Robert Morawa: BAYERN 3 steht vor allem für neue Musik und aktuelle Hits

In einer wei­te­ren Folge über die „heim­li­chen Helden“ im deut­schen Radio stel­len wir heu­te mit Robert Morawa den Musikverantwortlichen der baye­ri­schen Traditionswelle BAYERN 3 vor. Morawa ist bereits seit 1998 für die Musikredaktion des Senders tätig.

Rückblick in die frü­hen 70er Jahre: Schon früh bün­del­te der Sender in geball­ter Form Inhalte wie Nachrichten, Wetter, aktu­el­le Informationen, Wasserstandsmeldungen, die Lawinenlage, Segelflugwetter und selbst die Abflugzeiten von Brieftaubenwettflügen - und war so Vorbild für das Erfolgsmodell der deut­schen „Service-Wellen“ der 1970er-Jahre. Vor allem aber war die Autofahrerwelle BAYERN 3 im Transitland Bayern für Millionen von Verkehrsteilnehmern ein ver­läss­li­cher und häu­fig genutz­ter Leuchtturm. Unvergessen blei­ben die Endlosmeldungen wäh­rend der Ferienzeiten in den 1980er-Jahren - pro Serviceblock nicht sel­ten mit rekord­ver­däch­ti­gen, nahe zehn­mi­nü­ti­gen Auflistungen an Staus, Grenzbehinderungen, Unfallmeldungen, Warnungen vor Geisterfahrern und Umgehungsempfehlungen. Wir haben die­se mit baju­wa­ri­scher Leichtigkeit vor­ge­tra­ge­nen Dienste im Sinne einer zügi­gen Durchfahrt stets ger­ne in Demut ertra­gen. Selbst, wenn wir in baye­ri­schen Regionen ohne Verkehrsbehinderungen unter­wegs waren.

Für Abwechslung im Programm sorg­ten Ende der 1970er-Jahre diver­se Mitmachkurse wie die so genann­ten Isometrischen Übungen gegen Verspannungen am Arbeitsplatz, sowie Fitnessübungen für Skifahrer, die von den ehe­ma­li­gen Ski-Assen Rosi Mittermaier und Christian Neureuther mode­riert wurden.

Die Musik der ers­ten Jahre war ein bun­ter, eher hete­ro­gen auf­ge­stell­ter Mix aus „leich­ter Popmusik“, Instrumentals und vie­len deutsch­spra­chi­gen Schlagern der Marke Udo Jürgens, Peter Cornelius oder Katja Ebstein. Was sich mit wach­sen­der Bedeutung der Popmusik in den 1980er-Jahren zuneh­mend ver­schie­ben soll­te. Möglicherweise auch wegen unfrei­wil­li­ger Havariegefahr zwi­schen geplan­tem Musikablauf und unvor­her­ge­se­he­nen Ereignissen. So wie bei­spiels­wei­se im Jahr 1981 bei der ers­ten Musiknummer nach Bekanntwerden des miss­glück­ten Attentats auf Johannes Paul II, als der Titel „Im Leben geht man­cher Schuss dane­ben” von Katja Ebstein für unge­woll­te Aufmerksamkeit sorg­te. 

Bayern 3 Moderatoren aus der Anfangszeit (Bild: B3-History.de)
Bayern 3 Moderatoren aus der Anfangszeit (Bild: B3-History.de)

Mit einer rasch stei­gen­den Hörerschaft ver­än­der­te sich das inhalt­li­che Angebot hin zum Pop- und Magazinradio. Gleichzeitig mode­rier­te sich eine Riege jun­ger Wilder um Sandra Maischberger, Thomas Gottschalk, Fritz Egner, Jürgen Herrmann oder Peter Illmann in den Vordergrund - und kata­pul­tier­te die Hörerzahlen auf einen sagen­haf­ten Marktanteil von mehr als 50 Prozent! Überhaupt Thomas und Günther … ein Muss (nicht nur für beken­nen­de BAYERN 3-Hörer) war die 15.45-Uhr-Übergabe der Sendung von Gottschalk an Jauch. Ein täg­li­cher Schlagabtausch auf aller­höchs­tem Niveau - in die­ser Form nie wie­der erreicht im deut­schen Radio. 

