Wedel Software

15 Fragen an Südtiroler Radiolegende Peter Obexer

Die Karriere von Mister Südtirol, Peter Obexer, begann 1977 bei Radio Eisack. Nach diversen Privatsendern moderierte er 33 Jahre für den RAI Sender Bozen, heute Rai Südtirol, die beliebte Sendung „Wochenend und Sonnenschein.“ Peter beendete im November 2019 seine Moderatorentätigkeit. Im Januar 2020 sprach Thomas Kircher von www.fmkompakt.de mit dem Südtiroler Radio-Urgestein.

Thomas Kircher: Peter, warum hast Du 2019 nach 43 „Radiojahren“ Abschied von der Öffentlichkeit genommen?

Peter Obexer: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Jeder Anfang hat ein Ende und in jedem Ende wohnt ein Anfang inne.

Thomas Kircher: Was machst Du nun Samstagmittags zwischen 14 und 17 Uhr? – hier lief ja über viele Jahre „Wochenend und Sonnenschein“?

Peter Obexer: Jahrelang durfte ich nur drei Stunden lang „Wochenend mit Sonnenschein“ erleben. Heute scheint die Sonne für mich rund um die Uhr.

Thomas Kircher: Was hat Dich fasziniert selbst Radio zu machen, wie bist Du dazu gekommen?

Peter Obexer: Dank Südtirols Radiolegende Charly Mazagg. Er gab mir 1977 bei Radio Eisack die einmalige Gelegenheit, eine eigene Sendung zu gestalten, bei der ich anfangs allerdings mehr stotterte als moderierte. 1987 holte mich Roland Turk dann zum Sender Bozen, heute Rai Südtirol.

Peter Obexers erstes Radiofoto (Bild: ©Peter Obexer)
Peter Obexers erstes Radiofoto (Bild: ©Peter Obexer)

Thomas Kircher: Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Musiktitel im Radio erinnern?

Peter Obexer: Aber sicher. Das war doch eine Sternstunde in meinem Leben. Der erste Titel im Jahre 1977 hieß „Let your Love flow“ von den Bellamy Brothers – der letzte 2019 „Time to say Goodbye“ von Sarah Brightman & Andrea Bocelli. 

Thomas Kircher: Für welche Stationen warst auf Sendung (von / bis)?

Peter Obexer: 1977 bis 1980 bei Radio Eisack. 1979 bis 1987 bei Radio Tirol. 1980 bis 1987 bei Radio S 3. 1987 bis 2019 beim Rai Sender Bozen, heute Rai Südtirol und 1990 bis 1994 bei Radio Sonnenschein. 

Peter Obexer mit Südtirols Radiolegende Charly Mazagg (Bild: ©Peter Obexer)
Peter Obexer mit Südtirols Radiolegende Charly Mazagg (Bild: ©Peter Obexer)

Thomas Kircher: Du hast miterlebt, wie sich das Radiomachen gewandelt hat. Was sind die wesentlichen Änderungen?

Peter Obexer: Früher war alles komplizierter und doch einfacher. Es ging ja von der Musikkassette über die Vinyl-Schallplatte, die ja heute wieder ein Comeback feiert, über die CD, mp3 usw. Es war eine Aufbruchstimmung, die heute leider bei vielen Radiomachern fehlt.

Thomas Kircher: Die Medienvielfalt in Südtirol wird seit Jahren immer überschaubarer. Zuletzt haben Tele Radio Vinschgau und Radio Nord ihren Sendebetrieb eingestellt. Wie empfindest Du die Radio“vielfalt“ in Südtirol?

Peter Obexer: Es war vielfältig – jetzt wird’s einfältig. Die kleinen Sender verschwinden so langsam, da es finanziell vorne und hinten nicht mehr reicht. Viele wurden bereits von einem Moloch aufgekauft und zu einem Einheitsbrei umgerührt. Gleichschaltung der Medien nannte man das im Dritten Reich. Zum Glück bleibt uns aber der öffentlich rechtliche Hörfunk Rai Südtirol erhalten, der die freie Meinung aller Südtiroler/innen widerspiegelt.

Peter Obexer mit Peter Maffay (Bild: ©Peter Obexer)
Peter Obexer mit Peter Maffay (Bild: ©Peter Obexer)

Thomas Kircher: In Deinem Radio-Leben, vor allem innerhalb „Wochenend und Sonnenschein“ hast Du viele Stars und Sternchen kennengelernt. Welche waren/sind Dir am liebsten in Erinnerung geblieben?

