In der Lokalfunkserie porträtiert Hendrik Leuker dieses Mal hitradio.rt1
Augsburg, 15 vor Christus als „augusta vindelicum“ von den Römern gegründet, war im 15., 16. und 17. Jahrhundert einer der größten Handelsumschlagplätze Europas unter den Kaufmannsgeschlechtern der Fugger und Welser. Erstere gründeten schon im Mittelalter eine Kleinsiedlung für sozial schwächere Bürger , die sogenannte Fugger-Stadt. Im 16. Jahrhundert war die Stadt am Lech eine der wichtigsten Städte der Reformation und wurde 1534 lutherisch. Seit 1806 zu Bayern gehörend, ist Augsburg (255.000 Einwohner) heute die Hauptstadt des Regierungsbezirks Schwaben. Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker besuchte den dortigen Lokalsender hitradio.rt1.
Vom Seiteneinstieg zur Spitze
Daniel Lutz (36), Programmdirektor von hitradio.rt1, den ich im Augsburger Funkhaus in der Curt-Frenzel-Straße traf, näherte sich von der technischen Schiene kommend seinem Traumjob beim Radio an. Der ausgebildete Kommunikationselektroniker war zunächst technischer Leiter beim früheren Augsburger Lokalsender Radio Kö. Technik erwies sich dabei als Einstieg zu einer veritablen Radiokarriere: Bei hitradio.rt1 übernahm er zusätzlich zur Morningshow gleich die Programmdirektion. Zuvor war er Morgenmoderator bei Radio Kö, das heute nur noch über DAB sendet; und bei der unmittelbaren Konkurrenz in Augsburg, Radio Fantasy.
Der Weg von rt1 zur lokalen Mediengröße
Hitradio.rt1 startete als „RT 1“ als einer von anfänglich vier Augsburger Lokalsendern am 21. März 1987. Ursprünglich hatte der Hörer die Wahl zwischen Radio RT 1, Radio Kö, Radio Fantasy und Radio Skyline. Radio Kö ist heute ein reiner DAB-Sender, der aus dem gleichen Augsburger Funkhaus kommt wie RT 1. Radio Skyline teilte sich die Frequenz mit Radio Fantasy und ging unter. Radio Fantasy, zunächst als Welle 93,4 gestartet – benannt nach der Frequenz, die auch heute noch vom Sender benutzt wird – ist nun der lokale Konkurrent von hitradio.rt1 und strahlt zusätzlich ein gleichnamiges DABProgramm aus. Seit 2001 kam bei RT 1 der Zusatz „Hitradio“ hinzu. Seit 2008 lautet die offizielle Schreibweise hitradio.rt1.
Neben dem hitradio.rt1 in Augsburg, dem meistgehörten Lokalsender in Augsburg Stadt und Land, existieren noch Ableger von hitradio.rt1 für Nordschwaben in Donauwörth und für Südschwaben in Memmingen. Die Musik kommt zentral aus Augsburg, die jeweiligen Ablegerstudios sind zuständig für den lokalen Inhalt der Sendungen.
Das Mutterschiff der rt1 mediagroup, die die Medienunternehmen RT 1 TV und die hitradio.rt1 Augsburg GmbH einschließt, ist eines der größten Pressehäuser Deutschlands, die Pressedruck und VerlagsGmbH in Augsburg, kurz Pressedruck Augsburg, bei der auch die Augsburger Allgemeine erscheint. Somit verfügt die Pressedruck Augsburg auf ihrem Areal in der Curt-Frenzel-Strasse am Stadtrand über ein kleines lokales Medienimperium.
