„Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd“, so der Untertitel von Thomas Gottschalks zweiter Autobiografie. Nach Herbstblond, in dem „Thommy“ weiter den stets gut gelaunten Entertainer gab, das Glückskind aus Kulmbach, ist Herbstbunt nun etwas ernsthafter. Aber nicht zuviel.
Nein, Thomas Gottschalk war nie wie sein langjähriger Radiopartner Günter Jauch Journalist, sondern immer Entertainer. Spaßvogel, Pausenclown, jemand, der den Leuten Freude bereiten und gefallen will und nicht allzu kritische Fragen stellt, nur amüsante. Damit war er nun viele Jahre erfolgreich.
Doch in den letzten Jahren drehte sich auch für ihn der Wind. Einerseits aus natürlichen Gründen – auch ein „Thommy“ altert – andererseits durch den Wandel der Medien. Er flog teils wortwörtlich auf die Schnauze, und das auch noch in Jerusalem, was einen Polizeieinsatz auslöste, teils virtuell, was seinen Twitter-Ausflug beendete. Dann brannte sein kalifornisches Zuhause ab und er brannte auf die alten Tage für eine neue Partnerin. Das ist selbst für einen Hansdampf in allen Gassen soviel, dass es zum Nachdenken und Innehalten führt…
Zumindest am Anfang des Buchs ist Gottschalk auch tatsächlich ungewohnt ernsthaft. Doch besinnt er sich schnell wieder auf seine Unterhaltungsverpflichtung – das Buch bleibt leichte Kost und wird nicht zu schwer. Oberflächlich ist es deshalb aber keineswegs, sondern lesenswert – die Themen sind ernsthaft und ehrlich.
Auch ein „Promi“ kocht nur mit Wasser und wurschtelt sich in vielem nicht anders oder besser durchs Leben als der Normalbürger – vom Dauerimprovisateur Thomas Gottschalk hätte man es auch gar nicht anders erwartet. Doch ist auch ihm klar, dass nun sowohl privat die große Partyzeit ihrem Ende entgegen geht – nach dem Sturz in Jerusalem und einer Wiederholung in Kalifornien musste er auch noch nach der großem Silvesterparty 2017/2018 im Bayerischen Rundfunk vom Notarzt abgeholt werden – er hat die Silvesterparty trotzdem ein Jahr später wiederholt! Als auch beruflich – die klassische Fernsehshow ist endgültig nicht mehr gefragt.
Allerdings ist Thomas Gottschalk im Radio immer besser gewesen und hatte auch selbst mehr Freude daran als im Fernsehen. Deshalb funktioniert die monatliche Sendung auf Bayern 1 nach wie vor bestens, hier ist er in seinem Element:
Bei allen meinen Tätigkeiten habe ich immer am Rundfunkmikrofon das Höchstmaß an Glückseligkeit erreicht.
Herbstbunt, S. 254
Und er hat auch akzeptiert, dass das Fernsehen für ihn nur noch sporadisch Thema sein sollte. Ob zu einzelnen Nostalgie-Shows oder zu seiner Büchersendung „Gottschalk liest?„, deren Titel auf seinen eigenen Wunsch mit Fragezeichen versehen wurde, weil er die aufkommenden Zweifel der Kritiker schon erwartete. Doch macht er sie gerne und bringt so auch jenen Bücher nahe, denen die klassischen Literatursendungen zu trocken sind. Auch, wenn er wieder einmal damit kokettiert, natürlich nur ganz aus Versehen hier gelandet zu sein:
Mein Schicksal ist doch, dass ich durch die Verblödung um mich herum in die intellektuelle Ecke gedrängt wurde!
Interview zum Buch auf dem „Blauen Sofa“ (ZDF Mediathek)
Thomas Gottschalk – Herbstbunt
Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd
Erscheinungsdatum: 2. September 2019
272 Seiten Hardcover mit Schutzumschlag
20,00 EUR (D)
ISBN 978-3-453-20706-6
Heyne, München 2019
Erhältlich auch bei amazon.de (Bezahlter Link)
AUDIO-TIPP: Thomas Gottschalk besuchte Werner Reinke
Bei Reinke am Samstag plauderte Thomas Gottschalk unter anderem über sein neues Buch „Herbstblond“. Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse kam sein alter Freund auf einen kurzen Plausch vorbei, um mit ihm über sein neues Buch „Herbstbunt“ zu sprechen. Die Gespräche können hier angehört werden.