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Niederlande: NOS beseitigt Logos wegen Anfeindungen

NOS Logo smallIn den Niederlanden schlagen die Wellen hoch: Die führende Sendevereinigung NOS (Nederlandse Omroep Stichting) die mit rund 400 Mitarbeitern für die Versorgung mit Nachrichten und Hintergrundberichten zuständig ist, hat einen Entschluss gefasst: Sie entfernt in dieser Woche ihr Logo von allen Ü-Wagen.

Diese Maßnahme ist eine Reaktion der 1969 aus dem Zusammenschluss von Nederlandse Televisie Stichting (NTS) und Nederlandse Radio Unie (NRU) entstandenen NOS auf die vielen Anfeindungen, die Mitarbeiter vor Ort erdulden mussten: Der ausgestreckte Mittelfinger und Beschimpfungen gegen die Reporter gehören zum Alltag, das Bewerfen der NOS-Mitarbeiter mit Abfällen behindert wichtige Reportage-Arbeiten. Unterwegs wird es oftmals gar gefährlich, wenn PKW-Fahrer auf der Autobahn plötzlich direkt vor den Ü-Wagen in die Bremsen treten.

Die Ursache sitzt tief: Obwohl die NOS eine unabhängige Sendevereinigung ist, wird sie oftmals als Partei oder parteiisch angesehen.

Journalisten sind häufig das Ziel ernsthafter Bedrohungen von radikalisierten Bauern und Aktivisten, stellt der neue Bedrohungsbericht des Nationalen Koordinators für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit der Niederlande fest.

NOS EenVandaag
Foto: AVROTROS/EenVandaag

Eine offizielle Anfrage im Parlament verdeutlichte den Schock unter den Politikern. GroenLinks-Führer Jesse Klaver meinte: „Die zunehmende Polarisierung gefährdet unsere Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit.“
Der Arbeiterpartei-Abgeordnete Attje Kuiken forderte das Kabinett auf, ebenfalls Maßnahmen zu ergreifen. Christdemokrat Harry von der Molen warnt: „Wenn sich Journalisten verstecken müssen, um in Sicherheit zu sein, ist das das Ende einer freien Gesellschaft.“

Thomas Bruning von der Journalistengewerkschaft NVJ nennt die Vorfälle einen „traurigen neuen Tiefpunkt“.

Die NOS-Reporterin Kysia Hekster befürchtet das Schlimmste: „Wir mussten einige Jahre von Sicherheitspersonal begleitet werden, jetzt verschwinden die Aufkleber von den Autos. Was ist der nächste Schritt – der NOS-Poppschutz auf den Mikrofonen? Einige Kollegen halten das bereits jetzt so, um ihre Arbeit erledigen zu können. Ich hoffe, es kommt nicht so weit.“

Weiterführende Informationen:

XPLR: MEDIA Radio-Report