Wedel Software

Nic von Vogelstein ab heute täglich ab 12 Uhr bei Radio C Luxembourg

Ab heute gesellt sich ein weiterer Radiopionier zum Team von Radio C Luxemburg: Nic von Vogelstein. Er moderiert ab heute immer mittags von 12:00 und 14:00 Uhr die Sendung „Hi, noon“. RADIOSZENE hat da gleich mal nachfragt, was ihn dazu bewogen hat.

Nic Vogelstein Studio big

RADIOSZENE: Nic, Du warst in den 80er Jahren u.a. Radiopionier bei Radio C, das aus Südtirol in großen Teilen Süddeutschlands Rundfunkgeschichte geschrieben hat.  Ab heute geht’s quasi „back to the roots“ zu Radio C Luxembourg. Was ist dazwischen alles passiert in Deinem Radio-Life?

Nic von Vogelstein: Nope…ich habe nicht bei Radio C angefangen, sondern bei Radio Xanadu in München. Das war am 01.04.1984, als im Münchner Kabelpilotprojekt der erste offizielle Privatsender „on air“ ging, eigentlich ging er „on kabel“. Radio Xanadu 92.4 Logo (1984)Aber das Kabel im Pilotgebiet „strahlte“ und so konnte man das in diesen Gebieten tatsächlich im regulären Radio im Äther hören. Deshalb kam auch bald der erste FM-Sender an den Start, die 92,4, wo sich Sender wie Radio Xanadu, Radio M1 und Radio Aktiv die Frequenz teilten. Ich war also beim ersten offiziellen Piepton des offiziellen Privatradios on air. Erst nach dem 01.04.1984 kamen dann all die anderen Sender hinzu…(ausser die geschätzten Kollegen des „Piratenradios“ wie z.B. Radio C, die zwar legal in Südtirol sendeten, aber „illegal“ nach Deutschland reinstrahlten – und tatsächlich war das auch das Ziel, weil hier wirtschaftlich mehr zu holen war. Die Macher waren aber alle echte Enthusiasten…

RADIOSZENE: Was war die Initialzündung bei Dir, die Liebe zur Musik, Vitamin B oder reiner Zufall?

Nic von Vogelstein und sein Musikarchiv (Bild: privat)
Nic von Vogelstein und sein Musikarchiv (Bild: privat)

Nic von Vogelstein: Definitiv die Liebe zur Musik. Aber Meister Zufall half. Ich arbeitete in Münchner Diskotheken und ein Kollege kannte Jo Lüders. Der hörte dann eine Kassette von mir, die ich ihm aufgenommen hatte. Ganz rudimentär hatte ich mit einem billigen Kassettenrekorder mit Musik vom Plattenspieler Ansagen gemacht und ein kleines Programm erstellt. Dass das schon eine gewisse Ähnlichkeit mit AFN-Radio hatte, beeindruckte Jo, vor allem weil er sich kaum vorstellen konnte, dass ich das unter diesen Bedingungen produzierte. Und AFN war damals das Nonplusultra…Sooooo musste Radio klingen.

RADIOSZENE: Ich habe dich in den 90er Jahren das erste Mal bei N1 in Nürnberg gehört, damals wurde da noch ein Rockformat mit amerikanischer Station Voice gespielt, bevor auf Dance geswitched wurde. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen?

Radio N1 UKW 92.9 Nürnberg 1988Nic von Vogelstein: Nach dem kurzeitigen Niedergang von Radio Xanadu (es drohte eine Schlagersender zu werden – darauf hatte ich gar KEINEN Bock), wurde ich zum 01.04.1988 als PD für Radio N1 Nürnberg berufen. Das Ziel war, einen Rocksender auf die Beine zu stellen, der modern war und dennoch Classic Rock spielte. Mit einem neuen Jinglepaket, dass ich mit Andy Knote von den Toyco Studios erstellte und einer Mega-Station-Voice (Al Munteanu) hatte ich mit Ex-Kollegen (Willi Zwingmann, Stefan Schneider und meinem Redaktionsleiter Matthias Nebel) wirklich viel erreicht. Aber „Leute“ im Hintergrund wollten auf einen neuen Trend aufspringen und machten aus N1 einen Dance-Sender. War auch Okay. Ich pendelte jeden Tag von München nach Nürnberg und just zu der Zeit hatte Jo Lüders mich bekniet für Star*Sat Radio die Programmleitung zu übernehmen. Das war eine schöne Herausforderung: aus Grünwald für Europa….und mit Münchner Fenster.

