Benny Schnier: „Für mich muss Radio emotional sein“

Von Thomas Kircher (FM Kompakt)

Benny Schnier ist bekannt als Fernsehmoderator, Profi-DJ, Radiomoderator, Musiker, Gitarrist, Sänger, Schauspieler, TV-Moderator und Diskjockey. Allein Bennys Werdegang in Funk und Fernsehen ist beeindruckend und liest sich wie sich wie ein Who`s Who der deutschen Mediengeschichte: Bayerischer Rundfunk, Radio Bavaria International und Radio M1 aus Südtirol/Schwarzenstein, den Münchner Stationen Radio C, M1, Xanadu und Charivari, den TV-Sendern 9Live, Arena TV und Gute Laune TV sind einige der Stationen, bei denen Benny aktiv war. Zuletzt war das 1957 in Rahden/Westfalen geborene Allroundtalent innerhalb der Redaktion von allgäu.tv und bei RSA Radio als Musikredakteur in Kempten tätig.

DJ Benny Schnier (Bild: privat)
DJ Benny Schnier (Bild: privat)

Bis vor wenigen Wochen war Benny Schnier u.a. bei allgäu.tv auf Sendung. Anfang Mai 2022 veröffentlichte das Radio-Urgestein Benny Schnier folgende Zeilen auf seinem Facebook-Account:

Ich habe vor knapp einem Monat meinen Job gekündigt – ohne eine Alternative zu haben. So einen Schritt macht man nicht aus einer Laune heraus.

Benny Schnier (Bild: Allgäu TV)
Benny Schnier (Bild: Allgäu TV)

Ich bin vor 3 Jahren Mega-begeistert und hochmotiviert in diese neue Aufgabe gestartet. Mein Anspruch war, diesen Job so gut wie möglich zu machen. Mit Musik zu arbeiten war immer schon meine große Leidenschaft. Doch nach einer gewissen Zeit wurde ich unglücklich. Die Leute die mich kennen, wissen, das ich ein emotionaler Mensch bin. Ich lache viel, ich frage viel, ich höre zu. Ich versuche ständig etwas Neues zu lernen. Aber – ich verlange Wertschätzung und Respekt!

Nach einiger Zeit merkte ich – ICH bin nicht mehr ICH. Ich verbiege mich. Wohin das führt, wissen wir alle nur zu gut. Sind Emotionen im Geschäftsleben erlaubt?

Sei professionell!! Zieh das durch! Ändere dich! Pass dich an!! Alles Bullshit! Ich möchte mich nicht mehr verbiegen. Meine Werte und meine Persönlichkeit gebe ich nicht an der Tür zum Büro ab. Man darf nicht davon ausgehen, dass man überall passt. Das tun wir nicht. Aber man muss auf die Suche gehen, das zu finden, was einen glücklich macht. Arbeitszeit ist Lebenszeit. Ich will Spaß haben!

Wie geht es jetzt weiter?

Ich weiß es nicht. Ist auch nicht schlimm. Nicht alles läuft nach einem exakten Plan.

Thomas Kirchner fragte für FM Kompakt nach, was Benny Schnier bewegt hat, diesen Schritt zu gehen und führte im Juni 2022 das folgende Interview:


Thomas Kircher: Benny, wir wollten ja schon lange ein Interview zu Deiner Radio-Vita machen. Dein Facebook Eintrag war nun mehr als nur ein Grund, um mit Dir zu sprechen. Deshalb beginnen wir Deine Story mal andersherum und beginnen mit heute, arbeiten uns zurück bis ganz zu Deinen Anfängen. Ein Blick auf fast 50 Jahre Showbiz. Du hast vor drei Jahren beim regionalen TV-Sender allgäu.tv und als Musikredakteur bei RSA Radio angefangen. Damit bist Du auch ins Allgäu gezogen und hast dort eine neue Heimat gefunden. Du hast in Deinen knapp 50 Jahren in der Öffentlichkeit viel erlebt, was hat Dich bewogen, die Medien in Kempten zu verlassen?

Benny Schnier: Kurz gesagt – mangelnde Wertschätzung meiner Arbeit und meiner Person. Es gab da noch einige andere Gründe, aber ich will da jetzt nicht ins Detail gehen, weil das schlechter Stil wäre, aber so konnte das nicht weitergehen und eine Besserung war nicht in Sicht. Ich hätte tatsächlich nicht für möglich gehalten, das moderne Medienunternehmen noch auf diese Art und Weise geführt werden. Aber man lernt nie aus.

