Wedel Software

Rhein-Ruhr Radio soll „Funk ohne Dudel“ werden

Das neue Rhein-Ruhr Radio will als unabhängiges „Radio für Erwachsene“ vom Ruhrgebiet aus für mehr Vielfalt im Äther sorgen

Die Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW hat die angekündigte Ausschreibung der UKW-Übertragungskapazitäten für die Verbreitung oder Weiterverbreitung eines analogen landesweiten Hörfunkprogramms begonnen (RADIOSZENE berichtete). Durch das neu entstehende UKW-Angebot wird das bestehende Hörfunkangebot in Nordrhein-Westfalen maßgeblich bereichert werden. Insgesamt umfasst die zweite, landesweite UKW-Kette derzeit 27 Frequenzen. Über sie können voraussichtlich 6,5 Millionen Menschen in NRW erreicht werden.

Thomas Münten (Bild: Rhein-Ruhr Radio)
Thomas Münten (Bild: Rhein-Ruhr Radio)

Das vom Mülheimer Journalisten Thomas Münten geplante „Rhein-Ruhr-Radio“ soll eine echte Neugründung ohne Beteiligung großer Verlagshäuser werden. Stattdessen setzt der Radioprofi auf eine unabhängige GmbH. Münten plant mit bis zu 60 neuen Arbeitsplätzen in der Zentrale im Ruhrgebiet und zwei Außen-Büros im Rheinland und in Westfalen. Der Antrag auf Zuweisung von ausgeschriebenen UKW-Frequenzen der Landesanstalt für Medien wurde gestellt.

„Ich finde, das Land braucht eine echte Radio-Alternative für Menschen über 40, die nicht aus platten Sprüchen, Gewinnspielen und Jingle-Dudelei besteht.“

Dieser Satz aus einer Live-Diskussion in Duisburg vor drei Jahren ist dem ehemaligen Lokalfunk-Chefredakteur Thomas Münten und heutigem TV-Reporter nicht mehr aus dem Kopf gegangen: „Die meisten privaten Sender in NRW richten sich heute an eine Zielgruppe zwischen 14 und 40 Jahren. Das Credo der Geschäftsführer: Je jünger, desto besser. Informationen, noch dazu regional, sind eher die dünnst geschnittene saure Gurke im Zuckersirup der Dudelei, minimale Musikauswahlen und das stumpfe Ablesen von Liner-Cards bestimmen den Höreindruck“.

Das Rhein-Ruhr Radio will hier eine echte Alternative bieten mit einer echten Redaktion aus erfahrenen Radioprofis im besten Alter:  „erwachsene und ausgebildete Stimmen, keine albernen Kumpeleien mit den Hörern, sondern echter Dialog, viel und breit gefächerte Musik und ein Werbeanteil, der bewusst nicht alles ausschöpft was geht“.

„Wir reden, wenn wir was zu sagen haben. Dann aber auch wirklich. Und nicht in voraufgezeichneten Interviews, denen die Spontaneität der Live-Gesprächs völlig abgeht. Und diese ewigen Kollegengespräche oder besser: Konservengespräche – ganz ehrlich – das hat mit Radio absolut nichts zu tun,“ sagt der Thomas Münten, der seit 2009 hauptsächlich für das ZDF arbeitet und dort im Studio Düsseldorf für die Aktualität und für das Magazin „frontal“ in Berlin berichtet.

Auf eine Zusammenarbeit mit anderen Verlagen will Münten bewusst verzichten: „Das ist auch nicht nötig. Mit einigermaßen ausgelasteten Werbezeiten verdienen wir genug, um wirklich gutes Radio zu machen – und können einen Teil des Gewinns noch zur Unterstützung der Lokalradios in NRW in einen von der lfm verwalteten Fonds einzahlen.“

Ein Beirat aus gesellschaftlich relevanten Gruppen des Landes soll die Einhaltung eines schon beim Zuweisungsantrag ausformulierten Redaktionsstatutes überwachen. Zwei Korrespondentenbüros in Bonn und Münster sollen dabei helfen, das Land in seiner Fläche abzudecken, die Zentrale im Ruhrgebiet wird dort bis zu 60 neue Arbeitsplätze schaffen – wenn es mit der Zuweisung der Frequenzen klappt. Dann wären über UKW 6,5 Millionen Menschen in NRW erreichbar, zudem soll das neue Programm dann auch über DAB+ und natürlich online verbreitet werden.

„Die meisten anderen Bewerber bieten keine echte Erweiterung der Hörfunk-Vielfalt, die Zielgruppe Ü-40, die jetzt immer stärker wird, wird völlig vernachlässigt. Das will ich ändern,“ nennt Münten seine Ziele für das neue „Rhein-Ruhr Radio“.

XPLR: MEDIA Radio-Report