Hitradio Ö3 erstmals volldigital und Web 2.0 ready

ORF Mediaservice setzt auf höchste Benutzerfreundlichkeit im Sendestudio

ORF-AllgemeinWeniger Regler, mehr Funktionen, volldigital, höhenverstellbarer Arbeitsbereich: Die ORF Mediaservice GmbH konzipierte ein neues Radiostudio mit digitalem Touchscreen-Konzept. Jetzt wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wetter, Verkehr und dann die Schlagzeilen. Die Reporter des Ö3- Weckers geben sich zur halben Stunde verbal die Klinke in die Hand. Und das seit kurzem aus dem innovativsten Radiostudio Europas. Das neue Sendestudio bei Hitradio Ö3 ist an Benutzerfreundlichkeit kaum zu überbieten. Es wurde von Experten der ORF Mediaservice GmbH technisch komplett neu designt und exakt auf die Anforderungen der jeweiligen Sendungen zugeschnitten. „Mischpulte und Regler wurden rausgeschmissen und an Zahl massiv verringert, veraltetes Equipment konnte endlich ausgetauscht werden. Neueste Digitaltechnik wird jetzt über Touchscreen bedient. Dazu gibt es nun auch individuelle Studio- Setups durch zum Beispiel ein höhenverstellbares Arbeitspult oder spezifische Lichteinstellungen im Studio“, beschreibt Felix Konrad, Geschäftsführer von ORF Mediaservice. Das Radiozeitalter 2.0 scheint endgültig angebrochen.

Neues Ö3 Sendestudio (Moderatorenplatz)
Neues Ö3 Sendestudio (Moderatorenplatz)

Ergonomie verbessert: höhenverstellbares Arbeitspult, weniger Tastaturen

„Auf Wiederhören sagt Peter L. Eppinger!“ – „Schönen Nachmittag wünscht Thomas Kamenar!“ Zwischen diesen beiden Ansagen liegen oft nur wenige Radiominuten. Dafür aber mehr als 30 Zentimeter. Größen-Unterschied nämlich. Denn Ö3-Mann Eppinger misst rund 1,70m, sein Kollege Kamenar knapp 2,05m. Was sich an einem Steh- Arbeitsplatz wie im Ö3-Sendestudio unmittelbar auswirkt, beschreibt des Hitradio’s Größter, Thomas Kamenar: „Nach mehreren Stunden On Air spürst du’s dann schon ganz ordentlich im Rücken!“ Das Konzept der ORF Mediaservice GmbH sah daher vor, dass sich das gesamte Arbeitspult des Moderators – mit allen Mikrofonen, Mischpulten und Bildschirmen – komplett an individuelle Anforderungen und die Körpergröße anpassen lässt. Studioplaner Konrad: „Wir konnten damit auch eine arbeitsmedizinische Notwendigkeit erfüllen. Per Knopfdruck wandert nun alles am Anfang der Sendung ein Stück nach oben oder eben nach unten!“

Neues Ö3 Sendestudio (Comoderatorenplatz)
Neues Ö3 Sendestudio (Comoderatorenplatz)

Nach Licht und Laune – Sendestudio kann in jede Farbbeleuchtung getaucht werden

Ergonomie war ein zentraler Punkt der Neu-Planungen, so Felix Konrad. „Zum Einen wollten wir die Ansammlung von Reglern und Tastaturen verringern – zum Anderen ging es auch um gesundes Stehen, ausreichendes Licht und eine verbesserte Kommunikationsmöglichkeit vor allem zwischen dem Moderatorenteam und den Ö3- Hörern.“ Im neuen Ö3-Studio steht sich das (Wecker)-Team daher auch nicht mehr gegenüber, sondern versetzt nebeneinander mit gemeinsamen Blick zum Fenster. „Alle Beteiligten schauen damit in die gleiche Richtung zum Fenster hinaus, also zu den Hörern!“, erklärt Felix Konrad. Dazu kann das Studio je nach Tages- bzw. Jahreszeit oder Situation in passender Farbe ausgeleuchtet werden, um auch im Web ein gutes Bild abzugeben. „Ob im Rot der Morgendämmerung, im kühlenden Blau oder einfach nur in klares Weiß getaucht – die Sendungsmacher im Studio können jetzt selbst entscheiden!“

"Ö3-Redaktionsschiff"
"Ö3-Redaktionsschiff"

Voll neu – voll digital!