RADIOSZENE: Was hast Du als PD bei ENERGY in Hamburg so mitgenommen?

Radio Xanadu 93,3

Nic von Vogelstein: Kurz: Star*Sat ging pleite…89 Hit FM holte mich als Musikchef…und dann kam das „neue“ Xanadu auf mich zu und fragte, ob ich wieder dort moderieren wolle. Ich wollte. Aus Xanadu wurde ENERGY. Und ENERGY wollte auf den Hamburger Markt. Man fragte mich, ob ich die Filiale in Hamburg als PD leiten wolle – ich hätte doch die Erfahrung dafür. Ich wollte. Im August 1995 ging ich nach Hamburg, stellte eine Truppe zusammen und übte mit ihnen, bis sie schlagkräftig genug war, um am 04.10.1995 als ENERGY HAMBURG on air zu gehen. Mit ENERGY konnte ich meine volle Kreativität entfalten. Innerhalb kürzester Zeit gelang es uns, im Jugendsektor die beliebteste Marke zu werden. Wir wurden DER Sender mit dem direkten Weg zu den Stars, Parties und einem jungen Lebensgefühl.

ENERGY Hamburg Nic von Vogelstein

RADIOSZENE: Jetzt mal zurück zur Gegenwart: was reizt dich daran, eine Sendung bei einem Radio C Retro-Sender mitzumachen?

Nic von Voglestein und seine Gitarre (Bild: privat)
Nic von Voglestein und seine Gitarre (Bild: privat)

Nic von Vogelstein: Es ist immens reizvoll, ein Radio zu machen wie es früher üblich war. Man ist für seine Sendung voll verantwortlich, spielt die Musik, die man für reizvoll genug findet. Von den Songs der damaligen Zeit bis zu den neuen, entdeckenswerten Alernative-Rock/Pop Acts. Und alles dazwischen. Überall ist Vintage in aller Munde – das ist der neue (alte) Zeitgeist: Second-Hand Shops, Vinyl, Flohmärkte, 70s-Look, 80s-Music, 90er Rock, 2000(+)er Alternative Music. Das ist musikalisch ein Paradies. Und Musik ist das, was uns alle verbindet. Sowohl unter den Kollegen, als auch mit den Hörern. Wir leben Musik.

RADIOSZENE: Darfst du in deiner Sendung High Noon (Mo-Fr 12-14 Uhr) also spielen was Du willst, oder gibt es auch gewisse Vorgaben von Musikchef Matthias Matuschik?

Nic von Vogelstein: Die Sendung heißt „Hi, noon“…also „Hallo Mittag“….natürlich mit dem Wortspiel und in augenzwinkernder Anlehnung an den alten Filmklassiker „High Noon“…und nein, es gibt keine Vorgaben, ausser dass man keine aktuellen Charts will und keinen Schlager. Wow, DAS war ein Argument wieder zurückzukehren (genau genommen waren es ja zwei Argumente ;-))) Das einzige MUSS ist der „Signature“-Song…und sollte der mal wirklich gegen den Strich gehen, würde ich es ver-argumentieren. Auch wenn ich mich jetzt in die brennenden Nesseln begebe: Ich spiele z.B. kein ABBA – da stellen sich mir die Nackenhaare auf.

RADIOSZENE: Radio C Luxembourg ist ja fast ein Paradebeispiel dafür, dass Radio heute nicht mehr in einem Studio an einem Ort gemacht werden muss. Von wo überträgst Du Deine Live-Sendung?

Nic von Vogelstein: Meine Show kommt Lila-Lola-Live aus Hamburg…sozusagen Karlsson unterm Dach…live aus meinem „Musikzimmer“. Hier stehen auch Technics-Plattenspieler, Studer-Tonbandgerät und natürlich Laptops und Festplatten. Dank Internet gibt es eine Anbindung an das Archiv in Luxembourg.

