Das fast Unmögliche ist auf dem Weg: Im Zuweisungsverfahren über die zweite UKW-Kette hat die Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW den Antrag genehmigt
Noch mehr Vielfalt im Audiomarkt in Nordrhein-Westfalen: Im Sommer soll ein neues Hörfunk-Vollprogramm für die junge Zielgruppe on air gehen. Bei der heutigen Sitzung der Medienkommission wurde der Antrag der NRW Audio GmbH & Co. KG für ein landesweit ausgerichtetes Hörfunk-Vollprogramm und der entsprechende Antrag auf Zuweisung der verfügbaren Hörfunk-Frequenzkette vom Gremium genehmigt. Der geplante Sender wird mit seiner Ausrichtung als landesweites privates Vollprogramm für junge Erwachsene einmalig in NRW sein und ein breites Themenspektrum aus den Bereichen Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung abdecken.
„Alle am Verfahren beteiligten Parteien haben gemeinsam das scheinbar Unmögliche möglich gemacht: Es sieht sehr gut aus, dass wir hier in Nordrhein-Westfalen demnächst einen neuen privaten Radiosender haben, der den Audiomarkt bereichert, neue Arbeitsplätze in der Medienbranche schafft und auch noch das Lokalfunksystem unterstützt“, sagt Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.
„Die Medienkommission begrüßt die rechtsverbindliche Einigung der Antragsteller. Wir dürfen jetzt für das Hörfunkland NRW ein vielfaltssteigerndes Radioangebot erwarten, komplementär zum bestehenden Lokalfunksystem und noch besser als jeder einzelne Antrag. Die Medienkommission dankt Direktor Dr. Tobias Schmid für seine zielführende Rolle bei der Moderation der Einigungsgespräche“, sagt Prof. Dr. Werner Schwaderlapp, Vorsitzender der Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW.
Im Rahmen eines Verständigungsverfahrens hatten sich die elf zugelassenen Bewerberinnen und Bewerber geeinigt, ein gemeinsames Programm anzubieten. Die Gesellschafter mit den meisten Kapitalanteilen der neuen Unternehmung NRW Audio GmbH & Co. KG sind die Antenne NRW GmbH & Co. KG und die radio NRW GmbH mit jeweils 24,5 Prozent. Geschäftsführer der Komplementärgesellschaft sind Felix Kovac, der auch Programmverantwortlicher ist, und Harald Gehrung. Felix Kovac ist zugleich weiterhin Geschäftsführer der Antenne NRW GmbH & Co. KG. Harald Gehrung ist zugleich weiterhin Geschäftsführer der ffnrw GmbH.
Die NRW Audio GmbH & Co. KG leistet zudem einen Beitrag zur strukturellen Sicherung des lokalen Hörfunks in Nordrhein-Westfalen im Sinne des Landesmediengesetzes, indem journalistische Beiträge kostenpflichtig von den Veranstaltergemeinschaften der Lokalstationen abgenommen werden.
Programm für junge Erwachsene mit aktueller Popmusik und lokaljournalistischen Beiträgen für NRW
Start des neuen Senders, der sich hauptsächlich an Menschen zwischen 20 und 39 Jahren richtet, soll noch im Sommer dieses Jahres sein. Der Arbeitstitel lautet „Radio 345“. Ausgerichtet nach den Zielgruppeninteressen wird auf dem neuen Sender hauptsächlich englischsprachige Popmusik (aktuelle Hits und Chart-Erfolge der letzten zwanzig Jahre) gesendet werden. Im Rahmen des musikalischen Angebots soll u. a. neuen Musikern aus Nordrhein-Westfalen eine Plattform geboten werden. Gleiches gilt für den Bereich der Comedy.
Zudem sollen aktuelle Informationen zum festen Bestandteil des Programms gehören. Neben Welt-, Deutschland- und Regionalnachrichten aus NRW gehören auch lokaljournalistische Beiträge aus den Bereichen Wirtschaft, Sport, Gesellschaft und Religion zum Senderkonzept. Ein redaktioneller Schwerpunkt liegt auf der Hintergrund-Berichterstattung über landespolitische Themen. Hierfür investiert das Konsortium in den Standort Nordrhein-Westfalen in Höhe von ca. 10 Millionen Euro und schafft zahlreiche Arbeitsplätze am Redaktions-Standort Köln. Darüber hinaus verfolgt der Sender eine so genannte Multichannel-Strategie. Das heißt, neben dem UKW-Sender ist auch ein DAB+-Ableger sowie ein Simulcast-Stream, eine eigene Skill, eine App, On-Demand-Beiträge in Podcast-Form und eine umfangreiche Social Media-Berichterstattung geplant.
