Am 19. August startete die hessische FFH-Gruppe in eine neue personalisierte Radiozukunft. Nach RTL Radio Deutschland bietet das Bad Vilbeler Unternehmen seinen Hörern nun die Möglichkeit einen Sender in unterschiedlichen musikalischen Variationen zu nutzen: „FFH+ 80er“, „FFH+ 90er“, „FFH+ Charts“ und „FFH+ Rock“.Im Gespräch mit RADIOSZENE gibt Digital-Chef Roger Hofmann, dessen Team den Dienst in nur sechs Monaten entwickelt hat, im Detail Auskunft zur neuen FFH-Innovation.
RADIOSZENE: Seit August haben die FFH Hörer die Wahl unter vier FFH+ Musik-Varianten. Wie muss man sich das neue Angebot in der Praxis vorstellen?
Roger Hofmann: Neben dem gewohnten UKW-Programm können unsere Hörer FFH nun zusätzlich in vier musikalischen Varianten anhören. In der FFH-App haben sie so die Auswahl zwischen dem normalen FFH-Programm (Simulcast) und den FFH+ Angeboten „FFH+80er“, „FFH+ 90er“, „FFH+ Charts“, „FFH+ Rock“.
Während ein Hörer auf FFH gerade einen aktuellen Hit hört, läuft bei einem anderen zur gleichen Zeit ein Titel aus den 80ern. Jeder hört FFH in einem anderen Musikformat, jedoch alle Inhalte sind gleich. Nachrichten, Moderationen, Interviews, Beiträge – alles ist so wie im gewohnten FFH-Programm – wir tauschen nur an mehreren Stellen in der Sendestunde einzelne Musik-Titel aus.
Technisch handelt es sich um ganz normale Webstreams. Die neuen Programme können also nicht nur über die Sender-App gehört werden sondern sind auf allen Geräten verfügbar. Etwa auf Smart-Speakern wie Alexa oder Google Home, auf Internet-Radios, Sound-Anlagen wie Sonos oder Bose und über alle Aggregatoren, wie etwa dem Radioplayer. Uns war wichtig, dass alle unsere Hörer das neue Angebot nutzen können.
RADIOSZENE: Sind die redaktionellen Inhalte, der Service und die Werbung hier identisch mit FFH Basisangebot?
Roger Hofmann: Die redaktionellen Inhalte, Service, regionale Informationen und unsere Moderatoren sind das, was unsere Hörer an FFH lieben. All das hören sie auch in den FFH+ Kanälen. Nur der Musik-Mix passt noch etwas besser zum eigenen Musikgeschmack.
Dabei tauschen wir bewusst nicht alle Titel aus. Unser Ziel waren nicht 80er oder 90er Genre-Streams, die es bei FFH ja schon als Webradios gibt. Wir wollen unseren Hörern einen von der Musikredaktion kuratierten Musikmix bieten, der gegenüber dem gewohnten FFH-Mix eine Extraportion der eigenen Lieblingsmusik enthält. Neben allen Inhalten ist auch die Werbung identisch zum FFH-Basisprogramm.
RADIOSZENE: Wer hat die Innovation entwickelt?
Roger Hofmann: Drei Punkte waren uns beim Konzept von FFH+ wichtig. Das Angebot sollte für alle Hörer leicht verfügbar sein. Es durfte also keine proprietäre Technik zum Einsatz kommen, die nur in der FFH-App funktioniert.
Das Austauschen der Musiktitel musste unmerklich erfolgen – die Musik-Blenden sollten so perfekt wie von einem Moderator sein. Schließlich durfte die neue Technologie nicht den laufenden Sendebetrieb belasten. Moderatoren, Redakteure und Produzenten sollten sich weiter auf die Inhalte der Sendungen konzentrieren können und sich nicht mit dem Austausch von Musiktiteln beschäftigen müssen.
Ziel war also eine Art Black Box: Vorne kommt das Sendesignal aus dem Mischpult rein und hinten kommen die fertigen FFH+ Kanäle raus. Das haben wir im vergangenen halben Jahr selbst mit dem Digital Team von FFH entwickelt.
Grundlage ist der selbstentwickelte Webradio Composer (WRC) mit dem wir auch alle bisherigen Web-Channels produzieren. Das Tool kann aus einem Musikpool, Jingles und weiteren Verpackungselementen – nach Planungsregeln der Musikredaktion – Playlists generieren. Der WRC erzeugt die Ersatz-Playlisten für FFH+.
Wir haben das System um zwei weitere Komponenten ergänzt. Ein Parser analysiert den Sendeplan und ermittelt alle Stellen an denen ein Replacement sinnvoll und möglich ist. Die Haupt-Komponente ist schließlich der Simulcast Replacer. Er synchronisiert sich auf den Simulcast, so dass das Ein- und Ausblenden der Ersatz-Playlist unmerklich erfolgen kann. Weil die FFH+ Musik-Titel länger sein können als der gerade laufende Titel im Simulcast, kann ein leichtes Delay entstehen. Auch das hat das System im Blick und gleicht es im nächsten Replacement wieder aus.
„Wir wollen unseren Hörern einen von der Musikredaktion kuratierten Musikmix bieten, der gegenüber dem gewohnten FFH-Mix eine Extraportion der eigenen Lieblingsmusik enthält“
RADIOSZENE: Wie häufig wird das neue Angebot durch die Hörer bereits genutzt?
Roger Hofmann: FFH+ läuft nun seit kurzer Zeit. Für valide Zahlen ist es noch zu früh. Uns hat aber die Hörer-Resonanz überrascht. Mehrere hundert Hörer-Mails haben uns bereits erreicht – Grund-Tenor: Das ist genau das, worauf wir gewartet haben. Dass wir das Bedürfnis unserer Hörer richtig eingeschätzt haben und eine Lösung finden konnten freut uns sehr.
RADIOSZENE: Mussten Sie vor Einführung dieser Angebote dafür Ihre jeweiligen Titelrotationen aufstocken?
Roger Hofmann: Für die Playlisten der FFH+ Kanäle nutzen wir das Know How der Musikredaktion, ergänzt durch Musik-Tests. In „FFH+ Rock“ laufen zum Beispiel Titel, die wir im gewohnten FFH-Programm weniger einsetzen. Neben Oasis also auch mal die Foo Fighters, Alice Cooper oder Dandy Warhols.
RADIOSZENE: Die Neuerungen gehen gezielt in Richtung personalisiertes Radio. Werden Sie die Dienste auch auf andere Programme Ihrer Sendergruppe ausweiten?
Roger Hofmann: FFH+ gibt es zunächst nur bei HIT RADIO FFH.
RADIOSZENE: Sind die Möglichkeiten auf die Musik begrenzt oder denken Sie bereits auch an Optionen wie die Auswahl unter weiteren Programmhinhalten?
Roger Hofmann: Wir werden die FFH+ Technologie weiterentwickeln. Ideen gibt es da viele. Unser Ziel ist es ein noch passgenaueres Programm für unsere Hörer zu produzieren – musikalisch wie inhaltlich. FFH+ ist ein Anfang.