Bei der rt1 mediagroup, die zu 100 Prozent der Gesellschafterfamilie Holland gehört, beschränkt man sich indes nicht darauf, ein Hitradio zu produzieren. Zu einer weiteren Abspaltung dieser Unterabteilung der Pressedruck Augsburg, der rt1-TVProduktionsgesellschaft, gehören zudem ein 500 Quadratmeter großes Fernsehstudio, eine Videoproduktion und das Auftreten als Dienstleister von Satellitenübertragungen. Diese übernahm man von einer Münchener Produktionsgesellschaft, die die Lizenz aufgrund von unzulässiger Interessenverquickung im Zusammenhang mit einem ausgereichten Darlehen aufgeben musste, das „BayernMagazin“, das sonntags auf RTL in den bayerischen Kabelhaushalten zu sehen ist (17.45-18.45 Uhr). Zudem werden Beiträge aus der Region Schwaben für „Sat 1 live für Bayern“ (Sat 1-Regionalprogramm; werktags um 17.30 Uhr) dort hergestellt. Nicht zuletzt wird via Kabel und Satellit ein Lokalfernsehen für Augsburg und Umgebung ausgestrahlt.
Zusätzlich gehört zu dieser Unternehmenssparte auch das zur Verfügung stellen von satellitengestützten Übertragungsfahrzeugen, sogenannten SNC-Fahrzeugen (SNC = Satellite News Gathering). So werden z.B. die Satellitenübertragungen von der Tour de France mittels Technik der RT1TV-Produktionsgesellschaft bewerkstelligt. Auch werden in dem Fernsehstudio Imagevideos für Firmen konzipiert.
Zauberformel oder Ärgernis?
hitradio.rt1 hat denjenigen Claim, den viele Privatsender im Bundesgebiet haben. Richtig: „Die meiste Abwechslung mit dem besten Mix der 80er, 90er, 2000er und die Hits von heute“. Der eine oder andere geneigte Leser findet von daher Privatradio unattraktiv und hat für sich den Fernempfang (wieder)entdeckt. Warum immer wieder dieser Claim? Nach Auskunft von Programmdirektor Daniel Lutz will man möglichst viele Menschen erreichen. Die Musik müsse so beschaffen sein, um erfolgreich ein Radioformat in die Landschaft zu stellen. Dafür setze man diesen Claim ein. Es funktioniere. Radio ist heute Business. Der Claim ist eben gut kompatibel zu einem Hitradio, mag er auch dem einen oder anderen zu sehr dem Mainstream Tribut zollen oder gar einfallslos erscheinen.
Lokal und verständlich
Lokale Informationen gehören natürlich auch zu einem Hitradio: Von 5.30 bis 19.30 Uhr kommen diese bei hitradio rt.1 zur vollen und zur halben Stunde. Dabei werden Themen behandelt, die in der Lebenswirklichkeit der Menschen vorkommen. Wenn z.B. in Augsburg die Friedbergstraße von vier auf zwei Spuren verkleinert wird, regen sich Autofahrer und Geschäftsleute darüber auf. Das ist dann ein Thema für das Lokalradio. Auch im Informationsteil sollen also Emotionen transportiert werden.
Ein bestimmtes Kulturthema werde nicht gemacht, damit es gemacht worden sei, versichert Lutz. Nur dann, wenn es ein Thema sei, käme es ins Programm. Beispielsweise die Provinzposse um das nicht angenommene Geschenk der vermögenden Gesellschafterfamilie Holland an die Augsburger, mit deren finanzieller Hilfe die Aphroditefigur des heimischen Bildhauers Markus Lüpertz den Rathausplatz zieren sollte. Nun steht eine Lüpertzskulptur auf einem Podest vor dem Funkhaus.
Im Sport ist hitradio rt.1 sehr rege und unterstützt als Partnerstation die beiden ambitionierten Clubs Augsburger Panther (Eishockey-Bundesliga) und FC Augsburg (Fußball, 2. Liga) u.a. mit ausführlichen Reportagen. Somit ist hitradio.rt1 auch eine der bevorzugten Informationsquellen für den lokalen Sport für die 550.000 Hörer, die gemäß Funkanalyse Bayern vom Sender mit seiner technischen Reichweite versorgt werden können. Tatsächlich liegt die Tagesreichweite bei 132.000 Hörern (Funkanalyse Bayern 2009).