Thomas Kircher: Radio in Deutschland klingt heutzutage größtenteils zwischen Kiel und Garmisch gleich. Überall die besten Hits, der schnellste Verkehr und die lustigsten Morning-Shows. Es scheint, als wären keine Personalities, also Moderatoren mit Wiedererkennungswert, mehr gewünscht. Wenn Du Programmchef wärst, wie würde Dein Radiosender klingen? Was würdest Du anders machen? Welche Musikrichtung? – dürfte ein Moderator auch selbst ausgewählte Musik spielen?

Benny Schnier: Es gibt schon noch gute Radiosender, aber meistens sind das rein gewinnorientierte Unternehmen und da sitzen Leute an Positionen, die mit Radio (oder auch Fernsehen) nix am Hut haben. Sie sind halt gute Finanzjongleure und wahrscheinlich auch nur deshalb engagiert. Für mich muss ein Radio emotional sein, nah am Hörer. Da müssen Menschen am Mikrofon sitzen, denen ich glaube, dass sie die Musik mögen, die sie da spielen. Ich hasse Aufsage-Roboter, die gerade mal einen „3-Element-Break“ hinkriegen und vielleicht auch nur sagen dürfen. Und ich persönlich mag es, wenn man mir neue, noch unbekannte Musik schmackhaft macht – und ja, man darf über Musik auch was erzählen und nicht nur ablesen wie das Wetter in Hintertupfingen ist. Ich höre tatsächlich viel zu selten gute Musikmoderationen.

Thomas Kircher: Wie sind Deine Pläne, hast Du Deine Heimat im Allgäu gefunden und bleibst der Region treu – wirst Du wieder ins Mediengeschäft zurückkommen (z.B. Oldie Antenne)? Ist Webradio eine Option für Dich?

Benny Schnier: Im  Moment weiß ich tatsächlich noch nicht wirklich wie das beruflich ab Juli weitergeht. Das ist die negative Seite dieser Entscheidung, aber trotzdem war es richtig das zu tun. Ich habe mich in meinem Leben schon zu oft verbogen – jetzt bin ich 65 und irgendwann reicht es auch mal. Außerdem glaube ich nach knapp 50 Jahren Medienarbeit zu wissen, was ich möchte und was nicht. Ich gehe (gerade bei Musik) immer mit einer großen Portion Herzblut in einen neuen Job und es ist dann schon enttäuschend, wenn der Einsatz durch äußere Umstande nicht die erhofften Früchte getragen hat. Ich würde natürlich gerne im Allgäu bleiben. Das ist eine wunderschöne Ecke Deutschlands, aber leider sind Job-Alternativen hier so gut wie nicht vorhanden. Glücklicherweise gibt es aber Dinge wie Home Office, Remote-Arbeit oder Voice-Tracking, so dass man eventuell mit viel Glück nicht umziehen muss. Ich habe noch ein paar vielversprechende Gespräche – mal schauen was dabei rauskommt, aber die Zeit wird natürlich langsam knapp. Aber ich denke positiv.

Thomas Kircher: Wie siehst Du die Entwicklung und Zukunft des Radios? Wird es Radio, in der Form wie wir es kennen, noch in 30 Jahren geben?

Benny Schnier: Schwer zu sagen. Die Medien haben sich in den letzten Jahren bereits massiv verändert. Einiges hat auch dazu geführt, dass man „Back to the roots“ gegangen ist. Weniger ist mehr als Stichwort. Mehr Bauchgefühl – weniger durchgestylte Hyperberatung, aber dazu müssen halt dann auch Leute mit Eiern in der Hose an wichtigen Positionen sitzen. Diese ganzen Jobsicherungs-Akrobaten sind nicht mein Ding. Immer schön die Verantwortung wegschieben, damit man ja nicht Schuld ist. Traurig.

Thomas Kircher: Welche Sender hörst Du, was sind Deine Favoriten?

