwaltungsgrenzen und nicht an den heutigen Verbreitungsgebieten oder Lebensräumen. Weekend FM sendet in zwei Wojewodschaften und müsste in zwei Multiplexe einziehen. „Wir haben unsere Einwände gegen die Pläne einzeln und zusätzlich im Rahmen der Stellungnahme von Eurozet gemeinsam mit dem Zusammenschluss „Unabhängiger Sender“ an die KRRiT geschickt“, ergänzt Jażdżejewski.
RMF FM
Die RMF Gruppe ist weiterhin skeptisch und hält DAB+ für veraltet, schreibt Pressesprecher Krzysztof Głowiński auf RADIOSZENE-Anfrage. RMF FM hat sich um eine landesweite DAB+ Konzession beworben, dennoch glaubt die Gruppe, dass DAB+ keine Vorteile den Hörfunkanbietern und Hörern bringt. Es scheint nicht wirklich möglich, dass in den nächsten Jahren alle Hörer in Polen, und es sind fast 20 Millionen täglich, alle ihre Radioempfänger durch DAB+ Empfänger ersetzen können. Es ist unwahrscheinlich, dass in so kurzer Zeit ein vollständiges Netz von Multiplexen aufgebaut werden kann, dass das ganze Land abdeckt und dank dessen das digitale Signal allen Polen zur Verfügung steht.
Eurozet
Die zweitstärkste Radiogruppe Eurozet fordert, dass der Digitalisierungsprozess von Grund auf neu beginnen sollte. Der Übergang von der analogen zur digitalen Hörfunkübertragung soll systematisch und transparent erfolgen, d. h. auf der Grundlage der von den Marktteilnehmern postulierten, zwischen allen interessierten Parteien vereinbarten Digitalisierungsstrategie, die die Interessen von Hörern, Rundfunkveranstaltern und Multiplexbetreibern respektiert und berücksichtigt. Auch die sozioökonomischen Realitäten müssen berücksichtigt werden.
Der aktuelle Vorschlag der KRRiT kann unterdessen zu einer erheblichen informationellen und sozialen Ausgrenzung der ärmsten Bevölkerungsgruppen führen, zieht keine Schlüsse aus dem kürzlich abgeschlossenen problematischen Prozess der Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 und bedroht verfassungsmäßige Werte, die ebenfalls im EU-Recht geschützt sind. Der Entwurf diskriminiert private Programmveranstalter gegenüber öffentlich-rechtlichen Sendern.
Damit meint der Betreiber von Radio Zet, antyradio, chilizet, meloradio und Radio Plus die unterschiedlichen Versorgungsgrade, die die KRRiT für die öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Sender als UKW-Abschaltkriterium voraussetzt. Die Öffentlich-Rechtlichen sollen 90% und die kommerziellen Anbieter 80% der Bevölkerung mit DAB+ versorgen, also weit weniger als heute auf UKW. Radio Zet erreicht auf UKW ca. 91% und RMF FM 95% der Bevölkerung.
Die Hörer müssen durch Werbekampagnen miteinbezogen werden, fordert Eurozet. Es sollen realistische Kriterien für die Umsetzung der einzelnen Einführungsstufen und die technischen Bedingungen definiert werden. Die Sender sollten während des Simulcasts finanziell unterstützt und Grundsätze für die Auswahl des Betreibers eines landesweiten Radio-Multiplexes festgelegt werden. Gewünscht wird auch die Einberufung einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern von allen Hörfunkanbieter, Netzbetreibern, KRRiT, UKE und der Kanzlei des Ministerpräsidenten, um die obige Strategie zu entwickeln. Eurozet sei bereit, an der Arbeit dieser Gruppe teilzunehmen.