Hatte der BR das Aufkommen pri­va­ter Konkurrenz im Freistaat in den frü­hen Jahren noch tap­fer igno­riert, führ­ten ers­te Erfolge von Antenne Bayern und den zahl­rei­chen Lokalradios im Freistaat spä­ter im Funkhaus am Münchner Rundfunkplatz mit­un­ter zu pani­schen bis pein­li­chen Reaktionen. Zu einer Posse geriet ab Ende der 1980er-Jahre die Ägide von Claus-Erich Boetzkes - sehr zum Amüsement des Münchner Boulevards sowie der fei­xen­den pri­va­ten Mitbewerberschaft. Der heu­ti­ge „Tagesschau“-Moderator wur­de zunächst zum Musikchef, spä­ter zum Wellenchef von BAYERN 3 beför­dert. Warum, blieb den meis­ten BR-Mitarbeitern bis heu­te ein Rätsel. So hielt Musikexperte Boetzkes den US-Musiker Billy Joel für eine Country-Sängerin oder ver­miss­te auf dem damals ein­ge­führ­ten Tonträgerformat Compact Disc (CD) eine bespiel­te Rückseite des Silberlings. Wenn es aber eben nur das gewe­sen wäre … Schon bald nach sei­nem Amtsantritt wun­der­ten sich Künstler und die Promoter der Musiklabels über ihre bei BAYERN 3 gespiel­ten Songs, die sich plötz­lich so glatt-gebü­gelt „irgend­wie anders“ anhör­ten. Und dies aus gutem Grunde: als einer der ers­ten deut­schen Sender hat­te die haus­ei­ge­ne Technik auf Geheiß des Strategen Boetzkes das Beilchen ange­setzt und spe­zi­el­le „B3-Cuts“ erstellt, die den Hörern eine „ange­neh­me­re Durchhörbarkeit“ ohne auf­dring­li­che Instrumentierungen in Form har­ter Gitarrenriffs oder ner­ven­der Keyboardsequenzen ver­mit­teln sollte.

Das Treiben in der weiß-blau­en Anstalt erreich­te sei­nen Höhepunkt, als die  Verantwortlichen per Kompromiss den dama­li­gen BAYERN 3-Musikchef Thomas Gottschalk die Sendetage von Montag bis Freitag nach sei­nen pro­gres­siv aus­ge­rich­te­ten Vorstellungen gestal­ten lie­ßen, beim Wochenendprogramm Claus-Erich Boetzkes mit einer eher tra­di­tio­nel­len Musikauswahl das Sagen lie­ßen. Ganzheitlichkeit sah anders aus. Gottschalk warf Ende 1989 die Brocken hin, das Experiment galt als geschei­tert. Zu weit klaff­ten die Radio-anschau­li­chen Vorstellungen über die Gegenwart und Zukunft der Welle auseinander.

In den Jahren danach wur­de (bald auch ohne Boetzkes) vie­les bei BAYERN 3 aus­pro­biert und her­um­ge­dok­tert - ohne die Abwärtsspirale bei den Reichweiten auf­hal­ten zu kön­nen. Die Konkurrenz, allen vor­an Antenne Bayern, trieb den Dino mit der Maxime „Bayern first“ und popu­lä­ren Formatradiokonzepten immer wei­ter in die Defensive. Was sich bald mas­siv auch bei den Werbeeinnahmen nie­der­schlug. 

