PELI ONE in Hamburg und Berlin vor dem Sendestart

PELI ONESchon bald wird die Hauptstadtregion sowie die Hamburger Radiolandschaft um ein weiteres Musikangebot erweitert. Nach zwei erfolgreich durchlaufenen Bewerbungsverfahren sollen in den dortigen Ballungsräumen die im UKW-Radio vernachlässigten Freunde von Soul, HipHop und R&B durch den neuen Sender PELI ONE rund um die Uhr via DAB+ auf ihre Kosten kommen.

Ein in der Tat interessantes Musikmodell – das seit den Umwandlungen von Jam FM und Kiss FM in aktuelle Trendformate brachliegt. Dabei scheint dieser Sound für erwachsene Musikliebhaber, der auch in zahlreichen Boutiquen und Modeoutlets zu hören ist, über eine durchaus beachtliche Fangemeinde zu verfügen.

Jörg Wachsmuth mit Jerome bei 93,6 Berlin 2005 (Bild: ©WMG)
Jörg Wachsmuth mit Jerome bei 93,6 Berlin 2005 (Bild: ©WMG)

Dieses im Radio heimatlos gewordene urbane Publikum plant Senderchef Jörg Wachsmuth mit seinem Programmkonzept zurückgewinnen zu wollen. Wachsmuth kam im Jahr 1992, wie so viele, über den Offenen Kanal zum Radio. Mit dem Start von JAM FM am 15. April 1994 stießen er und sein heutiger PELI ONE-Mitstreiter Oliver Springer zum bundesweiten Kabelsender für „The Finest In Black Music“. Bis zu seinem Ausscheiden in 2005 prägte Jörg Wachsmuth mit der Morgensendung „Sunrise“ über lange Jahre sehr nachhaltig das Erscheinungsbild von JAM FM.

PELI ONE: Auf Hörerfang nach heimatlosen R&B-Fans

Seit 2002 betreibt das Multitasking-Talent Wachsmuth das Internetportal rap2soul – Urban Music. Er ist Mitglied in der „Hip-Hop, Soul, R&B“-Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik, Geprüfter PR-Berater und Ehrenamtskoordinator. Arbeitet als Pressesprecher, DJ, Unternehmer und in den vergangenen zwei Jahren auch wieder als Radiomoderator für den Potsdamer Lokalsender BHeins, den er im Februar 2018 verlassen hat, um sich auf sein neues Projekt PELI ONE – Urban Music Radio zu konzentrieren.

Jörg Wachsmuth bei BHeins 2015 (Bild: ©WMG)
Jörg Wachsmuth bei BHeins 2015 (Bild: ©WMG)

Im Gespräch mit RADIOSZENE erläutert Jörg Wachsmuth den Stand der Vorbereitungen und das Programmkonzept.


RADIOSZENE: Herr Wachsmuth, PELI ONE ist ein Urban Music Radio für erwachsene Hörer. Derzeit sind noch Sie via Webradio zu hören. Seit wann sind Sie on air, wie viele Hörer nutzen das Programm?