MOC FM
Der Arbeitgeberverband der nationalen, überregionalen und lokalen Hörfunkanbieter MOC FM hat seine 10-seitige Stellungnahme zur UKW-Anschaltung veröffentlicht und fasst darin den gesamten Prozess seit 2011 zusammen. Wie bereits der Oberste Rechnungshof fordern auch MOC FM, die KRRiT soll einen nationalen Digitalisierungsplan erstellen. Der Abschalttermin wurde willkürlich und ohne Angabe von Argumenten festgelegt, moniert der Verband. Die Hörfunkanbieter fühlen sich übergangen. Dass eine öffentliche Anhörung ein Weg einer Anstalt ist, mit den Veranstaltern ins Gespräch zu kommen, erkennen Sie nicht.
Der Hörfunkmarkt werde für immer und unumkehrbar vernichtet, wenn der Abschalttermin eingehalten wird. Wie am Beispiel vieler europäischer Länder zu sehen ist, wird der Hörfunk derzeit stark von digitalen Medien, insbesondere dem Internet, verdrängt. Dieser Prozess ist zwar nicht so schnell wie bei der klassischen Presse, aber deutlich spürbar. Der „Switch-Off“ wird diesen Trend verstärken und sich destruktiv auf die ganze Branche auswirken, glaubt der Verband.
Die Diskussion über DAB+ zwischen KRRiT und den Marktteilnehmern verlief zunächst vorbildlich, konstatiert MOC FM. Die Konsultationen wurden angekündigt, Gespräche geführt, jede Partei hatte angemessen Zeit um Stellung zu beziehen. Das letzte Dokument, dass die KRRiT-Ziele bezüglich DAB+ beschreibt, ist die am 1. März 2018 veröffentlichte „Regulierungsstrategie für die Jahre 2017-2022“. Darin setzt sich die KRRiT das Ziel die Bedürfnisse der Rundfunkveranstalter beim Übergang vom analogen zum digitalen Rundfunk zu berücksichtigen, sowie die größtmögliche Stabilität des Hörfunkmarktes aufrecht zu erhalten.
Bei der Digitalisierung des Fernsehens wurde ein Gesetz zur Einführung des terrestrischen Fernsehens in Absprache mit den Rundfunkanstalten verabschiedet. Die Zuschauer wurden auf die Umstellung vorbereitet. Für die Digitalisierung des Hörfunks fordert der Verband ein ähnliches Vorgehen und fühlt sich ungleichbehandelt im Vergleich zu den Fernsehveranstaltern. MOC FM ging davon aus, dass DAB+ das Hörfunkangebot ergänzen und den analogen Hörfunk nicht ersetzt soll.
Alle an dieser Transformation Beteiligten stehen derzeit vor außergewöhnlichen Hausforderungen, die manchmal sogar ihre Existenz bedrohen. Die Abschaltung des analogen Hörfunks während des Krieges hinter der Ostgrenze, der Pandemie und der damit verbundenen Wirtschaftskrise scheint nicht die optimale Lösung zu sein. Die von der Wirtschafts- und Energiekrise betroffenen ärmsten Menschen werden möglicherweise nicht über Mittel verfügen, um digitale Empfangsgeräte zu kaufen. Ihr Zugang zu kostenlosen Informationen kann dadurch erheblich eingeschränkt werden, heißt es in der Stellungnahme.
Zur Erinnerung, der „Switch-Off“ soll erst zwischen 2026 und 2030 erfolgen, welche Probleme dann die Menschheit beschäftigen werden, vermag auch die beste Glaskugel heute nicht beantworten. Zur Einordnung: In Warschau haben die Hörer Zugang zu 30 Hörfunkprogrammen, während es in einigen ländlichen Gebiete gerade mal sieben Programme sind. Der kostenlose Zugang zu vielfältigen Informationen ist schon heute nicht flächendecken gegeben, könnte durch DAB+ verbessert werden. Die DVB-T-Einführung glich die Lebensverhältnisse in Polen an, auch die ländliche Bevölkerung erhielt einen kostenlosen Zugang zu 30 Fernsehprogrammen, scheint MOC FM zu übersehen.
„Der Entwurf deutete an, dass die meisten europäischen Länder die DAB+ Technologie als den einzigen Standard anerkennen, der die analoge Technologie ersetzen könnte. Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Aussage sachlich falsch ist.“ Einen Beleg dafür liefert MOC FM jedoch nicht.
