So hörte sich Radio in der Nachkriegszeit an: Das Lied „Das Ännchen von Tharau“ erklingt, und über die Musik blendet sich die Stimme von einem gewissen „Fräulein Barbara“: „Hier ist der Nordwestdeutsche Rundfunk“. Die älteste erhaltene Hörfunksendung des WDR aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt ihren Lauf.
Fräulein Barbara moderiert eine ganz besondere Sendung: Der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) meldete sich am 26. September 1945 zum ersten Mal aus Köln, und nun, auf den Tag ein Jahr später, am 26. September 1946, feiert die Moderatorin im Kölner Studio Geburtstag: mit einem „bunten, vielfältigen“ Rückblick auf ein besonderes Jahr, „auf das Leben, das aus Ruinen entstand“.
Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk nach dem Vorbild der BBC
Die Geburtsstunde und Existenz eines staatsfernen, öffentlich-rechtlichen Senders – nach dem Vorbild der BBC – ist den Briten zu verdanken: Für die gesamte von ihnen besetzte Zone planten sie einen zentralen Rundfunk. Sie sahen eine Arbeitsteilung vor zwischen Köln und Hamburg. Am 26. September 1945 wurden im Kölner Funkhaus wieder Sendungen produziert – von 19 bis 20 Uhr – eine Stunde täglich.
Kölner Premiere mit Hindernissen
Dass die Hamburger vier Tage eher auf Sendung gingen, ist folgendem Grund geschuldet, wie Petra Witting-Nöthen, die Leiterin des Unternehmensarchivs, erklärt: „Der Langenberger Sender war im Krieg stark zerstört. Die Eröffnung des Hamburger Senders am 22. September 1945 konnte also im Rheinland nicht direkt mitverfolgt werden. Im Vorfeld gab es am Langenberger Sender zwar einige Probedurchläufe, die offizielle Eröffnung für Köln und damit das gesamte Rheinland, das über den Langenberger Sender geschah, war am 26. September 1945.“
Polizeieinsatz auf dem Duisburger Schwarzmarkt
Zurück zu Fräulein Barbara und zur Geburtstagssendung: Die Hörerinnen und Hörer lauschen den Stimmen der Reporter Hans Jesse und Bernhard Ernst, erleben zusammen mit ihnen einen Polizeieinsatz auf dem Duisburger Schwarzmarkt, die Erste-Mai-Feier in Essen oder die Einweihung der Patton-Brücke in Köln-Deutz.
Zum Schluss des halbstündigen „Bilderbogens“ eröffnet der damalige Intendant des WDR, Max Burghardt, mit einer Rede in der Aula der Kölner Universität das Fest zum einjährigen Jubiläum des Radiosenders. Wie sein Rückblick auf das vergangene Jahr ausfällt, warum Fräulein Barbara gar nicht aus Köln stammt und einen Ko-Moderator hat, und womit sich General Joseph T. McNarney, der Maler Otto Pankok oder NRW-Arbeitsminister August Halbfell damals beschäftigten, hören Sie hier: