Flo Weber: Ich würde gerne ein breiteres Angebot im Radio wahrnehmen

In unserer Serie „Musiker am Radiomikrofon“ kommt heute mit Flo Weber ein Künstler mit vielen Talenten zu Wort. Klar, mit seinem feinen und extroverierten Schlagzeugspiel gehört der Drummer der Rockband Sportfreunde Stiller zur Elite seiner Zunft. Der aus dem oberbayerischen Schrobenhausen stammende Musiker ist natürlich auch sehr aktiv beim Songwriting der deutschen Topformation eingebunden – die derzeit allerdings eine kreative Pause eingelegt hat. Eine Gelegenheit, die der umtriebige Weber gerne nutzt, sich bei anderen Musikprojekten wie beispielsweise dem Noise-Rock-Duo Taskete! einzubringen.

Flo Weber (Sportfreunde Stiller) im Interview (Bild: ©BR)
SportFLO Show bei BR Puls (Bild: ©BR)

Darüber hinaus hat Florian Weber bereits zwei Romane geschrieben: „You’ll Never Walk Alone“ (Rowohlt, 2006) und „Grimms Erben“ (Walde + Graf bei Metrolit, 2012). Ein drittes Werk ist in Arbeit.

Ach ja, ein ganz passabler Fußballer ist der studierte Sportwissenschaftler ebenfalls – und, ganz in blau-weißer Tradition, bekennender Fan des TSV 1860 München.

Bereits seit einigen Jahren ist der Musiker Weber mit seiner „SportFlo Show“ jeden ersten Sonntagabend im Monat ab 20.00 Uhr bei PULS, der jungen Welle des Bayerischen Rundfunks auch im Radio zu hören. Dort spielt die „unermüdliche, unaufhaltsame Sprüche-, Anekdoten- und Nonsens-Maschine, die vor krausem Schmarrn nur so übersprudelt“ querbeet seine Lieblingssongs. Der Sender lässt ihm dabei alle Freiheiten, wohl wissend, dass die Hörer hier in den Genuss von Geschichten kommen, „die man so nur erlebt, wenn man Drummer von einer der erfolgreichsten Bands im Lande ist.“


RADIOSZENE-Mitarbeiter Michael Schmich sprach mit Flo Weber über seine Erfahrungen als Programmgestalter beim Radio.

RADIOSZENE: Wann sind Sie erstmals mit dem Radio in Kontakt gekommen?

Flo Weber: Zum ersten Mal bewussten Radiokontakt hatte ich, als ich von der Geschwindigkeit meines Bruders, eine Kassette im Deck zu wechseln, beeindruckt war. Er wollte nämlich Geyer Sturzflugs Monsterhit vom Radio auf Kassette überspielen, bemerkte jedoch das nicht ausreichende Tonband. Zack, Flipp, Bumm – schon war die Kassette während des Liedes gewechselt. Als Fünfjähriger staunte ich nicht schlecht und war auch stolz. Leider waren seine Hiebe mit der flachen Hand ebenso flott. Später brachte dann die Band Sportfreunde Stiller Gott sei Dank den regen Kontakt zum Radio.

Flo Weber (Sportfreunde Stiller) im Interview (Bild: ©BR)
SportFLO Show bei BR Puls (Bild: ©BR)

RADIOSZENE: Welche Musik im Radio haben Sie damals gehört, welche Interpreten haben Sie beeinflusst?

Flo Weber: Ich gestehe, dass ich sowohl in meiner Musiksozialisierung als auch in meiner rebellischen Musikfindung von Vinyl und CDs geprägt war. Ich war und bin kein klassischer Radionutzer. Nichtsdestotrotz bekam ich in Kinderjahren durch beiläufiges Radiohören die Neue Deutsche Welle, 80ies Hits à là Ghostbusters und auch Elvis Presley mit. Und klar, „Heute im Stadion“ auf BAYERN 1.

RADIOSZENE: In wie weit hat das Radio geholfen, die Karriere der Sportfreunde Stiller anzuschieben?