Norwegen wird als Negativbeispiel für einen misslungenen „Switch-off“ herangezogen. Die Hörerzahlen sind um eine halbe Million Hörer durch die Abschaltung eingebrochen, führt MOC FM auf. Zur Wahrheit gehört, dass die Radionutzung in Norwegen zwischen 2017 und 2021 um 7 Prozentpunkte eingebrochen ist, in Finnland ohne einen „Switch-Off“ um 8 Prozentpunkte gefallen ist. In Schweden ist der Radiokonsum von 2018 auf 2019 um 12 Prozentpunkte gestiegen und seitdem sogar weiter auf 76% gewachsen, ein Wert der zuletzt 2007 erreicht wurde. Nach den Zahlen des norwegischen Kulturministeriums haben an einem durchschnittlichen Tag 47% der Bevölkerung im Alter von 9 bis 79 Jahren Radio gehört, laut Nielsen sind es 60,8% alle Einwohner ab 10 Jahren aufwärts.
300.000 DAB+ Empfänger in 10 Jahren in Polen verkauft
Kritik gibt es auch an der fehlenden Strategie für Lokalradios. Im „Greenbook“ zeigte die KRRiT die Frequenzbedarfe für kleine Stationen auf. MOC FM glaubt, dass die Lokalradios nach einer UKW-Abschaltung den Betrieb einstellen werden. Der britische Regulierer Ofcom, das niederländische Commissariaat voor de Media und die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien haben erfolgreich Small-Scale-DAB-Projekte eingeführt. Ein entsprechender Langzeit-Versuch wird auch in Polen von der Technische Universität Breslau in der Oder-Stadt durchgeführt.
Nur 0,16 % aller Polen hören Radio über DAB+
Für einen Programmveranstalter besteht derzeit keine Möglichkeit, die Kosten des digitalen Rundfunks vernünftig und zuverlässig abzuschätzen, heißt es in der Stellungnahme. Die geringeren Verbreitungskosten sind für die Programmveranstalter zum jetzigen Zeitpunkt nicht überprüfbar. Zuwenig ist über die Kosten von Polskie Radio bekannt, um diese auf die kommerziellen Anbieter zu übertragen. Ein Scheinargument, denn auch kommerzielle Anbieter senden bereits in Polen in sieben Multiplexen. Der Preis für die Konzession lässt sich anhand der Einwohnerzahl im Verbreitungsgebiet errechnen und die bereits aktiven Netzbetreiber versicherten auf Anfrage von RADIOSZENE, dass sie alle Programmveranstalter mit einer gültigen Lizenz gerne auch über DAB+ Kosten beraten.
Die Veranstalter sehen sich nicht in der Lage, die für den digitalen Rundfunk benötigten Stromkosten abschätzen, denn sie wissen nicht, wie das notwendige Sendernetz aussehen wird, wie viele Sender benötigt werden, wie groß die Senderdichte und wie hoch die Leistung der einzelnen Sender sein muss. Die niedrigeren Energiekosten in Deutschland sind nicht auf Polen übertragbar, denn es handelt sich um zwei getrennte Märkte mit jeweils eigenen Besonderheiten, die nicht vergleichbar sind.
Gefordert wird, dass die Marktdurchdringung ausschließlich zwischen DAB+ und UKW verglichen wird und Internetverbreitung nicht in die Digitalisierungsquote eingerechnet wird. MOC FM fragt, ob die 50%-Digitalisierungsquote für jeden Radiosender erfüllt sein muss, oder ein Durchschnitt von mehreren Sendern gebildet wird?
Warum DAB+ ausgerechnet jetzt beschleunigt eingeführt werden soll, fragt der Verband. Wer entscheidet überhaupt, ob die Ziele erreicht wurden und UKW abgeschaltet werden kann, auch das wurde nicht festgelegt. Die KRRiT erteilt weiterhin UKW-Konzessionen für 10 Jahre, also über den UKW-Abschalttermin hinaus, darin sieht MOC FM einen Widerspruch. Die Rundfunkveranstalter kalkulieren ihre Investitionen für den gesamten Zeitraum, kürzere Abschreibungszeiten für Investitionen können zu Schadenersatzansprüchen gegenüber der Staatskasse führen.
