Vertreter von Bund und Ländern haben sich für eine schnellere Digitalisierung des Rundfunks ausgesprochen. Heike Raab, rheinland-pfälzische Staatssekretärin und Bevollmächtigte beim Bund und in Europa, für Medien und Digitales, sagte am Mittwoch mit Blick auf den Koalitionsvertrag: „Wir werden die Regelungen zur Interoperabilität in § 48 Telekommunikationsgesetz (TKG) angesichts der veränderten Anforderungen an den digitalen Hörfunk weiterentwickeln, um das Digitalradio als niedrigschwelliges Medium zu stärken.“ Raab kündigte auf der Netzwerkveranstaltung „DAB+ im Dialog“ in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz eine neue Gesetzesinitiative an, die in Abstimmung mit dem Bund den §48 TKG neu fasst, wonach alle höherwertigen Radios künftig eine digitale Schnittstelle vorhalten sollen, zum Beispiel zum Empfang von DAB+.
Für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ergänzte Ministerialdirektor Dr. Tobias Miethaner: „An DAB+ führt kein Weg vorbei. Wir werden über das Digitalradio Board alle Akteure einbeziehen, um bei der Digitalisierung des Hörfunks Fahrt aufzunehmen. Dies gilt auch für Europa, wo wir uns für eine einheitliche Regelung zur Interoperabilität einsetzen.“
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sucht aktiv den Schulterschluss mit den Privaten und setzt auf eine hybride Strategie. Der neu gewählte Vorsitzende des Vereins Digitalradio Deutschland und Intendant des Deutschlandradio Stefan Raue sagte: „ARD und Deutschlandradio bauen DAB+ und IP als Nachfolger von UKW auf. Es wäre doch schon sehr schade, wenn im künftigen On Air Wettbewerb keine Frequenz für altbekannte und beliebte Privatradios mehr übrig wäre, weil chancenorientierte Veranstalter diese bereits besitzen. Denn UKW wird es nicht mehr ewig geben.“
Patrick Hannon, Präsident des Weltverbands WorldDAB wies auf Fortschritte in der Digitalisierung des Rundfunks in Europa hin: „Nach dem digitalen Umstieg von UKW auf DAB+ in Norwegen sind jetzt die Schweiz und Großbritannien an der Reihe. Im Vereinigten Königreich hören bald 50 Prozent der Bevölkerung Radio über DAB+ und IP. Ist dieser Wert erreicht, wird die Regierung einen Fahrplan zum Ausstieg aus UKW vorlegen. Die Schweiz hat diesen Fahrplan schon. In Südtirol wurden erste UKW Sender zum Jahresende abgeschaltet, weitere sieben der Rundfunk Anstalt Südtirol (RAS) folgen im Laufe dieses Jahres.“ Hannon unterstrich, dass sich WorldDAB gemeinsam mit vielen weiteren Staaten bei der Europäischen Union für eine einheitliche Regelung zugunsten von DAB+ einsetze.
Immer mehr Privatradios investieren in DAB+ und erschließen sich neue Zielgruppen: „DAB+ dient dem Aufbau unserer nationalen Marke. Mit Radio BOB erreichen wir Hörer auch weit über unsere UKW-Verbreitung hinaus.“ so Jan-Henrik Schmelter von der Regiocast GmbH.
Die Marktdynamik bei DAB+ hält weiter an: Im letzten Jahr wurden knapp 1,3 Millionen DAB+ Radios verkauft (2016: 1,2 Mio.); fast 40 Prozent aller Neufahrzeuge haben nun ein DAB+ Autoradio an Bord (2016: 21 Prozent). In Deutschland sind bereits über 150 unterschiedliche regionale und überregionale Programme über DAB+ verfügbar. Die Netzabdeckung erreicht 96 Prozent der Bevölkerung, die Autobahnen sind fast voll ausgebaut.
Der Digitalradio Deutschland e.V. veranstaltet jedes Jahr im Frühjahr das Netzwerkevent „DAB+ im Dialog“ mit Entscheidern von Bund und Ländern, privaten und öffentlich-rechtlichen Programmanbietern, Herstellern, Medienanstalten und Netzbetreibern.
Quelle: Pressemitteilung Digitalradio Büro Deutschland