Mehr Bayern geht nicht: PULS, das junge Programm des Bayerischen Rundfunks, präsentierte am 1. August eine Liste mit den PULS Top 100 besten Songs aller Zeiten aus dem Freistaat. In der PULS Top100 wurden an diesem Tag aus diesem originellen Ranking zahlreiche erfolgreiche Acts wie Sportfreunde Stiller, The Notwist, Spider Murphy Gang, Hans Söllner, Blumentopf und LaBrassBanda im Programm gespielt.
Aber auch fast schon in Vergessenheit geratene Songs von Amon Düül II oder Donna Summer, die bei PULS sonst eigentlich nicht ihre musikalische Heimat haben. Zudem gab es Überraschungen wie den umstrittenen Popact Milli Vanilli und die Titelmelodie der „Tatort“-Serie.
Es ist die erste Liste dieser Art, die Titel aus sechs Jahrzehnten enthält. Ausgesucht wurden sie von der PULS Musikredaktion, Input kam auch von Musikern sowie weiteren Musikjournalisten. Jedes Jury-Mitglied nominierte schließlich zehn Titel, die je nach Platzierung mit unterschiedlicher Gewichtung in die Berechnung einflossen.
„Bei PULS befassen wir uns täglich vor allem mit neuer Musik aus Bayern“, sagt PULS Chef Thomas Müller. „Mit diesem Top-100-Ranking wollen wir zeigen, dass Musik aus Bayern durch die Jahrzehnte immens vielfältig und ziemlich relevant war – auch international.“ Produktionen bayerischer Künstler, die auch im Ausland Beachtung fanden, sind etwa Harold Faltermeyers „Axel F“ (Platz 38) und Zombie Nations Techno-Hymne „Kernkraft 400“ (Platz 15).
Über die Entstehung der Liste und den Aktionstag sprach RADIOSZENE mit PULS-Musikchef Christoph Lindemann.
RADIOSZENE: Aus wie vielen Experten bestand die Jury?
Christoph Lindemann: An der Erstellung der Liste waren knapp 30 Leute beteiligt. Die Jury bestand aus der Musikredaktion von PULS und weiteren Experten inner- und außerhalb des Bayerischen Rundfunks, die wir gezielt einbezogen haben. Zum einen haben wir bei PULS viele junge Leute, die sich hervorragend mit Musik aus Bayern auskennen – allein bei PULS Radio spielen wir über 600 Titel bayerischer Interpreten. Dazu stellen wir in der Rubrik „Band der Woche“ fast jede Woche eine Band aus Bayern vor. In der Redaktion ballt sich damit ein Wissen, das in die Tiefe und in die Breite geht: Es gibt Experten für Elektronik, HipHop, Indierock und -pop, Singer-Songwriter und Punk – und es schließt alle Regionen und Szenen in Bayern ein. Und dann kamen Kenner der bayerischen Musikszene von außerhalb der Redaktion dazu: Fritz Egner, Dagmar Golle, Ralf Summer, Hans Strecker aus dem BR, Musiker wie DJ Hell und Produzent Sepalot – alle haben sich an der Auswahl beteiligt. Der Musikjournalist Michael Sailer, der fast alles über die bayerische Punk-Szene weiß – und in den 70ern und 80ern ein Teil davon war -, Florian Keller und Josef Winkler (Musikexpress/MUH) haben ebenfalls ihre Expertise eingebracht.
RADIOSZENE: Wie war die Resonanz bei den Hörern?
Christoph Lindemann: Wir spielen noch den ganzen August im Radioprogramm von PULS Songs aus der Liste. Wir hatten wahnsinnig viel Feedback über WhatsApp und bei Facebook – unsere Hörer und User hatten viel Spaß daran, mitzudiskutieren. Viele Künstler haben die Liste selbst über ihre Accounts veröffentlicht: Blumentopf, Frittenbude, Aloa Input, um nur einige zu nennen. Der Aktionstag hat uns allen viel Spaß gemacht – es war, was die musikalische Mischung anging, der verrückteste Tag, den es je bei PULS gegeben hat. Nie hat man davor so deutlich gespürt, wie kreativ und vielfältig Musik aus Bayern ist und schon immer war.
