Die Musikindustrie in Deutschland ist trotz der pandemiebedingt schwierigen Situation gewachsen, wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am vergangenen Donnerstag bekanntgab: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nahm die Branche insgesamt 783,7 Millionen Euro durch Audio-Streams sowie durch den Verkauf von CDs, Downloads und Vinyl ein. Das sind 4,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2019: 748,1 Mio. Euro Umsatz nach dem Gesamtjahresabschluss 2019).
Verantwortlich für das positive Ergebnis ist das weiter auf hohem Niveau dynamisch wachsende Audio-Streaming, das um 20,7 Prozent zulegte und seine Position als umsatzstärkstes Format weiter ausbauen konnte. Das Video-Streaming wächst mit 31,3 Prozent sogar noch deutlicher, hat aber mit 3,3 Prozent noch immer einen sehr geringen Marktanteil. Daneben hat die CD (-22,9 %) mit einer gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelten Rückgangsrate stark gelitten durch die krisenbedingten Maßnahmen, die auch den stationären Handel betrafen, während Vinyl Zuwächse verzeichnete (+4,6 %). Downloads gaben weiterhin sehr deutlich nach (-22,5 %).
Insgesamt wuchs das Digitalgeschäft in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 16,4 Prozent auf einen Anteil am Gesamtumsatz von 74,2 Prozent (Gesamtjahr 2019: 64,4 %). Das physische Geschäft (-18,6 %) kommt entsprechend auf 25,8 Prozent Umsatzanteil. Audio-Streaming hat mit 65,7 Prozent den größten Anteil an den Brancheneinnahmen, es folgen die CD mit 20,0 Prozent, Downloads mit 5,1 Prozent und Vinyl-LPs mit einem Umsatzanteil von 4,5 Prozent.
Dr. Florian Drücke, der Vorstandsvorsitzende des BVMI: „Dass sich die Branche in der Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 insgesamt belastbar gezeigt hat, ist sehr erfreulich und ein Ergebnis der erfolgreichen Digitalstrategie der Mitgliedsfirmen in den vergangenen Jahren. Allerdings: Mit einem Digitalanteil von fast 75 Prozent ist die wortlautgetreue Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht nun oberste Priorität, denn hier wird der Rahmen gesetzt, in dem das digitale Wachstum in Zukunft stattfindet. Der sogenannte Diskussionsentwurf, den das BMJV kürzlich vorgelegt hat, sendet das sehr beunruhigende und daher für die Branche inakzeptable Signal, dass hier ein deutscher Sonderweg eingeschlagen werden soll, der weder die Richtlinie reflektiert, wie sie ursprünglich gedacht ist, noch die Interessen der Rechteinhaber.“
Drücke weiter: „Unbedingt wichtig ist jedoch, diese positiven Zahlen im musikwirtschaftlichen Gesamtkontext einzuordnen, denn das leichte Wachstum in unserer Branche darf nicht davon ablenken, wie groß die Krise für den Live-Sektor ist – mit den verheerenden Auswirkungen für Künstlerinnen und Künstler und all jene, die hier an der Wertschöpfung teilhaben. Dies kann durch das leichte Plus auf der Seite der Musikverkäufe bestenfalls leicht abgefedert, aber bei Weitem nicht ausgeglichen werden. Auch deshalb begleiten wir die Forderungen nach staatlichen Hilfsmaßnahmen solidarisch.“