Flo Weber: Es gab im Reich der Plattenfirma über viele Jahre lang den absoluten Fokus auf die Radiowelt. Dies hat sich durch Streaming verändert. Jedoch sind wir Sportfreunde recht früh im Radio gespielt worden. Zu Beginn unserer Karriere im Jahr 1996 war das deutschsprachige Segment gerade erst im Aufbruch. Ab dem Jahr 2002 haben uns auch größere Radiosender gespielt und natürlich den Bekanntheitsgrad positiv erhöht.

RADIOSZENE: Seit einigen Jahren moderieren Sie bei PULS eine regelmäßige Show. Wie gefällt Ihnen der Job als Radiomoderator?

Flo Weber: Sehr gut, sonst würde ich dies nicht seit vielen Jahren freudig tun. Wichtig ist hierbei, dass ich einen sehr freien Handlungsrahmen habe. Das ist nicht selbstverständlich, jedoch hilfreich, um ein breites Spektrum anzubieten. Ich habe nicht die klassische Radiostimme, es gefällt mir aber unkonventionelle und untypische Moderationen abzufeuern und Playlisten zu spielen, die von Heavy Metal bis zu modernstem HipHop alles beinhalten. So sollte Radio funktionieren. Frei von Dosenformaten und engstirnigen Vorgaben.

 

„Ich höre gerne nach Rage Against The Machine ohne Überleitung Fredl Fesl und kann dies doch im Nachgang in der Moderation vernetzen“

 

RADIOSZENE: Nach welchem Motto stellen Sie die Musik und Themen der Sendung zusammen?

Flo Weber: Alles ist erlaubt. Ich höre gerne nach Rage Against The Machine ohne Überleitung Fredl Fesl und kann dies doch im Nachgang in der Moderation vernetzen. Hier sind auch Rubriken hilfreich, die völlig unterschiedliche Stile thematisch binden, wie zum Beispiel „Ein Titel, Zwei Bands“, in der zwei völlig konträre Bands zwei völlig unterschiedliche Songs mit dem gleichen Titel präsentieren. Oder „Song turns to Band – Band turns to Song“ oder die Rubrik „Konzerte des Monats“. Auch hier kann Loyle Carner nach Madsen laufen. 

RADIOSZENE: Wie viel Radio hören heute selbst noch? Was gefällt Ihnen beim Radio, was würden Sie gerne ändern?

Flo Weber: Wie vorhin erwähnt: Ich höre nicht viel Radio. B5 aktuell gehört da noch zu den meist gebrauchten Sendern. Ich spüre jedoch eine Antihaltung dem alternativen Gitarrensound gegenüber. Auch der tanzbare Indie wird nicht mehr groß unterstützt. Alles läuft nur noch auf HipHop-lastige und verplastikte Musik hin. Sehr schade. Ich würde gerne ein breiteres Angebot im Radio wahrnehmen. Mehr Mut in der idealistischen Präsentation eines Senders erleben. Meist richtet sich der Stil eines Senders nach den großen, aktuellen Trends.

PULS beweist da durchaus mehr Mut und zeigt, dass es auch anders geht. Deshalb habe ich dort auch die Möglichkeit, meine Sendung so zu gestalten, wie es mir gefällt.

SportFLO Show bei BR Puls (Bild: ©BR)
SportFLO Show bei BR Puls (Bild: ©BR)

RADIOSZENE: Welche Projekte als Musiker stehen bei den Sportfreunden an? Wann werden Sie wieder auf der Bühne zu sehen sein, wann erscheint ein neues Album?

Flo Weber: Durch die Pause der Sportfreunde habe ich die Möglichkeit, andere Projekte umzusetzen. Eines davon heißt TASKETE! Eine Zweimannband mit meinem Kumpel Aren aus Frankfurt. Der Stil ist sehr Alternative, hat aber durch den vereinzelt angewandten Vocoder-Effekt auf der Stimme etwas frisch Modernes, wie ich finde.

Kann man durchaus auch mal im Radio spielen!!!!!! Das Album erschien Ende Oktober. Im November sind wir auf Tour durch Deutschland. Ferner hatte ich zwei Kunstaustellungen und bin dabei, meinen dritten Roman zu verfassen. 

Weiterführende Informationen
Die Sportflo Show: Lauter statt stiller. Mit dem Drummer von den Sportis