UKW bleibe auch zukünftig das maßgebliche Broadcastmedium für Audiorundfunk und DAB+ ist nur eine Brückentechnologie, die von Dateinübertragung im Mobilfunk abgelöst wird, so wird gerne verkündet. Das aktuelle Vorgehen von Media Broadcast spricht jedoch eine andere, deutliche Sprache: UKW fliegt zugunsten von DAB+ raus – und Mobilfunk? Aus diesem Bereich kommt Freenet, der heutige Eigentümer der Media Broadcast – und weiß wohl gut genug, warum er ihn nicht für Rundfunk nutzt.
Einst gehörten alle Sendeanlagen, ob Turm, Antenne oder Sender, den öffentlich-rechtlichen Sendern. Um diese Infrastruktur zu finanzieren, wurden die Rundfunkgebühren eingeführt.
Heute nutzen auch öffentlich-rechtliche Programme nur noch selten eigene Netzstrukturen – für Satelliten-, Kabel- und Internet-„Abstrahlung“ naturgemäß überhaupt nicht. Rundfunkgebühren wurden jedoch auch beim Hören über Internet fällig.
Private Programmanbieter kaufen ihre „Airtime“ ohnehin fast immer bei ebenso privaten Anbeitern. Nur in Ausnahmefällen wie beim DAB+-Sendernetz des Bayrischen Rundfunks nutzen sie Sendeanlagen eines öffentlich-rechtlichen Senders.
Relativ selten ist allerdings der Zustand, den freie Radios bevorzugen: Eigene Sendeanlagen. Zu schwierig waren früher die notwendigen Genehmigungen. Und so werden teure Sendermieten fällig.
Umso verblüffender, dass der einst führende private UKW-Sendeanlagenbetreiber, die Media Broadcast, Anfang diesen Jahres ankündigte, alle Anlagen abzustoßen. 1/3 wurden im Laufe des Jahres bereits verkauft, nun kommt der Rest seit Montag unter den Hammer.
Die Mieten für den Standort hat der Erwerber allerdings weiter zu zahlen, denn die Sendetürme stehen nicht zum Verkauf und – auch wenn es so in der FAZ steht – ebensowenig der rot-weiß gestreifte Sendemast auf dem Berliner Fernsehturm: Der strahlt nämlich die Fernsehprogramme ab und kein Radio.
Wohl aber die UKW-Anlagen auf dem Berliner und Frankfurter Fernsehturm oder dem Nürnberger Fernmeldeturm, über die bei diesem acht private Rundfunkprogramme laufen. Für 141.000 € sind dort die Antennen im Angebot, für 51.000 € die Sender. Da die Versteigerung als holländische Auktion mit absteigenden Preisen abläuft, wird der tatsächliche Erlös allerdings geringer sein. Sender, die gar keinen Käufer finden, werden stillgelegt.
Es könmte nun amüsant werden, wenn beispielsweise Radio Gong die Nürnberger Sender kauft und Energy Nürnberg dann an den Konkurrenten löhnen muss, um weiter on air bleiben zu können. Da sich einige der Nürnberger Sender ja sogar auf gemeinsame Studios einigen konnten, würde hier dann wohl auch eine gemeinsame Sende-Betriebsgesellschaft gegründet werden – doch wenn nicht?
Doch die ganz andere Frage ist, wieso Media Broadcast die Sendeanlagen abstößt. Sind sie einfach so alt, dass man sich so das demnächst fällige Verschrotten bzw. Sanieren ersparen will oder hat man sich mit dem Ausbau der digitalen Sender verhoben und braucht kurzfristig Geld? Oder trifft doch ganz einfach die offizielle Erklärung zu:
UKW ist zukünftig kein Geschäft mehr!