Digitale Übertragungsverfahren sollen im Radio bessere Tonqualität bringen. Doch manche Anbieter können nicht mal mit UKW gleichziehen.
MP3 wurde schon oft als der Tod von HiFi angesehen. Mit 128 kBit/s oder noch weniger ist die Klangqualität durchaus eingeschränkt. Mit ausreichender, höherer Datenrate und guter Kodierung erreicht man dagegen eine von der CD nicht mehr unterscheidbare Tonqualität.
Analoge Quellen erreichen mitunter noch besseren Klang, weil die Einschränkung der CD auf 16 Bit Auflösung durchaus hörbar ist. 24 Bit Auflösung, wie von DVD und Bluray sowie HiRes-Streaming-Diensten geboten, bietet einen offeren, weicheren Klang, wie die auf www.2l.no/hires/ gespeicherten Musikbeispiele zeigen, sofern man sie auf geeigneter Hardware abspielt: Die Soundkarte im PC oder die Hardware in einem anderen Abspielgerät muss natürlich auch 24 Bit Auflösung bieten, um diese Qualitätsunterschiede tatsächlich hörbar zu machen.
Satellit
24-Bit-Rundfunkübertragungen sind wegen der benötigten Bandbreite bislang nur über Satellit möglich. Doch oft liegt die Übertragungsqualität digitaler Rundfunkübertragungen weit unter UKW-Standard, und dies auch dort, wo es an Bandbreite eigentlich nicht mangelt.
DAB+
Bei DAB+ gibt es mehrere Gründe für Probleme. Einerseits will man möglichst viele Sender in ein Ensemble stopfen, weshalb es auch gegen höhere Bezahlung für kommerzielle Sender selten mehr als 80 kBit/s gibt. Die bandbreitenfressenden Slideshows mit Bildern kommen hinzu. Und dann macht oft das Soundprocessing Ärger, das ein Spektrum erzeugt, das der Encoder nicht verarbeiten kann. Immerhin haben wir keine englischen Zustände, wo DAB+ als Alternative zur Mittelwelle gesehen wird statt zu UKW und manche Sender Stereoübertragungen mit weniger als 32 kBit/s liefern.
Kabel – DVB-C
Es gibt aber auch Qualitätsprobleme im Kabel. Hier entfallen die Störungen der terrestrischen Übertragung, weshalb auch weniger robuste Kodierungen mit dafür höherer Bandbreite zur Verfügung stehen. Doch bei Vodafone werden oft nicht einmal die 15 kHz Audio-Bandbreite erreicht, die UKW bietet – es ist bereits bei 12 bis 13 kHz Schluss.
Einige Sender erreichen im Vodafone-Kabel in Hamburg nach Messungen von Kai-Michael Lüdecke sogar nur 8,9 kHz Bandbreite. Gemessen wurde mit einem DVB-C Empfänger TELESTAR Digistar T2 IR über dessen optischen S/PDIF-Ausgang zu einem passenden Interface am PC. Dort wurde der kostenlose AudioAnalyzer genutzt.
Da nirgends ein Qualitätsstandard für die Rundfunkübertragung definiert ist, können Bundesnetzagentur und Medienanstalten unzufriedenen Radiohörern nicht weiterhelfen. Ursache ist lt. Vodafone das Umkodieren der eingehenden MPEG 1 Layer 2 Datenströme der Programm-Anbieter von der Original-Bitrate 384 kBit/s auf die Hälfte.
Viele Radiohörer haben allerdings ohnehin beim Umstieg ihres Kabelanbieters auf Digitalradio, also der Abschaltung der analogen Übertragung im UKW-Band im Kabel, auf ein solches Digitalradio – ein DAB-Gerät -, gewechselt. Das ist nicht nur günstiger als ein DVB-C-Receiver nur zum Radio hören, sondern es funktioniert auch in der Küche und im Bad. Dass sie dabei auch den Übertragungsweg gewechselt haben und gar nicht mehr ihren Kabelanbieter zum Radiohören nutzen, ist ihnen dabei gar nicht klar, sie sind nur in den nächsten Technik-Markt und haben dort nach einem digitalen Radioempfänger gefragt.
Bessere Alternative für Radio: DAB+ auch im Kabel
Eine interessante Alternative bietet übrigens M-Net: Hier wird in den Kabelnetzen im Großraum München/Ausgburg ein DAB+ Signal im Kanal 13 bereitgestellt. Somit kann wie zuvor ein Radio oder Tuner direkt ans Kabel angeschlossen werden, er muss nur neben UKW auch DAB+ bieten. Die Datenrate und damit die Klangqualität ist dabei höher als über Antenne, allerdings werden nicht alle über Antenne empfangbaren Signale eingespeist, der „Bundesmux“ ist bislang nicht vertreten. Trotzdem ist dies die sinnvollere Lösung, da ein normales Radio direkt angeschlossen werden kann und nicht noch ein eigentlich zum Fernsehempfang vorgesehener DVB-C-Receiver vorgeschaltet werden muss, der teils ohne Bildschirm nur schwer bedienbar ist.
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