RADIOSZENE: Welches Equipment brauchst du für eine Sendung aus dem HomeOffice, wie sieht dein Studio aus?

Nic von Vogelstein im Studio (Bild: privat)
Nic von Vogelstein im Studio (Bild: privat)

Nic von Vogelstein: Das Studio hat alles, was man heutzutage braucht: Abspiel-Geräte, Mischpult, Mikrophon und Musik…also alles, was man damals auch hatte. Früher spielten wir zunächst Jingles von Tape-Deck (heute vom RØDECaster Pro), Xanadu’s erstes Mischpult war ein RIM-Mischpult (heute ist es ein Pioneer-Contoller). Hat man früher ausschließlich von Technics/Plattenspieler gespielt, sind es heute Festplatten/Laptops (u. Bluetooth-Devices). Und beim Mikrophon ist es damals wie heute ein Sure – heutezutage halt moderner und besser. Es konzentriert sich also auf’s Wesentliche: Musik – und der Präsentator darf er/sie/es selbst sein. Nein, er darf es nicht nur – er muss es. Erst dann entsteht ein authentisches Radio mit dem Zauber, der damals die Hörer begeisterte. Ja, klar, damals waren die Öffis dröge und mit wenigen Ausnahmen langweilig und steif. Und deshalb klang jeder Dödel im Privatradio schon frischer und anders. Inzwischen sind natürlich Professionalität und Erfahrung hinzugekommen. Aber man bleibt auch noch „Kindskopf“ genug, um auch mal albern zu sein oder Musik-Perlen rauszusuchen, die nicht jedem gefallen. Das hält die Angelegenheit spannend. Musik muss anmachen…dann macht man auch gern wieder das Radio an. So platt, so wahr.

RADIOSZENE: Welchen Radio C-Kollegen würdest du dir heute auch bei Radio C Luxembourg wünschen?

Nic von Vogelstein: Nachdem ich nie bei Radio C war, wohl aber Radio C mal auf der 92,4 in München, als Partner sich die gleiche Frequenz mit Xanadu teilte, gehe ich nicht von dieser Zeit aus. Aber beste Freunde wurden tatsächlich die Radio C-Legenden Willi Zwingmann und Stefan Schneider, seit sie damals 1986 zu Xanadu kamen. Beide nahmen ich auch nach Nürnberg zu Radio N1 mit – und ohne sie wäre ich auch nicht dorthin gegangen. Sie konnten was, was ich nicht konnte. Und ich konnte was, was sie nicht konnten. Das nennt man Win-Win-Win. Willi ist bereits bei Radio C Luxembourg der Star – und macht seine Sache extrem gut. Ich finde ihn ja noch viiiiel besser als damals. Er ist saugut geworden, der beste „alte Wein“, der je gereift ist. Und Stefan müssen wir noch „bearbeiten“. Vielleicht gelingt’s.

RADIOSZENE: Hast du irgendein DJ-Vorbild, falls ja wer ist es und warum?

Casey Kasem (Bild: ©Ulrich Köring)
Casey Kasem (Bild: ©Ulrich Köring)

Nic von Vogelstein: Im Radiobereich gibt es eigentlich nur „Vorbilder“ vom AFN, wobei einige gar nicht vom Sender waren, sondern wie ich erst später herausfand, dort nur ihre Shows ausgestrahlt wurden. Wolfman Jack, Casey Kasem und einige Radio-Lieutenants. Ich habe noch so gut im Ohr „It’s 12 o’clock in Central Europe and news are next on AFN“…Im Bayerischen Rundfunk gab es nur zwei, die für damalige Verhältnisse dem nahe kamen: Jürgen Herrmann und Fritz Egner. Sie hatten Ahnung von Musik UND konnten sie präsentieren.

RADIOSZENE: Nic, vielen Dank für das Interview und viel Spaß bei deiner neuen Sendung!


Nic von Vogelstein moderiert ab 4. Juli 20222 täglich (Mo-Fr) von 12:00 und 14:00 Uhr die Sendung „Hi, noon“ bei Radio C Luxembourg. 

Radio C LuxembourgWeiterführende Informationen

 

XPLR: MEDIA Radio-Report