Jörg Wachsmuth: Als wir im August 2016 mit dem Schreiben von Antrag und Konzept für den Sender begonnen haben, haben wir nicht damit gerechnet, wie lange es vor allem in Berlin dauern würde, die Sendelizenz zu erhalten. Erst sah es gut aus für PELI ONE. Im Februar 2017 wurde der Antrag bei der MABB eingereicht. Die Verhandlungen mit der Media Broadcast waren erfolgreich gelaufen. Ein Platz auf Kanal 7B war durch das Ausscheiden von BHeins frei geworden. Wir standen für April auf der Tagesordnung. Eine Woche vor der Sitzung wurde uns mitgeteilt, dass nun doch eine Ausschreibung stattfinden würde, da noch weitere Bewerber für DAB+ aufgetaucht waren. Wir haben dann den Antrag für Hamburg eingeschoben, der eigentlich erst nach einem Sendestart in Berlin erfolgen sollte. Hier hat uns dann der Nikolaus die Sendeerlaubnis in den Stiefel geschoben, Berlin und Brandenburg folgte Ende Januar. Und das Warten geht noch etwas weiter, da aktuell noch technische Einrichtungen geschaffen werden müssen. Aber wir schaffen es. Im Internet läuft derzeit unser Vorab-Programm. Wir modifizieren es noch und testen hier derzeit den künftigen Musikmix. In Erwartung von Berlin, läuft dieses Testprogramm seit Mai 2017 unter pelione.fm. PELI ONE wird sich musikalisch und konzeptionell deutlich vom Vorgänger-Webprogramm unterscheiden, zumal wir inzwischen auch eine andere Gesellschaft für den Betrieb haben. Die Anzahl der Internethörer ist derzeit übersichtlich, aber ich denke, wir haben hier schon gute Pläne für die Bewerbung entwickelt.

RADIOSZENE: Welche Macher stehen hinter PELI ONE? Wie viele Mitarbeiter sind beim Sender tätig?

Jörg Wachsmuth im BHeins-Studio 2016 (Bild: ©WMG)
Jörg Wachsmuth im BHeins-Studio 2016 (Bild: ©WMG)

Jörg Wachsmuth: Für PELI ONE haben wir eine Gesellschaft gegründet. Auch das war nicht so leicht wie es ursprünglich geplant war, unsere Idee einer AG hatten wir wegen eines Verfahrensfehler verworfen und dann doch den Klassiker GmbH gewählt. Die Peli One Medien GmbH gehört in einen Unternehmensverbund, der uns auch die Anschubfinanzierung für das Projekt sichert. Zur Abgrenzung im redaktionellen Bereich werden wir einen Beirat bilden, der über die redaktionelle Unabhängigkeit wacht. Hier bin ich derzeit in Gesprächen.

Momentan hat PELI ONE zwei aktive Mitarbeiter, das sind Oliver Springer und ich. Aber wir führen aktuell viele Gespräche, stellen Vertriebsteams in Berlin und Hamburg auf, casten Moderatoren und Redakteure, suchen nach Unterstützern. Auch Praktikanten wird PELI ONE in Zukunft einstellen.

RADIOSZENE: Zuletzt haben Sie die erwähnte Erlaubnis für die DAB+ Ausstrahlung in den Ballungsräumen Berlin und Hamburg erhalten. Wann wollen Sie dort auf Sendung gehen? Sind weitere terrestrische Verbreitungen geplant?

Jörg Wachsmuth: Über die Erlaubnis der DAB+ Ausstrahlungen haben wir uns sehr gefreut. Viele ehemalige Kollegen und alte Stammhörer von JAM FM melden sich. Über Facebook habe ich erst gestern eine Nachricht von einem wahren Fan erhalten, der uns eine Liste der Stammbesetzung des Senders aus der Jahrtausendwende gemailt hat.

Wir wollen so schnell wie möglich auf Sendung gehen, können es kaum erwarten. Aber technische Dinge bremsen uns derzeit aus. Es müssen Sendeanlagen in Berlin geschraubt werden, wir gehen ja auf den neuen Muxx, den gibt es noch gar nicht. Und nach Hamburg muss wohl ein Kabel gelegt werden, zumindest geschaltet. Und unser neues Studio muss eingerichtet werden.

Natürlich wollen wir wachsen und noch weitere Teile von Deutschland erreichen, aber alles zu seiner Zeit. Jetzt stehen erst einmal Berlin und Hamburg auf dem Plan und das wird dann leider noch dauern und wird deutlich später als gedacht.

Jörg Wachsmuth und Donna Renee im 93,6 JAM FM-Studio 1996 (Bild: ©WMG)
Jörg Wachsmuth und Donna Renee im 93,6 JAM FM-Studio 1996 (Bild: ©WMG)

RADIOSZENE: Erläutern Sie Ihr Programmkonzept. Welche Programminhalte werden zu hören sein?