„Ich danke der LFM NRW und allen Mitantragstellern für die konstruktiven Gespräche im Rahmen des Verständigungsverfahrens. Das Ergebnis ist ein guter Ausgleich aller Interessen und führt zu einem starken Impuls für den Hörfunkmarkt in Nordrhein-Westfalen. Unser Ziel ist es, die private Seite des dualen Systems zu stärken und ein erfolgreiches Medienunternehmen aufzubauen“, so Felix Kovac.
Harald Gehrung ergänzt: „Nach sechs Monaten harter Verhandlungen mit den erfahrensten Playern im deutschen Radiomarkt ist wirklich ein ganz besonderes Projekt in Deutschlands wichtigstem Radiomarkt entstanden. Ich freue mich sehr, dass wir heute ein Stück Radiogeschichte schreiben und den ersten landesweiten UKW-Sender in NRW gemeinsam aus der Taufe heben.“
Neben Antenne NRW und radio NRW sind an der neu gegründeten Gesellschaft NRW Audio GmbH & Co. KG beteiligt:
- ffnrw GmbH mit 9,0 %
- NiedersachsenRock 21 GmbH & Co. KG mit 7,0 %
- KISS FM Radio GmbH & Co. KG mit 7,0 %
- Metropol FM GmbH mit 6,5 %
- Radio TEDDY GmbH & Co. KG mit 6,0 %
- ROCK ANTENNE GmbH & Co. KG mit 6,0 %
- Studio Gong NRW GmbH & Co. Studiobetriebs KG mit 5,0 %
- Arabella NRW GmbH & Co. KG i. G. mit 3,5 %
- Plattform für regionale Musikwirtschaft GmbH mit 1,0 %
DJV: Neue Radiokette muss Beitrag zum Erhalt lokaler Vielfalt leisten
„Nun müssen die Betreiber des neuen Senders beweisen, dass sie es ernst meinem mit ihrem Engagement für mehr journalistische Vielfalt in NRW. Und sie müssen in der Praxis belegen, dass die neue landesweite Kette tatsächlich das bundesweit einmalige flächendeckende Lokalfunksystem stützt und ihm nicht schadet“, kommentiert Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, die heute erfolgte Zulassung von „Radio 345“ durch die Medienkommission der Landesanstalt für Medien (LfM).
Hinter „Radio 345“ verbirgt sich ein Konsortium von elf Bewerbern um die durch die LfM ausgeschriebene so genannte zweite landesweite UKW-Kette. Gemeinsam wollen sie unter Federführung der beiden Hauptgesellschafter Antenne NRW und Radio NRW ab Sommer mit einem Programm für eine junge Zielgruppe on Air gehen. Dabei sollen 24 neue Arbeitsplätze entstehen.
„Das begrüßen wir als DJV ebenso, wie die Absicht des neuen Unternehmens lokale Inhalte von den Lokalradios in einem Volumen von 100.000 bis 150.000 Euro jährlich abzunehmen und perspektivisch, bis 20 % des Gewinns an das Lokalfunksystem abzuführen“, so Kah weiter. Trotzdem bleibe der neue Anbieter natürlich Wettbewerber im Werbemarkt für die NRW-Lokalfunkstationen. Offen seien weiterhin auch zahlreiche Detailfragen: So sei immer noch fraglich, ob alle Lokalsender vom Zukauf journalistischer Inhalte profitieren oder nur diejenigen, die im zukünftigen Verbreitungsgebiet des noch zu gründenden Senders liegen.
Hier komme es darauf an, dass diese Landesmedienanstalt auch in der Umsetzung am Ball bleiben könne und die Vertragspartner die Zusagen auch wirklich einhielten. „Die lokalen Radiostationen in NRW sind nicht nur für die Medienvielfalt enorm relevant, sie sind unverzichtbar, wenn es darum geht, die Menschen vor Ort zu informieren“, betont Kah. „Am Ende muss es gelingen, den Radiomarkt in NRW in seiner Vielfalt zu erhalten und in die digitale Zukunft zu überführen.
Dabei seien insbesondere auch die Player des Lokalfunksystems selbst gefordert, Ideen zu entwickeln. „Sie haben der Entscheidung über die landesweite Kette nun zumindest ein Stück Planungssicherheit, das sie aber auch nutzen müssen“, so der DJV-Landesgeschäftsführer.
Quellen: Pressemeldungen von LfM NRW und DJV