Benny Schnier: Unterschiedlich. SWR 3, Rock Antenne, Oldie Antenne. Ganz nach Lust und Laune. Früher mehr Bayern 3, aber das ist mir zu glattgebügelt geworden. Ähnlich verhält sich das auch mit Antenne Bayern. Schrecklich durchformatiert.
 

Benny im Gespräch mit Udo Jürgens

Thomas Kircher: Seit vielen Jahren bist Du DAS Gesicht von Gute Laune TV. In Deiner Sendung „B*Treff-Stars, Talk, News“ interviewst Du Stars und Sternchen. An welchen Gast/Gäste erinnerst Du Dich besonders gerne? (Gab es einen kuriosen Auftritt?) – Gute Laune TV bringt Schlager und Volksmusik. Entspricht das Deinem Musikgeschmack?

Benny Schnier: Also ich war 13 Jahre eines der Gesichter des Senders (bis ich ins Allgäu gezogen bin) und habe dort nicht nur die Musikplanung gemacht, sondern auch verschiedene Formate moderiert. Ich komme ja musikalisch aus dem Schlager, deshalb hatte ich da keine Berührungsängste. Im Gegenteil – viele Kollegen die ich in meinen Sendungen interviewt habe, kannte ich aus meiner aktiven Gesangszeit. Das hat es zum großen Teil einfacher gemacht, weil da meist eine gemeinsame Ebene da war.

Udo Juergens und Benny-Schnier (Bild: privat)
Udo Juergens und Benny-Schnier (Bild: privat)

 

Helene Fischer und Benny Schnier

Thomas Kircher: Im TV warst Du auch bei Arena und 9Live zu sehen. Die Formate bestanden aus Quizspielen, bzw Verkaufs-TV. Verzeih mir, doch irgendwie passt dieses Format nicht wirklich in Deine Vita ;-) Was hat Dich bewogen, bei diesen Anbietern zu arbeiten? An welchen dieser beiden Fernsehsender hast Du schönere Erinnerungen?

Benny Schnier: Grundsätzlich finde ich es spannend neue Erfahrungen zu sammeln. Und ich habe bei 9Live erst ein fremdproduziertes Format moderiert, das mit Gewinnspielen nichts zu hatte. Eher eine interaktive Datingshow mit Live-Chat und DJ. Als das Format eingestellt wurde hat man die 4 Moderatoren dann gefragt, ob sie nicht Lust hätten für das „normale“ Programm zu arbeiten. Ich fand es im ersten Moment interessant, habe dann aber schnell gemerkt, dass diese Art der Moderation nicht meins ist. War dann eher ein kurzes Gastspiel. Arena war Verkaufs-Fernsehen (also nicht der Sportsender) – muss ich auch nicht unbedingt machen. Trotzdem eine wertvolle Erfahrung.

Helene Fischer und Benny Schnier (Bild: privat)
Helene Fischer und Benny Schnier (Bild: privat)

 

DJ Benny Schnier in Action

Thomas Kircher: Nun wird es für uns Radio-Freaks natürlich besonders interessant. Sprich Deine Münchner Radio-Zeit. Du hast ja hier bei Radio C, M1, Xanadu und Charivari mitgewirkt. Radio C und M1 waren die absoluten Anfänge der Münchner Privatfunker. Wie kamst Du zu Radio C, bzw. M1? Wie frei war damals noch ein Moderator? Du warst zuvor ja bereits auf dem Südtiroler M1 zu hören, waren die alten Kollegen auf dem Münchner Zweig wieder vereint?

Benny Schnier: Zuerst war ich bei Radio Bavaria International (Vorläufer von M1). Ich wurde vom Geschäftsführer gefragt, ob ich nicht Lust hätte an dem Projekt teilzunehmen. Da dort auch einige DJs aus meiner Münchner Lieblings-Rock-Disko „Sugar Shack“ am Start waren, habe ich zugesagt und wir haben dann vom Schwarzenstein aus (dort stand Sendeanlage, das Studio war in Bozen) u.a. den Münchner Radiomarkt aufgemischt. Das war eine coole Zeit, weil wir gespielt haben, was uns Spaß gemacht hat und das war glaube ich auch unser Erfolgsgrund. Wir haben den BR damals ziemlich geärgert. Aber wie so oft hat sich dann die Politik eingemischt und es gab ein paar Vorkommnisse, die es unmöglich gemacht haben in der Richtung weiterzuarbeiten. Das komplette Team ist dann praktisch als Zugpferd M1 ins Münchner Kabelpilotprojekt umgezogen, aber da wurden uns leider Dinge versprochen, die man nicht gehalten hat (z.B. eine eigene Frequenz). Radio C war ja ein Mitbewerber aus Südtirol, hinter dem die Conrad-Gruppe stand. Ich mochte deren Einstellung zum Privatradio und habe dann da später ne Weile u.a. als Musikchef gearbeitet.