Jörg Wachsmuth: Ich würde dazu sagen: Lass Dich überraschen. PELI ONE – Urban Music Radio ist ein Vollprogramm. Zum Sendestart gibt es dann auch Nachrichten und Musik-Specials. Wir werden ein Programm mit dem Schwerpunkt auf unserem Musikformat gestalten, aber auch immer wieder Themen wie Bildung und Integration thematisieren. Also Urban AC oder Hip-Hop, Soul und R&B den berühmten Arbeitstitel „Black Music für Erwachsene“. Im Tagesprogramm wird es eine moderative Begleitung geben, die von 6.00 bis 19.00 Uhr reicht. Inwieweit auch am Wochenende und im Nachtprogramm Moderationen vorhanden sein werden steht noch nicht endgültig fest. Aber dank der Technikaufbauten ist ja noch ein wenig Zeit. Und mit unserem Programm werden wir uns dann auch gegen Streamingdienste wie Spotify behaupten müssen. Es gilt also zu überzeugen, dass das Radio mit Moderation, Redaktion und Musikkonzept einfach mehr Spaß macht als ein vom Computer zusammengestellter Klangteppich.

„Unser größtes Problem ist es sicher, den Menschen DAB+ vorzustellen“ (Jörg Wachsmuth, PELI ONE)


RADIOSZENE: Der musikalische Markenkern von PELI ONE ist „Soul, Hip und ganz viel R&B für Hörer zwischen 30 und 50 Jahre“. Wie hoch schätzen Sie das Potential für diese Musikmischung innerhalb der Bevölkerung? Beschreiben Sie Ihr Musikkonzept etwas genauer …

Jörg Wachsmuth: Ich glaube Hip-Hop, Soul und ganz viel R&B sagt schon eine Menge aus. Die Zielgruppe haben wir bewusst als 30+ angesetzt. Wir bieten eine Musikmischung aus den späten 1980er, viel 1990er und frühe 2000er, dazu zum Sound passende Musik von heute. Wir richten uns an die Hörer, die bei unseren Mitbewerbern rausgewachsen sind. Also alle die früher mal KIIS  oder JAM gehört haben, aber mit dem heutigen Mix auf diesen Sendern unglücklich sind. Es gibt ein großes Potential, allein in Berlin gibt es wöchentlich mehrere Oldschool- und Soul-Funk-Partys. Alle sind gut besucht. Künstler wie 2 Pac, Blackstreet, Aaliyah, Usher oder Keith Sweat und Mary J Blige laufen dort rauf und runter. Die Leute feiern und haben Spaß. Diese Partys boomen. Vor fünf Jahren gab es in Berlin zwei regelmäßige Partyreihen wie den Surface Club. Das Potential ist da und nicht alle Besucher sind schon über 30 Jahre. Unser größtes Problem ist es sicher, den Menschen DAB+ vorzustellen.

Jörg Wachsmuth im BHeins-Studio 2015 (Bild: ©WMG)
Jörg Wachsmuth im BHeins-Studio 2015 (Bild: ©WMG)

RADIOSZENE: Der Musik Mix zielt in erster Linie auf ein urbanes Publikum, auch stehen auf der Playliste eine gute Zahl an Songs, die primär Frauen ansprechen. Wird diese Hörerschaft – nach der Umformatierung von Jam FM – im deutschen Radio tatsächlich nur unzureichend bedient?

Jörg Wachsmuth: Ich glaube wir werden einen guten 50:50-Mix zwischen Frauen und Männern erreichen. Die Ausrichtung von JAM FM hat sich in den letzten Jahren vom nationalen zu einem Berliner Lokalsender gewandelt, die Zielgruppe ist jünger geworden, musikalisch ist man trendig. Die RTL-Gruppe hat ihre Sender genauso wie Top-Radio aufgestellt. Ich glaube die Sender werden ihren Wettbewerb weiter im UKW und Stadtgebiet austragen. Das 98.8 KISS FM und 94,3 rs2 auch über DAB+ kommen kann für uns nur hilfreich sein. Ich glaube, dass die Songs auf unserer Playliste Fans von der guten alten „Black Music“ ansprechen.

