5G Rundfunk ab Montag mit 100 kW vom Wendelstein

5G RundfunkDas nächste Mobilfunknetz 5G kommt noch lange nicht. Und am darin vorgesehene 5G Rundfunk-Modus sind die Mobilfunknetzbetreiber wenig interessiert, weil sich damit für sie nichts verdienen lässt. Doch in Kürze sendet der Bayerische Rundfunk vom Wendelstein (1828 m) – mit 100 kW! Ist DAB+ nun am Ende?

975c68286cda459ba862a44ccacdd72eNein, natürlich nicht. Um Radio geht es bei 5G FeMBMS (Further evolved Multimedia Broadcast Multicast Service) per HTHP (High-Tower-High-Power, nicht zu verwechseln mit HTTP und schon gar nicht mit dem Tower of Power) nämlich nicht, das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Tatsächlich soll hier auf den ehemaligen terrestrischen Fernsehfrequenzen der digitalen Dividende, die die Rundfunkanstalten den Mobilfunkunternehmen abtreten mussten, eben dies – das terrestrische Fernsehen – wieder durch die Hintertür zurückkehren. Denn das heute übliche Verfahren für mobiles Internet-Fernsehen – eine Streaming-Verbindung zu jedem Zuschauer – ist technischer Unfug: Die Funkzellen sind mit wenigen Zuschauern bereits voll ausgelastet und das Datenvolumen bereits aufgebraucht, bevor im teuren Pay-TV auch nur das erste Tor gefallen ist, wie ein sehr emotionaler Chefredakteur einer großen Computerzeitschrift bereits vor einigen Jahren höchst empört sein Telefon in die Ecke pfeffernd feststellen musste.

Wendelstein (Bild: © Rohde & Schwarz)
Wendelstein (Bild: © Rohde & Schwarz)

Zwar könnten sich die Mobilfunkunternehmen auf diese Art theoretisch nicht nur dumm, sondern sogar dumm und dämlich verdienen, wie Otto es so schön formulierte. In der Praxis würden die Netze jedoch – selbst bei den höheren Bandbreiten von 5G – nur enorm belastet und die Kunden diese Kosten nicht tragen wollen. DVB-T auf dem Telefon konnte sich dagegen bis heute nicht durchsetzen, auch handyoptimierte Varianten fanden kein Interesse. Ja selbst Radio – ob per DAB+ oder UKW – ist rar geworden: Zumindest für UKW sind Empfänger zwar oft eingebaut, doch softwareseitig blockiert, damit die Käufer gefälligst iTunes, Tidal und Internetradio nutzen, was Geld in die Kassen der Betreiber oder wenigstens der Mobilfunknetze spült.

Da die Mobilfunkbetreiber also keinen Rundfunk senden wollen, tut es jetzt – der Rundfunk. Der mit der besten Terrestrik in Deutschland, der Bayerische. Die verdankt er einerseits den zahlreichen bayrischen Bergen, andererseits aber auch einer engagierten Planung und Umsetzung, ob auf UKW, DAB+ oder eben auch DVB-T(2). Und mit 100 kW statt den bislang üblichen eher zweistelligen Sendeleistungen einer Mobilfunkbasisstation ist auch die Reichweite eine andere: 60 km statt der teils nur noch wenige 100 m eines Mobilfunk-Picozelle sind geboten!

Die Lizenz für 5G Rundfunk gilt ab Montag, dem 1.10.2018. Die Testsendungen starten im Laufe des Herbstes. Allerdings gibt es natürlich abgesehen von Labormustern noch keine Empfänger für diese neue Technologie. Es ist also zunächst ein reiner Versuchsbetrieb – ob und wann daraus ein regulärer Dienst wird, ist noch völlig offen, doch dies dauert sicher noch 10 Jahre. Und auch dann wird sich zeigen, ob die 5G-Smartphones den Broadcast-Dienst empfangen oder die Mobilfunkunternehmen dies doch wieder sabotieren. Immerhin: Ein Mobilfunkunternehmen – Telefonica – unterstützt zumindest den kommenden Versuchsbetrieb. Denn es soll später imstande sein, in das per Broadcast abgestrahlte Fernsehprogramm lokale Werbung über die normalen Mobilfunkwege einzuspielen. Wer gerade an einem Mackie vorbeiläuft, bekommt dann statt Persil- halt McDonalds-Werbung angezeigt.

Ob die Zuschauer allerdings je wirklich auf dem Handy fernsehen wollen, ist eine andere Frage. Da geht die Tendenz dann doch eher zum Abspielen von Konserven, wenn es denn Video sein muss. Und für die großen Fernseher zuhause? Nun, wenn man bereit ist, dann statt einer neuen Empfangsbox alle paar Jahre sein jeweils neues Smartphone anzustöpseln…? Aber dann ist es ja nicht mehr möglich, auf demselben während die Glotze läuft, auch noch herumzuwischen…

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