Thomas Kircher: Xanadu war dann schon professioneller aufgestellt. Nicht zuletzt dank Gottschalk, der Xanadu in ein Classic Rock-Radio verwandelte. Wie war Dein Kontakt zu Gottschalk? Wieso hattest Du M1 verlassen? Bei welchem Münchner Privatsender fühltest Du Dich am wohlsten? Was denkst Du: Weshalb hat keine der Anfangsstationen „überlebt“?

Radiolegende Benny Schnier, Thomas Gottschalk und Fritz Egner
Radiolegende Benny Schnier, Thomas Gottschalk und Fritz Egner

Benny Schnier: Ich kannte Thomas von Bayern 3 und da er wusste, dass ich mich im Rockbereich ganz wohl fühle, hat er mich damals gefragt, ob ich nicht Bock hätte, gemeinsam ein Classic Rock Radio in München aufzubauen. Er als Programmchef und ich als Musikchef. Das hat Mega-Spaß gemacht – bis zu dem Zeitpunkt, wo er gemerkt hat, dass er mehr Diskussionen mit Gesellschaftern führen muss, als Spaßradio zu machen. Er hat sich dann immer mehr zurückgezogen und der Sender bekam dann ein völlig anderes Feeling – ich denke das war der Anfang vom Ende. Eigentlich schade. War ne coole Idee. Die Morgensendungen mit ihm waren legendär.
 

Die „Glanzzeit“ von Bayern 3: Fritz Egner – Thomas Gottschalk – Benny Schnier

Thomas Kircher: Richtig professionell war dann Charivari, aber auch von der Musikfarbe her ganz anders aufgestellt, als Deine Stationen zuvor. Wo fühltest Du Dich am freiesten und wohlsten? An welche Sender hast Du die schönsten Erinnerungen/welche?

Benny Schnier: M1 und Xanadu Classic Rock hatten beide den Touch von Piratenradios und das fand ich geil. Keine strenge Formatierung, eine mittelgroße Playlist und Moderatoren die was zu erzählen hatten. Charivari war halt ein typisches „Verlagsradio“. Da standen andere Interessen im Vordergrund. Da war ich das erste Mal richtig mit Formatradio konfrontiert. Auch das war eine Herausforderung, aber hat nicht annähernd so viel Spaß gemacht.

Thomas Kircher: Den Ritterschlag zum „Radiopionier“ hast Du Dir natürlich im Jahre 1983 geholt, indem Du für die Südtiroler Privatsender Radio Bavaria International – später Radio M1 auf Sendung warst. Dies muss doch eine spannende und abenteuerliche Zeit gewesen sein. Vom Schwarzenstein bis weit hinter München zu hören, war sicher etwas ganz besonderes. Wie kamst Du, als geborener Westfale, nach Südtirol? Wie lange warst Du für die Südtiroler on Air? Hast Du in Südtirol gewohnt, oder gependelt, bzw. auf Cassette aufgezeichnet? Ihr habt ja sozusagen das deutsche Privatradio erfunden, und Du warst mittendrin. Wie war das Gefühl dieser Aufbruchstimmung und die Resonanzen von sovielen Hörern in Bayern empfangen zu werden? Wie sind Deine Erinnerrungen an Deine Anfangszeit im damals freien Radio? Leider waren die Südtiroler nur einige Monate vom Schwarzenstein zu hören und damit war diese Zeit für Dich schon wieder beendet. Hättest Du gerne länger für M1 moderiert? Wie hast Du es erfahren und aufgenommen, dass mit einem (An)Schlag auf die Sendeantenne plötzlich Schluss war?