Peter Obexer: Da gab es viele. Vom Bademantel-Interview mit Udo Jürgens („Aber bitte mit Sahne“) über das Johnny Walker-Interview mit Peter Maffay („So bist du“) – Maffay hat in den 80ern tatsächlich eine Flasche Whisky während des Interviews geleert, – das Rücktritt-vom-Rücktritt-Interview mit Howard Carpendale („Hello again“) bis hin zum Tränen-lügen-nicht-Interview mit Michael Holm („Mendocino“), das keines mehr wurde, weil die Kassette (damals wurde noch mit Kassettenrecorder aufgezeichnet) schon längst fertig war, die das Interview hätte aufnehmen sollen. Auch Weltstars wie David Garrett („Classic Romance“), Alvaro Soler („Sofia“), Kim Wilde („Kids in America“) oder Lou Bega („Mambo No.5“) sind mir in guter Erinnerung geblieben. Einzig und allein Möchtergern-Casanova Oliver Pocher ging mir sprichwörtlich auf den Sack.

….mit Reinhold Messner im RAI Südtirol Studio (Bild: ©Peter Obexer)
….mit Reinhold Messner im RAI Südtirol Studio (Bild: ©Peter Obexer)

Thomas Kircher: Du warst ja nicht „nur“ Musikredakteur und Moderator bei der RAI Südtirol, sondern auch Lifestyle-Reporter für Die Tageszeitung und Die Südtirolerin. Über viele Jahre hast Du auch die „Mister Südtirol-Wahl“, „Südtirols Fotomodel“ und die „Misses Südtirolwahl“ organisiert und präsentiert. Wie lassen sich derart viele Aufgaben über Jahre konstant bewerkstelligen?

Peter Obexer (lacht): Das frage ich mich heutzutage auch manchmal. Mein Beruf war mein Hobby und mein Hobby mein Beruf. Nur so kann ich es erklären.

Thomas Kircher: Weshalb hast Du Dich zum Jahresende 2019 von allen Tätigkeiten zurückgezogen?

Peter Obexer: Ich glaube nach 43 Jahren Radio und 30 Jahren Mister Südtirol, Südtirols Fotomodel & Co. ist es an der Zeit, auch jüngeren Leuten eine Chance zu geben. Es gibt schon genug Sesselkleber im (schein)heiligen Land Tirol. Und es gibt auch ein Leben vor dem Tod.

Thomas Kircher: Dein schönster Radiomoment?

Peter Obexer: Als mich der 3fache Oscargewinner Giorgio Moroder („Flashdance“) überraschend anrief. Da fiel ich während der Sendung glatt vom Hocker. Nüchtern wohlgemerkt! Zum Glück hat es niemand gesehen, außer mein Tontechniker. Peinlich!

Peter Obexer mit Giorgio Moroder (Bild: ©Peter Obexer)
Peter Obexer mit Giorgio Moroder (Bild: ©Peter Obexer)

Thomas Kircher: Wie siehst Du die Zukunft des Radios, oder wird die Zukunft eher das Internet, DAB+, 5G….sein?

Peter Obexer: Das Internet ist nicht aufzuhalten. Aber Radio wird im Vergleich zu Fernsehen immer bleiben.

Thomas Kircher: Welche Sender hörst Du heute am liebsten?

Peter Obexer: Rai Südtirol, Radio Sonnenschein und Ö3.

Thomas Kircher: Was macht ein Peter Obexer heutzutage?

Peter Obexer: Ich schreibe ein Buch, bin gerade auf einer Weltreise, lebe das Leben und genieße die fröhlichen Stunden unseres begrenzten Daseins.

Thomas Kircher: Was ich zu fragen vergessen habe, jedoch wichtig ist……….…ob wir Radiomacher der ersten Stunde mit Elvis, John Lennon, David Bowie oder Michael Jackson im Himmel weiterrocken werden?

...mit Howard Carpendale Peter Obexer mit Giorgio Moroder (Bild: ©Peter Obexer)
…mit Howard Carpendale Peter Obexer mit Giorgio Moroder (Bild: ©Peter Obexer)

Peter Obexer: Naja, schön wär’s ja. Aber wir alle träumen von einem Rosengarten hinter den Bergen, statt die Blumen im eigenen Garten zu sehen. Christen haben ihren Glauben an das ewige Leben im Paradies. Ich glaube an das ewige Ende und habe damit kein Problem. Fakt ist, wir leben im Hier und Jetzt, nicht im Jenseits. Amen!

Thomas Kircher: Peter, vielen Dank für das Interview und für Deine Unterhaltung, die Du uns über Jahrzehnte geschenkt hast. Wir wünschen Dir Gesundheit mit viel Sonnenschein.

XPLR: MEDIA Radio-Report