RADIOSZENE: Inwieweit findet diese PULS Top 100 künftig ihren Niederschlag im Programm?
Christoph Lindemann: Einige der Songs laufen sowieso regulär im Programm bei PULS. Andere passen besser zu anderen Wellen, die werden bei uns nur zu besonderen Anlässen laufen. Insgesamt hat Musik von Bands und Künstlern aus Bayern bei PULS einen hohen Stellenwert – es laufen ja auch hunderte von Titeln im Programm, die es nicht in die All-Time-Bestenliste geschafft haben.
Fast 50 Prozent der Songs und Künstler unter den 100 besten Songs aus Bayern kommen nicht aus München. Die Musikszenen in Weilheim, Würzburg, Nürnberg, Erlangen, Regensburg und Augsburg – um nur einige Beispiele zu nennen – sind ebenfalls Kreativzellen, die immer wieder herausragende Popmusik hervorgebracht haben. Die Hälfte der gelisteten Songs ist in englischer Sprache getextet. 14 haben bayerische Texte. Hier ist allerdings die Tendenz abnehmend: Bairisch gesungen wird nur noch bei knapp zehn Prozent der Titel aus den Jahren 2001 bis 2017.
Mit so unterschiedlichen Titeln wie dem jazzig-funkigen „Tatort“-Thema von Klaus Doldinger (Platz 30), dem Mundart-Rap „Zipfeschwinga“ von Dicht & Ergreifend (Platz 100) und Lützenkirchens Elektro-Klassiker „Drei Tage wach“ (Platz 32) deckt die Liste ein breites Spektrum ab. Eine erste Stoffsammlung hatte einen Pool von knapp 1000 Songs ergeben – allein im Radio-Programm von PULS tauchen über 600 Songs bayerischer Interpreten auf.
Die Jury hat den Song „Mindestens in 1000 Jahren“ von Frittenbude auf Platz 1 der PULS Top 100 gewählt. Für die Band aus dem niederbayerischen Geisenhausen kam die Nachricht überraschend.
Hier sind die ersten 50 Plätze der PULS Top 100 mit den „Besten Songs aus Bayern“:
- Frittenbude – Mindestens in 1000 Jahren
- The Notwist – Pilot
- Donna Summer – I Feel Love
- Blumentopf – Safari
- Sportfreunde Stiller – Ein Kompliment
- DJ Hell – Copa
- Amon Düül II – Phallus Dei
- Schlachthofbronx – Lights Off
- LaBrassBanda – Autobahn
- Aloa Input – Perry
- Funkstörung – Laid Out
- Münchener Freiheit – Solang man Träume noch leben kann
- Giorgio Moroder – From Here To Eternity
- Lilly Among Clouds – Blood & History
- Zombie Nation – Kernkraft 400
- Chicks On Speed feat. Peaches – We Don’t Play Guitars
- United Balls – Pogo in Togo
- Console – 14 Zero Zero
- Milli Vanilli – Girl U Know It’s True
- Bbou – Es gibt nix bessas wey wos guads
- Pollyester – In My Boots
- Spider Murphy Gang – Schickeria
- Fatoni – 32 Grad
- Munk – La Musica
- Hans Söllner – Mei Voda hod an Marihuanabaam
- Marusha – Somewhere Over The Rainbow
- Monta – I’m Sorry
- Lali Puna – Faking The Books
- Dusty – Explosion
- Klaus Doldinger – Tatort Titelmelodie
- Main Concept – Coole Scheiße
- Lützenkirchen – 3 Tage wach
- Moop Mama – Liebe
- The Robocop Kraus – You Don’t Have To Shout
- eRRdeKa – Schwarz weiß
- Konstantin Wecker – Genug ist nicht genug
- Panda People – Gerhard Richter
- Harold Faltermeyer – Axel F
- Beanfield – Charles
- Slut – Easy To Love
- Edgar Wasser – Bad Boy
- Willy Michl – Isarflimmern
- Ami – Follow
- Emil Bulls – When God Was Sleeping
- Karo – The Sailor
- Jesper Munk – Morning Coffee
- Kofelgschroa – Wäsche
- Zenker Brothers – Berg 10
- Fredl Fesl – Taxilied
- Kytes – Inner Cinema
Die komplette PULS Top 100 hier nachzulesen.