Benny Schnier: Hab ich ja vorhin schon ein bisschen was darüber erzählt. Ich habe in München gewohnt und dort meine „Sendebänder“ (ja das gab es damals noch) im Studio aufgezeichnet. Im Radiobereich war das sicher mein Favorit, weil es so eine Aufbruchstimmung hatte und wir den großen Platzhirschen gezeigt haben, dass Radio auch anders gemacht werden kann. Im Prinzip war diese Zeit der Anfang vom Privatradio in Deutschland und da ist man dann natürlich schon ein wenig Stolz, ein Teil davon gewesen zu sein.

Thomas Kircher: Angefangen hast Du Deine Karriere 1981 im Radio beim Bayerischen Rundfunk. Du hast auf Bayern 3 „Pop nach 8“ und im BR-Fernsehen „Live aus dem Schlachthof“ moderiert. Du bist in Gottschalks Fußstapfen getreten, als Du von ihm „Pop nach 8“ übernommen hast. Deine Erinnerungen an die erste Pop nach 8-Sendung? Wann und wie kamst Du zum BR? Und: Weshalb hast Du den großen BR verlassen, um in Südtirol anzufangen?

Radiolegende Benny Schnier bei Bayern 3
Radiolegende Benny Schnier bei Bayern 3

Benny Schnier: Ich habe mich ganz normal beim BR beworben, als dort ein Nachfolger für Thomas Gottschalk und seine Sendung „Pop nach Acht“ gesucht wurde. Ich bin dann zu einem 2-tägigen „Moderatorium“ eingeladen worden (mit glaube ich 30 anderen Bewerbern, ein Tag Theorie – ein Tag Praxis) und aus den vielen Bewerbungen wurde dann ein neues Team zusammengestellt (Ich, Peter Illmann, Claus Krüsken, Fredy Kogel, Dagmar Hellmann und der BR-Kollege Fritz Egner). Jeder hatte seinen eigenen Tag – meiner war der Montag. Wir hatten einen mega-tollen Chef (Peter Machac) und es hat großen Spaß gemacht mit eigenem Plattenkoffer im Selbstfahrerstudio auf Sendung zu gehen. Mein Spezialität war so ein wenig Canadian Rock und ich war glaube ich der erste der z. B. SAGA in Deutschland im Radio gespielt hat (und ein Interview mit Michael Sadler führen durfte).
 

Benny moderiert auf Bayern 3

Thomas Kircher: Im Sommer 1979 gab es das erste ZDF-Ferienprogramm mit der damals 13-jährigen Anke Engelke und Dir. Du warst damals 22 Jahre jung. Wie kam es dazu, dass das ZDF Dir die Chance zu geben? Du hast fast 10 Jahre lang zusammen mit Anke Engelke diese erfolgreiche Sendung moderieren dürfen. Deine schönsten Erinnerungen an das ZDF-Ferienprogramm.

Benny Schnier: Ich war ursprünglich als Schlager-Sänger eingeladen und dann wurde daraus ein Sänger mit Live-Band-Geschichte (KOBRA – selbst komponierte Rockmusik) und relativ schnell hat mich dann der Redakteur der Sendung Fred Weyrauch gefragt, ob ich nicht auch moderieren könnte. Ich habe dann frech ja gesagt und daraus sind dann fast 10 gemeinsame Jahre mit der entzückenden und unglaublich talentierten Anke Engelke geworden. Es gibt wirklich zu viele schöne Erinnerungen um sie alle zu erzählen (das würde jetzt den Rahmen sprengen) und ich merke immer wieder, das sich ganz viele Menschen an diese Zeit gerne zurückerinnern und wenn sie mich erkennen plötzlich „Hallo, Leute es sind Ferien, alle machen blau von Flensburg bis nach Oberammergau…“ singen. Das ist ein tolles Gefühl.
 

ZDF-Ferienprogramm Benny mit Anke Engelke

Thomas Kircher: Du warst in den Hitparaden u.a. mit Deinen Singles „Amigo Charly Brown“, „Skateboard“ und „Bin wieder frei“, warst in Filmen und Fernsehproduktionen (u.a. Tatort) zu sehen, hast zig TV- und Radiosendungen moderiert und bist sooft im Rampenlicht gestanden. Wie hast Du es geschafft, diese ganzen Aufgaben und ständig neue Herausforderungen Dein Leben lang mit einem Lächeln zu meistern?

Benny Schnier: Ich glaube, weil mir die Dinge einfach einen Riesen-Spaß gemacht haben und man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben (5 Euro fürs Phrasenschwein).