Von Marktforschungen weiß man, was die Hörer verlangen. Hitradio rt.1 veranstaltet außerdem Hörerskifahrten in die Alpen, eine Faschingsparty am Rosenmontag, Tanz in den Mai und feiert mit den Hörern ein Sommerfest. Außerdem präsentiert hitradio rt.1 auch Konzerte von angesagten Interpreten und Gruppen wie z.B. von Silbermond. Der Job eines Programmdirektors sei es dabei, so Lutz, das Programm nicht alt werden zu lassen. Der Hörer erwarte von seinem Lokalradio , dass es ständig neue Dinge ins Programm nähme. So sind Aktionen in der Morningshow „ Daniel und das Morgenteam“ (6 bis 10 Uhr) wie „Daniel verdoppelt Ihr Gehalt“ und „die Rache der Wartenden“, bei der Hotlines gefoppt wurden, von langer Hand geplant. Lutz ist Morgenmoderator und Programmdirektor in einer Person wie sein Vorgänger Jürgen Kaul, der zum öffentlich-rechtlichen Bayern 3 wechselte.
Die Hitparade lebt!
Während andere Lokalsender der Ansicht sind, dass über Hitparaden im Radio die Zeit hinweg gegangen ist, sendet hitradio.rt1 selbstredend sogar mehrere. Bei „Top 6 um 6“ mit Philipp Melzer können die Hörerinnen und Hörer tagsüber im Netz unter mehreren Vorschlägen ihre Top 6-Favoriten unter den Hits auswählen und dabei ein Hitpaket gewinnen (Montag-Freitag; 18 bis 19 Uhr). Am Sonntag strahlt hitradio.rt1 Augsburg zusammen mit den Ablegern für Nordund Südschwaben die Top 30-Hitparade aus, eine Hörerhitparade diesmal im Großformat, bei welchem die Hörer aus Titelvorschlägen auf der Website des Senders auswählen können (hitradio rt.1 Augsburg; Sonntag; 15 bis 18 Uhr, rt1 Nordund Südschwaben; 12 bis 15 Uhr).
Das Programm von Antenne Bayern, dem landesweiten Privatsender im Freistaat Bayern, sieht Lutz als Hauptkonkurrenten an. Es gäbe mit Antenne Bayern einfach die meisten Überschneidungen in punkto Programmgestaltung und Musikauswahl. Beide Sender hätten ganz ähnliche Zielgruppen. Nicht konkurrenzfähig wäre hitradio.rt1 nach Ansicht von Programmdirektor Lutz, wenn man lokalen Kolorit mit schwäbisch eingefärbten Moderatorenstimmen verbreiten wollte. Hochdeutsch vor dem Mikro sei oberste Moderatorenpflicht.
Mein persönliches Fazit
Bei hitradio.rt1 sprechen schon die Umstände dafür, dass ein Mainstreamprogramm dabei herauskommen muss: Zum einen sind Sender in Ballungsräumen gerade auf lokaler Ebene chartorientierter; zum anderen stellt hitradio.rt1 nur einen kleinen Teil des großen Medienimperiums der Pressedruck Augsburg dar, so dass dem Radio nicht der Hauptaugenmerk gilt, sondern dem gesamten Unternehmen. Ein Mainstreamkonzept gehört immer mit zu den günstigsten und effizientesten Formaten, was Radioberater landauf, landab predigen, wobei sie bei einer vielfältig im Medienbereich tätigen Gesellschafterfamilie offenbar nicht auf taube Ohren stoßen.
Hendrik Leuker
Kontakt & Frequenzen
hitradio.rt 1, Curt-Frenzel-Str.4, 86167 Augsburg, Tel.: 08 21 777 40 00, Fax: 08 21 777 -40 19; E-Mail: info@rt1.de, Website: www.rt1.de (Livestream).
Aichach 94,0 MHz (0,02 kW)
Augsburg 96,7 MHz (0,3 kW)
Empfangsberichte werden gegen Rückporto per Brief bestätigt. Weitere Studios in Donauwörth (Nordschwaben) und Memmingen (Südschwaben).