Diese Entwicklung kehr­te sich erst wie­der in den letz­ten Jahren, als die tief­grei­fen­den Veränderungen und Diversifizierungen bei BAYERN 3 sowie Bayern 1 sich als rich­ti­ge stra­te­gi­sche Flotten-Entscheidungen erwie­sen - so stieg (bei der gera­de ver­öf­fent­li­chen MA 2018 Audio I) der Kontaktwert pro Durchschnittsstunde um sat­te 9,9 Prozent (= 72.000 Hörer)! Und auch Bayern 1 leg­te nach der Erfolgsserie der letz­ten MA-Erhebungen noch­mals um 2,1 Prozent zu.

Heimliche Helden des Radios Masters of Music präsentiert von MusicMaster

RADIOSZENE sprach mit Robert Morawa über sei­ne Arbeit und die Veränderungen im Hörfunk- und Musikmarkt.

RADIOSZENE: Wie kamen Sie zum Radio?

Robert Morawa: Meine größ­te Leidenschaft war schon immer Musik in allen Ausprägungen und Stilrichtungen. Von Musik krie­ge ich nie genug. Auch heu­te den­ke ich manch­mal: mei­ne Nachbarn mei­nen bestimmt, dass mir die Kopfhörer ange­wach­sen sind. Deswegen habe ich mich ganz klas­sisch für ein Volontariat in der Musikredaktion bei ENERGY 93.3 München bewor­ben. Das war kurz nach­dem Radio Xanadu von der NRJ-Gruppe über­nom­men wur­de. Das war mein Start.

RADIOSZENE: Welche Bedeutung haben Musik und Musikspezialsendungen bei BAYERN 3? 

Robert Morawa: Musik ist für die meis­ten BAYERN 3 Hörer einer der wich­tigs­ten Einschaltimpulse. Klar, dass die Bedeutung der Musikmischung dem­entspre­chend groß ist. Was Spezialsendungen betrifft, hat sich das Abendprogramm in BAYERN 3 genau­so ver­än­dert, wie das Programm als sol­ches. Unser Schwerpunkt liegt nicht mehr dar­in, ein­fach ver­schie­de­ne Musikrichtungen zu beleuch­ten - wir wol­len so viel gute und neue Musik wie mög­lich für unser Publikum fin­den und spie­len. Deswegen kon­zen­trie­ren sich unse­re Abendsendungen wie  „Matuschke - der etwas ande­re Abend“ und die „BAYERN 3 Spätschicht, prä­sen­tiert von PULS“ auf musi­ka­li­sche Neuentdeckungen, die in eine gute Mischung ein­ge­bet­tet sind.  

RADIOSZENE: Wie hat sich der Stellenwert der Musik im Radio im Laufe der Zeit ver­än­dert?  

Robert Morawa: Der Stellenwert hat sich, mei­ner Meinung nach, gar nicht so sehr ver­än­dert. Vor ein paar Jahren dach­te man, die Musik wür­de immer unwich­ti­ger. Selbstverständlich spie­len vie­le unter­schied­li­che Faktoren beim Erfolg eines Radioprogramms eine wesent­li­che Rolle. Dazu gehö­ren auch die Auswahl und Präsentation der Inhalte und die rich­ti­gen Radiopersönlichkeiten. Aber weni­ge Themen berüh­ren die Menschen so natür­lich und unmit­tel­bar, wie  Musik. Deswegen wird Musik auch immer ein beson­ders wich­ti­ger Teil des Radios blei­ben. 

 

„Wenige Themen berüh­ren die Menschen so natür­lich und unmit­tel­bar, wie  Musik“

 

RADIOSZENE: Kritiker wer­fen ein, dass in Zeiten des Formatradios die Musikredaktion nur noch wenig Einflussmöglichkeiten auf die Musikabläufe hat. Welchen Einfluss hat die Musikredaktion von BAYERN 3?

Robert Morawa: Das wür­de ja bedeu­ten, dass die Musikredaktionen im Radio ein­fach ein fer­ti­ges Programm vor­fin­den wür­den. Es gibt kei­nen fer­ti­gen „Musikmix“, den man ein­fach spielt. Im Gegenteil. Es gilt vie­le Entscheidungen zu tref­fen. Zum Beispiel muss man grund­sätz­lich ent­schei­den, wel­che Musikmischung für wel­ches Publikum man im Markt anbie­ten kann und möch­te. Hat man mal eine stim­mi­ge Mischung erar­bei­tet, wird Woche für Woche jeder neue Titel dis­ku­tiert, bevor er ins Programm auf­ge­nom­me­nen wird.