Gefordert wird, dass die KRRiT eine Digitalisierungsstrategie präsentiert, die alle Aspekte detailliert Schritt für Schritt beschreibt. Die heutige Hörfunklandschaft soll 1:1 in DAB+ nachgebildet werden, damit auch alle Lokalradios weder in einem kleineren, noch einem größeren Sendegebiet senden müssen. Auch MOC FM fordert für kommerzielle und öffentlich-rechtliche Anbieter die gleiche technische Reichweite von 90% und eine Digitalisierungsquote von 75% über DAB+, bevor UKW abgeschaltet wird. Zusätzlich sollen Mindestens 70% der in Polen angemeldeten Autos mit DAB+ Empfängern ausgestattet sein, bevor es zum Switch-Off kommt.
IAA Polska
In der Regulierungsstrategie habe die KRRiT das Versprechen abgegeben „die Bedürfnisse der Rundfunkveranstalter bei der Umstellung von analogem auf digitalen Rundfunk zu berücksichtigen und eine möglichst hohe Stabilität des Hörfunkmarktes zu wahren,“ erinnert auch die polnische Abteilung der International Advertising Association. Auch IAA vermisst die nationale Digitalisierungsstrategie. Eine 50% Digitalisierungsquote hält die IAA für zu gering, um UKW abzuschalten. Die Diskussion über die UKW-Abschaltung dürfe erst beginnen, wenn die Programmveranstalter über die digitale Verbreitung ausreichend Werbeeinnahmen garantieren, um ihren Verpflichtungen nachzukommen und die aktuelle Qualität des Programmangebots aufrechterhalten können. Die erworbenen Rechte sollen die Sender bis zum Ablauf ihrer Lizenz nutzen können und die KRRiT soll eine Werbekampagne finanzieren, fordert IAA Polska.
Kommentar
DAB+ ist veraltet und das seit 73 Jahren in Deutschland genutzte UKW nicht? Land auf, Land ab werden die gleichen Argumente vorgebracht. Wir können uns DAB+ nicht leisten, gehört auch dazu. Die KRRiT führte dieses Argument ad absurdum. Die 100 Watt-Frequenz 87,8 MHz in Danzig wurde für umgerechnet 1,07 Mio. Euro an die Mediengruppe Agora versteigert. Der reguläre Preis für eine Frequenz mit einer technischen Reichweite von 469.000 Einwohner beträgt 38.000 Euro. Eine landesweite DAB+ Zulassung kostet in Polen mit ca. 1,3 Mio. Euro nur unwesentlich mehr.
Jahrelang haben die größten Anbieter unabhängige Lokalradios aufgekauft, um diesen anschließend in ihre Netzwerke einzubinden. Noch immer glauben einige Lokalradiobetreiber, es kommt jemand mit einem großen Koffer voller Geld vorbei. Nein, das wird nicht passieren. Die Hörfunkkette Eska bewirbt sich längst um eine landesweite DAB+ Zulassung. Wird diese erteilt, kann sie ein Programm in ganz Polen verbreiten und sich die kostenintensiven Lokalradios sparen.
Um auf die technische Reichweite von RMF FM zu kommen, müsste ein Anbieter 22 Hörfunkketten wie ESKA, RMF MAXXX oder Meloradio, sowie zahlreiche Lokalradios aufkaufen und zusammenschalten. Technisch ist das unmöglich und wirtschaftlich nicht leistbar. Wer heute fragt, was DAB+ kosten wird, hat in den letzten 10 Jahren seine Hausaufgaben nicht gemacht. Wird UKW auf DAB+ 1:1 abgebildet, werden die heutigen Probleme von UKW auf DAB+ und somit in die Zukunft verschoben. Die Lösung für die Zukunft der Hörfunkbranche liegt nicht im Verhindern, sondern im Gestalten.