RADIOSZENE: Über welche Kanäle werden Sie PELI ONE in der Öffentlichkeit bewerben? Wer übernimmt die Vermarktung?

Jörg Wachsmuth: Wir werden versuchen den Sender nachhaltig zu kommunizieren. Es wird Social-Media-Kanäle geben, aber sicher auch Flyer, Plakate und Anzeigen. Und wir werden dahingehen, wo unsere potentiellen Hörer feiern. In Berlin und Hamburg werden wir mit einem eigenen Verkäufer unterwegs sein. Es laufen aber auch schon Gespräche mit einer Vermarktungsagentur, die dann eine nationale Vermarktung übernehmen soll.


Update vom 20. April 2018

PELI ONE in Hamburg auf DAB+ gestartet

Unter dem Motto: „Wir testen, kannst Du uns hören“, hat der neue Radiosender PELI ONE – Urban Music Radio sein Testprogramm für Hamburg aufgenommen. In Zukunft soll über den DAB+-Digitalradio-Kanal 11C in und um die Hansestadt „Black Music für Erwachsene“ zu hören sein.

Das Vorabprogramm, das nun dort ausgestrahlt wird, gibt bereits einen Vorgeschmack durch seinen Mix aus Hip Hop, Soul und ganz viel R&B. „Wir freuen uns, dass es endlich losgeht, es hat bereits lange gedauert“, so Jörg Wachsmuth, Geschäftsführer der Peli One Medien GmbH, die den Sender betreibt.

Zu Nikolaus 2017 hatte der Medienrat der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) eine entsprechende Genehmigung für die Hansestadt über 10 Jahre in die frischpolierten Stiefel gesteckt. PELI ONE wird zunächst in den beiden Metropolregionen Berlin und Hamburg über Digitalradio (DAB+) zu empfangen sein, zusätzlich ist das Programm über das Internet zu hören. Während in Hamburg seit dem 18. April 2018, 10:50 Uhr über DAB+ getestet wird, dauert der Start in Berlin noch bis in den Sommer rein.

PELI ONE ist das in Deutschland erste Radioprogramm im Format Urban Adult Contemporary (Urban AC). Mit einer Mischung aus Hip-Hop, Soul und ganz viel R&B sollen Erwachsene (Kernzielgruppe: 30 bis 50 Jahre) erreicht werden, die sich bei anderen Sendern weder musikalisch noch durch die Ansprechhaltung zu Hause fühlen.

Die beiden Macher, Oliver Springer und Jörg Wachsmuth, begeistern sich seit Ihrer Jugend für das Medium Radio und kennen sich im Genre Urban Music aus. 1993 begleiteten sie bereits den Sendestart des Berliner Radiosenders Kiss FM mit einem eigenen Fanmagazin, ab 1994 moderierten sie über zehn Jahre lang bei JAM FM, dessen Programm sie in dieser Zeit entscheidend prägten. Seit 2002 betreiben sie das Urban Music Portal rap2soul.de. Jörg Wachsmuth ist Mitglied in der „R&B, Soul, Hip Hop“-Jury beim Preis der deutschen Schallplattenkritik und war zuletzt noch als Moderator auf dem Potsdamer Lokalradio BHeins zu hören. Oliver Springer hat seine journalistischen Fähigkeiten zuletzt vor allem als Blogger genutzt.

Schritt für Schritt wird PELI ONE zu einem Vollprogramm ausgebaut, das seine Hörer nicht nur gut unterhält, sondern auch gut informiert. Neben Musik- und Verbraucherthemen gehören Bildung und Integration zu den Schwerpunkten der redaktionellen Arbeit.