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Neue Technologien mit mehr Möglichkeiten für Radiohörer

James Cridland's Radio Future: Neue Technologien mit mehr Möglichkeiten für RadiohörerMehr Hörgenuss durch neue Technologien – das ist nicht mehr nur graue Theorie, sondern wird derzeit bereits umgesetzt. Radiomacher bieten künftig mehr Auswahl als je zuvor.

In Australien ist Southern Cross Austereo ein cleverer Markentransfer gelungen. Das Unternehmen, zu dessen Portfolio der Rock- und Sportsender Triple M und die Top40-Senderkette Hit zählen, stellt unter der Marke Triple M weitere Kanäle zur Verfügung, die beispielsweise Modern Rock oder Classic Hits spielen, während Hörer, denen die R‘n’B Fridays bei Hit ans Herz gewachsen sind, nun auch einen Kanal finden, der diese Musik rund um die Uhr spielt. Zu finden sind diese Sender auf DAB+ und im Internet.

Diese Anstrengungen haben sich für SCA ausgezahlt: 12% Hörerzuwachs für das Medienunternehmen, und das in einem – wie man in der Fachsprache sagt – „markensicheren Umfeld.

Auch bei 104.6 RTL in Berlin gibt es seit einigen Tagen etwas neues, das den Hörern mehr Auswahl gibt: Arno und die Morgencrew, die live präsentierte Morningshow des Senders, kann man auf der Website ab sofort in drei verschiedenen Musikrichtungen hören. Die Livesendung der Nummer 2 unter Deutschlands Hot AC-Sendern ist dieselbe, nur gibt es sie jetzt halt in einer Top-40-Version („Berlins Hitradio” eben) oder mit den größten Hits der 70er bis heute.

Neue Technologien mit mehr Möglichkeiten für Radiohörer
Arno & die Morgencrew startet individualisiertes Musikprogramm

Damit kommt diese Technologie in Deutschland erstmalig zum Einsatz: Berlins lustigste Morgensendung und drei verschiedene Musikstreams, alles vollautomatisch eingebunden.

In Wien bietet KRONEHIT einen Service in der sendereigenen App, der es den Hörern ermöglicht, sich wahlweise berieseln zu lassen, aber auch einmal einen Song oder ein anderes Element der Sendung, das man nicht hören möchte, zu überschlagen. Gespielt wird stattdessen andere markenrelevante Musik, aber man hört nach wie vor dieselben Moderatoren sowie bekannt-bewährte Elemente wie Nachrichten, Wetter und Verkehr. Diesen Dienst gibt es übrigens bereits seit Juni 2017 (RADIOSZENE berichtete).

Und wer bei Heart oder Capital in Großbritannien reinhört, stößt dort auf ein Programm, das größtenteils landesweit orientiert ist – allerdings auch durchsetzt von einigen lokalen Ansagen, wenn es sinnvoll ist. Bei dieser Art des Smart Networkings kann ein landesweiter Moderator trotzdem auf regionale Ereignisse eingehen, wenn dies notwendig ist. Beispielsweise im Falle einer Stromstörung an einem bestimmten Ort oder als Promo für die lokalen Morningshows.

Neue Technologien haben in Chatgruppen oder Radioforen manchmal einen schlechten Ruf. Und das längst nicht immer zu Unrecht, den schlecht gemachtes Voicetracking oder stümperhaft organisierte Sendernetze werden von den Hörern schnell als Verarsche empfunden. Aber diese Technologie führt dazu, dass das Radio einfach besser klingt und sich somit auch besser gegen neue Konkurrenten wie Spotify und Podcasting behaupten kann.

Marc Haberland, Programmgeschäftsführer bei 104.6 RTL, bringt es auf den Punkt: „Die Stärken des Radios sind die Musik und das gesprochene Wort: Moderatoren, die dich bewegen und Unterhalten, und Nachrichten, die den Hörer auf den neuesten Stand halten und durch den Tag begleiten.”

Wenn mit neuen Technologien die Radiostärken erhalten bleiben, gleichzeitig aber auch neue Hörerschichten hinzugewonnen werden, kann das eigentlich nicht schlecht sein.


James Cridland
James Cridland

Der Radio-Futurologe James Cridland spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Er betreibt den Medieninformationsdienst media.info und hilft bei der Organisation der jährlichen Next Radio conference in Großbritannien. Er veröffentlicht auch podnews.net mit Kurznews aus der Podcast-Welt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.crid.land.

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