Der Studioumbau brachte den Mitarbeitern auch die neueste Technik ins Haus. Volldigital lautet das Stichwort. 7 riesige Flachbildschirme öffnen dem Moderator ab nun permanent das Fenster zur Welt. Dabei sind die TV-Programme der jeweiligen Displays direkt am Touch-Screen des Moderatoren-Mischpults einstellbar. Dazu übernehmen die Bildschirme nun auch die Funktion der Studiouhr, sie zeigen die verbleibende Zeit am Counter, blenden Laufschrift ein oder setzen Alarmmeldungen ins Studio ab. Dringende Durchsagen wie etwa Geisterfahrermeldungen unterbrechen optisch das Fernsehprogramm und bleiben somit unübersehbar. 3 neue Co-Moderatoren- Arbeitsplätze ermöglichen ein gleichzeitiges, rascheres Arbeiten und ein individuelles Einklinken, Ausklinken, Aufnehmen und Zuspielen. Felix Konrad: „Marcus Wadsak kann jetzt direkt im Sendestudio selbst einen Wetterreporter am Telefon aufnehmen, das Statement von ihm schneiden – und den O-Ton selbst via eigenem Touch-Screen auf Sendung schicken.“ Wege zu einem Aufnahme- oder Schnittplatz außerhalb des Sendestudios entfallen damit gänzlich.

Ready for the future: Anforderungen des Web 2.0 berücksichtigt

felix konrad-orfmediaservicegmbh„Mit solcherart Direkteinspielungen wird das Programm noch flexibler und persönlicher“, meint Konrad (Bild rechts). Nicht zuletzt, weil auch die neuen Anforderungen von Web 2.0, Facebook, Twitter & Co. größtmöglich berücksichtigt wurden. „Von der Integration der Kommunikationslösung Skype bis hin zu einer automatischen Webcamsteuerung.“, zählt der ORF Mediaservice-Chef auf. Alle Systemkomponenten wurden dabei umfangreich miteinander vernetzt und dadurch teilweise Gerätschaften eingespart. Nur noch zwei PC- Tastaturen finden sich nun beispielsweise am Moderatorenplatz, sagt Konrad: „Die neue Haupttastatur ist dazu völlig frei positionierbar. Sie lässt sich individuell auf einer Schiene verschieben, im Winkel drehen und jedem PC frei zuordnen!“ Lärmende und wärmende Hardware blieb übrigens dabei gänzlich draußen. „So viel Technik wie möglich, wurde in einen zentralen Hauptschaltraum, außerhalb des Sendestudios verbannt.“, so Konrad.

Umfangfreiche Planungen brachten nie zuvor dagewesenes Radiostudio

Vor rund zweieinhalb Jahren startete ein 4-köpfiges Team um Felix Konrad mit den Planungen für die Erneuerung der Studiotechnik bei Ö3. „In der täglichen Arbeit bemerkten wir im Sender immer öfter, dass wir mit dem vorhandenen Equipment an unsere Grenzen stoßen.“, erklärt ORF Mediaservice-Projektleiter Reinhard Appel. „Deshalb haben wir in Workshops mit Programmverantwortlichen, Moderatoren und Radioberatern Ideen gesammelt und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft.“ In zahlreichen Besprechungen „übersetzten“ Reinhard Appel und das übrige Team also die Anforderung von Redaktion und Programm in die Sprache der Techniker und überprüften die Machbarkeit. Die Antworten der Technik, eingebettet in ein funktionales Designkonzept von Veech Media Architecture präsentierte das Mediaservice-Team – übersetzt in die „Radiomacher-Sprache“ – dann Ö3. Das neue Studio war geboren, zumindest virtuell. Man schrieb das Datum 23.07. im Sommer 2008.

Neues Ö3 Sendestudio (Seitenansicht)
Neues Ö3 Sendestudio (Seitenansicht)

Radio-Flaggschiff Ö3 macht in der Technik Satz nach vorne

Es folgten Detailplanungen und Ausschreibungen gemeinsam mit der ORF-Technik- Planungsabteilung und schließlich der Studio-Umbau mit der tatkräftigen Unterstützung der ORF-Werkstätten und des deutschen Systemhauses Thum&Mahr. „Vorerst wollten wir einen Test am lebenden Objekt“, beschreibt Felix Konrad. Dazu wurde zunächst das eigentliche Ersatz-Sendestudio B nach Plan umgebaut. „Ende 2008 konnten wir dann eine umfangreiche Prüfphase mit diesem Prototyp-Studio starten. Wir benutzten Studio B als Haupt-Sendestudio und fragten die Sendungsmacher nach ihrer Meinung.“ Das Feedback war positiv. Neue Anregungen wurden eingeplant, kleinere Nachjustierungen vorgenommen und beim Umbau des Sende-Studio A umgesetzt. In der ersten Jahreshälfte 2009 konnte das Riesenprojekt schließlich abgeschlossen werden. Felix Konrad: „Das große österreichische Radio-Flaggschiff Ö3 macht damit in der Technik einen Satz nach vorne, macht sich fit für die Zukunft.“ Und nimmt noch direkteren Kurs auf zum Hörer. „Wir können nun noch schneller Stimmungen einfangen – und transportieren.“, sagt Ö3-Chef Georg Spatt. „Von den Hörern – zu den Hörern!“ Doch nicht nur die dürfen sich freuen, meint Ö3-Moderatorin Kati Bellowitsch augenzwinkernd: „Ein echter Traum hier zu arbeiten. Alles flutscht, schießt und pfeift! :-) Das macht wirklich Spaß!“

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