In diesen Tagen beherrscht Corona die Medien und wer überhaupt noch die Möglichkeit hat, arbeitet von zuhause. Da gehen solche Kleinigkeiten wie ein 273 Meter hoher Sendemast leicht unter. In diesem Fall wortwörtlich: Er sollte nämlich gesprengt werden. Erst in letzter Minute drehte sich das Blatt:
Der Senderstandort Mühlacker des SWR in Baden-Württemberg mit seinen Sendemasten wird heute noch mit einem kleineren Sendemast für UKW- und DAB+ Rundfunkabstrahlungen sowie Richtfunkübertragungen genutzt. Die Kurzwellenausstrahlungen wurden dagegen schon 2004 beendet und die Mittelwellenausstrahlungen 2012. Seitdem ist der Sender außer Betrieb. Der Kurzwellensendemast wurde bereits abgerissen, der große Mittelwellensendemast wäre nun dran gewesen.
Mühlacker war der erste deutsche Großsender, seit dem 21. November 1930 wurde von dort mit 60 kW auf 833 kHz Mittelwelle gesendet. Später wanderte die Sendefrequenz an das untere Ende des Mittelwellenbands und von 1933 bis 1945 wurde mit einer Antenne in einem 190 m hohen Holzturm gesendet, der kurz vor Kriegsende gesprengt wurde.
1950 wurde als Ersatz ein 273 m hoher gegen Erde isolierter Stahlrohrmast aufgestellt, der seitdem das Wahrzeichen des Senders und der Stadt ist, doch mangels Funktion nun gesprengt werden sollte. Der Sender hatte das Gelände zwar einst von der Stadt geschenkt bekommen, wollte es nun aber dieser für 550.000 Euro zurück verkaufen oder andernfalls den Sendemast abreißen. Die Genehmigung hierfür war bereits erteilt, obwohl die Anlage zweimal als Kulturdenkmal eingestuft worden war.
Die Stadt wollte das Gelände nicht kaufen, weil sie es trotz einem durchaus günstigen Preises für diese Lage nicht hinnehmen wollte, so viel für den Rückkauf eines Grundstücks zu bezahlen, das sie einst verschenkt hatte. Doch hatte sich eine Gruppe von fünf Mühlacker Bürgern um Thomas Knapp bereit erklärt, die Anlage zu kaufen. Der SWR wollte allerdings nicht mehr verkaufen, sondern nun diese Woche abreißen.
Am Freitag änderte der SWR in letzter Minute seine Meinung: Wenn alles noch diese Woche über die Bühne geht, ist der Verkauf nun möglich und der Sendeturm damit gerettet.