Das ist mit der Arbeit von jour­na­lis­ti­schen Redaktionen ver­gleich­bar. Eine der Aufgaben einer Redaktion besteht dar­in, zu ent­schei­den wel­che Meldungen und Informationen wich­tig sind. Und genau­so arbei­ten wir in der Musikredaktion auch. Dabei ste­hen natür­lich immer unse­re Hörer/Zielgruppe im Mittelpunkt der Überlegungen. Deswegen füh­ren wir auch regel­mä­ßig Musiktiteltests durch. Die geben dann zwar Auskunft über die Beliebtheit ein­zel­ner Titel. Nicht aber über die Musikmischung oder die Auswahl ganz neu­er Songs. Hier ist das Gespür, Einfühlungsvermögen und die Erfahrung jedes Redaktionsmitglieds gefragt. Eine wich­ti­ge Aufgabe bei der ste­tig wach­sen­den Menge an Veröffentlichungen. Und alle Mitarbeitenden brin­gen mit ihren ver­schie­de­nen Hintergründen ihre eige­nen Sichtweisen, Beobachtungen und Gefühle für Musik mit an den Redaktionstisch. Immer mit dem Fokus auf unser Publikum.

RADIOSZENE: An wel­chen wei­te­ren Quellen ori­en­tie­ren Sie sich bei der Musikauswahl?

Robert Morawa: Wir beob­ach­ten den Musikmarkt in all sei­nen Facetten: den Radiomarkt in Deutschland und Bayern, die Charts im In- und Ausland, die Entwicklungen im Streaming-Markt, wel­che Songs in den ver­schie­de­nen Regionen bzw. Ballungszentren in Bayern über Shazam gesucht wer­den. Dabei gilt es zum Beispiel auch Fragen zu dis­ku­tie­ren, wie reprä­sen­ta­tiv die Downloadcharts bei den stark anwach­sen­den Streamingzahlen noch sein kön­nen. Auch die Offiziellen Deutschen Charts schau­en wir uns an. Wobei wir hier in Zusammenarbeit mit der GfK vor allem auf die baye­ri­schen Verkaufscharts ach­ten und dabei immer wie­der inter­es­san­te Unterschiede erkennen.

RADIOSZENE: In den Single-Charts fin­den sich der­zeit eine hohe Zahl an deut­schen HipHop und Rap Künstlern. Ist die­se Musik auch ein Thema für die BAYERN 3 Hörer?

Robert Morawa: Das kommt sehr auf die ein­zel­nen Künstler bzw. Songs an. Im Allgemeinen haben wir die Erfahrung gemacht, dass Deutschrap- bzw. HipHop-Musiksparten mit einer spe­zi­el­len und ein­ge­schwo­re­nen Fangemeinde sind. 

Aber das Spannende an Popmusik ist, dass sie immer wie­der Grenzen sprengt und nie ganz vor­her­seh­bar ist. Deswegen gibt es eben auch immer wie­der Hits aus die­sen Genres die wir unse­rem Publikum ger­ne ans Herz legen und vor­stel­len und die dann auch gut ange­nom­men wer­den. Das beginnt häu­fig in unse­rem Abendprogramm, wo die Hörer noch geziel­ter einschalten.

 

„Das Spannende an Popmusik ist, dass sie immer wie­der Grenzen sprengt und nie ganz vor­her­seh­bar ist“

 

RADIOSZENE: Rock war vor nicht zu lan­ger Zeit ein hör­ba­res Musikelement, inzwi­schen ist der Anteil für das Genre gesun­ken. Wollen die Hörer kei­nen Rock mehr?  