ZDF Benny Schnier, Anke Engelke und Gustav Sommer beim ZDF
ZDF Benny Schnier, Anke Engelke und Gustav Sommer beim ZDF

Thomas Kircher: Bereits mit 16 wurdest Du von Frank Farian künstlerisch entdeckt. Das ist ja von 0 auf 100? Wie kam es dazu? Rückwirkend betrachtet: Ist es zu früh, mit 16 ins Showgeschäft einzusteigen?

Benny Schnier "Amigo Charly Brown"
Benny Schnier „Amigo Charly Brown“

Benny Schnier: Da war auf gewisse Art und Weise unheimlich und faszinierend zugleich. Ich habe nach meinem ersten ZDF-Hitparaden-Auftritt mit „Du bist sechzehn“ 30.000 Fanbriefe bekommen. So viel musste der Postbote in meinem Heimatort vorher nie transportieren. Ich habe gedacht, ich bin Paul McCartney. Und dann merkt man relativ schnell, dass nicht alle im Umfeld einem diesen Erfolg gönnen und sich der Erfolg auch nicht gleich dauerhaft einstellt. Das ist für einen jungen Menschen ohne Erfahrung eine schwierige Situation. Eigentlich ist es gut, so früh wie möglich seiner Leidenschaft nachzugehen, aber wenn man nicht die richtigen Berater hat, kann das auch ganz unangenehm enden. Ich bin deshalb auch nicht unbedingt ein großer Fan von Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“, weil da die Teilnehmer zu oft vorgeführt werden und man sie gnadenlos ins kalte Wasser schmeißt. Und wenn man die „Kuh“ nicht mehr melken kann, wird halt die nächste „Sau“ durchs Dorf getrieben. Teilweise sehr menschenverachtend das Ganze.
 

Womit alles begann….. Bennys Hit „Amigo Charly Brown“

Thomas Kircher: Wenn Du Dir eine Zeit zurückwünschen könntest, wo hattest Du Deine schönste Zeit? Was hättest Du lieber anders gemacht?

Benny Schnier an der Gitarre (BIld: privat)
Benny Schnier an der Gitarre (BIld: privat)

Benny Schnier: Es war alles okay so wie es war, denn das hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Fehler und Rückschläge gehören nun mal dazu. Ich habe durch meinen frühen Erfolg einen Teil von Kindheits- bzw. Jugenderfahrungen nicht machen können, das bedaure ich  schon irgendwie, dafür habe ich aber schon früh Dinge erlebt und gesehen, die andere vielleicht nie haben oder machen werden. So gleicht sich das aus.

Thomas Kircher: Du hast die Entwicklung der Medien von den privaten Anfängen bis heute hautnah miterlebt- und gestaltet. Dein Resümee, wie siehst Du die Medienlandschaft heute und auf welchem Wege ist sie?

Benny Schnier: Ich befürchte, dass man sich immer weiter vom Publikum entfernt (im Radio wie im Fernsehen). Es wird nichts mehr dem Zufall überlassen – jedes Gefühl wird größtmöglich gesteuert. Damit wird man den Zuhörer und Zuschauer auf Dauer verlieren, weil er sich anderen Konsummöglichkeiten zuwendet. Da müsste ein Umdenken stattfinden. Es kann nicht sein, dass 5 Radiosender in einer Stadt nahezu dieselbe Mucke spielen, nur weil ein anderer damit erfolgreich ist. Das ist zu banal.

Bravo 1978 - Benny Schnier als Cover und Poster
Bravo 1978 – Benny Schnier als Cover und Poster

Thomas Kircher: Was hab ich vergessen zu fragen – was ist Dir wichtig, hier erwähnt zu bleiben. Was magst Du den Lesern und Deinen Fans sagen?

Benny Schnier: Ich denke, wir haben über viele Sachen gesprochen und ich danke dir für deine Fragen. Ich habe für mich gelernt, dass man mutig sein muss und das es immer ein Weg gibt. Traut euch – das möchte ich den Lesern gerne mitgeben.

Thomas Kircher: Benny, vielen Dank für Deine Antworten und großen Respekt zu Deiner Entscheidung. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute, bleib gesund und bitte genauso wie Du bist.

 

 

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