Robert Morawa: Jedes Musikgenre wur­de irgend­wann mal tot­ge­sagt. Unserer Erfahrung nach ver­schwin­den Musiksparten nicht, son­dern sie kom­men in bestimm­ten Zyklen immer wie­der ins Rampenlicht - wenn auch oft in ver­än­der­ter Form, weil sie zum Beispiel von ande­ren Musikrichtungen beein­flusst wur­den. Im Moment scheint es aller­dings so zu sein, dass die bei­den Genres von Dance-Pop und klas­si­schem Rock nicht die­sel­ben Fans anspre­chen. Das macht es schwer sie in einem Musikprogramm zu ver­ei­nen. 

RADIOSZENE: Wie wich­tig sind Newcomer und neue Songs für das Programm von BAYERN 3?

Matthias Matuschik (Bild: BR)
Matthias Matuschik (Bild: BR)

Robert Morawa: Lebenswichtig! Denn wie schon beschrie­ben, steht BAYERN 3 vor allem für neue Musik und aktu­el­le Hits. Unsere Hörer und wir brau­chen stän­dig musi­ka­li­schen Nachschub. Deswegen sind wir auch immer auf der Suche nach den nächs­ten neu­en Hits. Jede Woche in der Musiksitzung und mit unse­rem Frühaufdreher-Hittipp. In unse­rer Abendshow fin­den Matthias Matuschik und BAYERN 3 Musikredakteur Wolfgang Kerber immer inter­es­san­te Newcomer, die es in der Regel auch weit im Programm und in den Charts brin­gen. 

RADIOSZENE: Deutsche Musik - vor allem deutsch­spra­chi­ge Singer Songwriter -  spie­len in den Charts zuletzt wie­der eine wich­ti­ge­re Rolle. Auch bei BAYERN 3? 

Robert Morawa: Ja, das gilt auch für BAYERN 3. Das Schöne an deutsch­spra­chi­ger Musik: Wenn eine tol­le Melodie auf einen genau­so tol­len Text trifft, ist das ein Doppelgewinn für Musikfans. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Stil Singer-Songwriter. Besonders span­nend fin­de ich es, wenn sich das in moder­nen Musiksparten abspielt. Deutschsprachige Musik soll­te genau­so viel­fäl­tig daher kom­men, wie die ver­schie­de­nen Genres im aktu­el­len Musikmarkt.

RADIOSZENE: Inwieweit kommt auch Musik aus Bayern bezie­hungs­wei­se dem alpen­län­di­schen Raum zu Einsatz? Ihr Sender hat hier ja erfolg­reich den Begriff „Heimatsound“ kreiert …

Robert Morawa: Ja, die Kollegen von Bayern 2 und dem BR Fernsehen sind immer wie­der auf der Suche nach den Heimatsound-Helden von Morgen. Nachwuchsförderung ist im gan­zen BR ein zen­tra­les Thema. So haben wir auch immer wie­der talen­tier­te Künstler Newcomer-Bands aus Bayern im Programm von BAYERN 3 wie aktu­ell Good Weather Forecast, Benoby oder auch Nicole Cross. In der „BAYERN 3 Spätschicht“ wid­men wir uns ein­mal pro Woche mit dem „Bayern Demo“ baye­ri­schen Nachwuchs-Acts ohne Plattenvertrag und bie­ten ihnen somit eine lan­des­wei­te Plattform.

 

„Im Moment scheint es aller­dings so zu sein, dass die bei­den Genres von Dance-Pop und klas­si­schem Rock nicht die­sel­ben Fans ansprechen“

 

RADIOSZENE: Zuletzt hat­te man den Eindruck, dass sich in den Single-Charts immer mehr Künstler bewe­gen, die bis vor kur­zem völ­lig unbe­kannt waren. Täuscht die­ser Eindruck und haben es die „gro­ßen Namen“ immer schwe­rer erfolg­reich zu sein?

Robert Morawa: Dass es gro­ße Namen gene­rell schwer haben, glau­be ich nicht. Eher ist es doch so, dass sich die gro­ßen Bands und Acts der 80er, 90er und 00er Jahre mit dem Track-Business schwe­rer tun. Denn was sicher ist: Das Format „Album“ hat es gera­de schwer. Andere gro­ße Namen wie Calvin Harris, The Chainsmokers, Macklemore, Justin Timberlake etc. fei­ern näm­lich sehr wohl gro­ße Erfolge. In Deutschland sind es dann auch eher die jun­gen Themen, die hier erfolg­reich sind wie zum Beispiel Bausa, Lea, Felix Jaehn. Abseits vom Streaming-Geschäft errei­chen gro­ße Namen der deut­schen Popszene wie Mark Forster, Sarah Connor, Rea Garvey oder Revolverheld aber auch eine gro­ße Fangemeinde.

Ansonsten ist es eine sehr schö­ne Entwicklung, dass auch recht jun­ge und bis­lang unbe­kann­te Newcomer es weit brin­gen. Ein gutes Beispiel dafür ist die BAYERN 3 Newcomerin Alice Merton. 

RADIOSZENE: Wo lie­gen die musi­ka­li­schen Unterscheidungsmerkmale zu Ihrem pri­va­ten Mitbewerber ANTENNE BAYERN? 

Robert Morawa: Als jüngs­te Massenwelle des BR legen wir Wert auf eine jun­ge Ausrichtung mit vie­len aktu­el­len Titeln und sind hier immer einen Schritt vor­aus. Hier geht es um das rich­ti­ge Gespür für unse­re Hörer, den Markt und gute Musik im Allgemeinen. Deswegen freu­en wir uns über den gro­ßen Erfolg unse­rer Entdeckungen wie Bazzi und „Mine“, Tom Walker  mit „Leave A Light On“ oder  Marshmello und „Silence“.

 

„Wir wis­sen, dass in BAYERN 3 aktu­el­le Titel für das Publikum rele­van­ter sind als ältere“

 

RADIOSZENE: Seit gerau­mer Zeit sind die Songs der 80er Jahre von BAYERN 3 zu BAYERN 1 über­sie­delt. Wird die­ses Segment nicht von Ihrer Hörerschaft vermisst?

Robert Morawa: Trotzdem lau­fen bei uns auch gele­gent­lich Hits aus den 90ern. Und schon dabei müs­sen wir berück­sich­ti­gen, dass für 30-Jährige Titel aus den 90er Jahren schon in die Jahre gekom­men sind.

Alles in allem bedeu­tet unse­re Entscheidung die 80er aus dem Programm zu neh­men für unse­re Hörerschaft, dass sie weni­ger Kompromisse ein­ge­hen müs­sen, weil älte­re Musikstile fern­ab unse­rer Zielgruppe längst einen fes­ten Platz in den ande­ren Angeboten des BR gefun­den haben.

RADIOSZENE: Wie sehr haben sich Radio- und Musiklandschaft über die Jahre verändert?

Robert Morawa: Meiner Meinung nach ist es wich­tig, noch cross­me­dia­ler zu den­ken. Das klas­si­sche Radio ist schon lan­ge nicht mehr der ein­zi­ge Ausspielweg für unser Programm. Natürlich den­ke ich da auch an Musik-Streamingdienste.

Dabei ist noch viel wich­ti­ger, dass wir uns auf unter­schied­li­chen Plattformen prä­sen­tie­ren, sicht­bar sind und unse­ren Fans über­all eine Heimat geben. Dazu gehö­ren Ausspielwege wie unse­re App, das Webradio, Social Media Plattformen und sogar das Display auf dem Digitalradio. Es gibt unzäh­li­ge Möglichkeiten, sei­ne Community und ihre Bedürfnisse ken­nen­zu­ler­nen. Und es war noch nie so leicht, schnell und fle­xi­bel mit sei­nen Fans zu kom­mu­ni­zie­ren. Das ist eine gro­ße und viel­ver­spre­chen­de Chance.