MDR JUMP: „Schon lange nicht mehr nur Radio“

MDR JUMP Studio (Bild: @MDR/MarcoProsch)
MDR JUMP Studio (Bild: @MDR/MarcoProsch)

MDP JUMP ist weiter im Aufwind. Während so manche renommierte Radiomarke bei der ma 2017 Radio I im März deutliche Hörereinbußen zu verkraften hatten, stiegen die Reichweiten des mitteldeutschen Drei-Länder-Programms erneut an. Auch bei der gerade erschienenen MA 2017 IP Audio konnte MDR JUMP satte 14 Prozent an Zuwachs vermelden. RADIOSZENE sprach mit Wellenchef Ulrich Manitz über die richtige Radiomusik und künftige Entwicklungen im Hörfunkmarkt.  


RADIOSZENE: MDR JUMP hat zuletzt wieder Hörer gewonnen. Welche Konstellationen führten zu diesen erneuten Zugewinnen?

Ulrich Manitz (Bild: Marco Prosch/MDR JUMP)
Ulrich Manitz (Bild: Marco Prosch/MDR JUMP)

Ulrich Manitz: Kontinuierliche Arbeit am Programm und das qualifizierte Bedienen aller Ausspielwege ist, glaube ich, der Schlüssel zum Erfolg. MDR JUMP ist ja schon lange nicht mehr nur Radio, wir sind ganz klar ein Multimedia-Angebot. Und ja, wir sind stolz darauf, nicht nur der meistgehörte Sender im Osten zu sein, sondern auch im Netz und in den sozialen Netzwerken eine starke und stetig wachsende Rolle zu spielen. Die Musik spielt natürlich immer eine wichtige und tragende Rolle. Musik ist immer noch der Haupteinschaltgrund für ein Radioprogramm.

RADIOSZENE: Nach welchen Kriterien gestalten Sie das Musikprogramm?

Ulrich Manitz: Wir orientieren uns am Geschmack unserer Hörerinnen und Hörer. Dafür nutzen wir die Erkenntnisse aus unseren Studien und den regelmäßig durchgeführten Einzeltiteltests. Aber alle Tests und Studien sind immer nur ein Teil der Wahrheit. Viel hängt auch bei so einem emotionalen Thema wie Musik mit der Erfahrung und dem Bauchgefühl des Musikteams ab, wenn es um die Bewertung von aktuellen Titeln und Trends geht. Am Ende entscheiden aber die Hörer über die Call-Outs sehr stark mit, was in der Rotation von MDR JUMP landet, denn sie bewerten dort jeden einzelnen Titel des Programms und haben uns da schon an der einen oder anderen Stelle wirklich überrascht.

RADIOSZENE: Welche Bedeutung haben neue Songs und Interpreten für MDR JUMP?

Ulrich Manitz: Neue Titel und neue Interpreten haben eine hohe Relevanz für uns. Wichtig bei der Bewertung der neuen Musik bleibt aber immer der jeweilige Song, sein spezieller Sound und natürlich die Frage, ob und wie er beim Hörer letztlich ankommt.

RADIOSZENE: Täuscht der Eindruck, dass sich die massen-attraktiven Programme immer mehr auf aktuelle Musik aus den Charts konzentrieren und weniger Hits aus den älteren Dekaden spielen?

Ulrich Manitz: Richtig beobachtet. Diesen Trend kann man auch in unserem Sendegebiet ausmachen.

RADIOSZENE: MDR JUMP steht in seinem Sendegebiet in harter Konkurrenz mit zahlreichen privaten Angeboten. Wie grenzen Sie sich bei Musik und redaktionellen Inhalten von den Wettbewerbern ab?

Ulrich Manitz: Redaktionelle Inhalte haben für uns eine große Bedeutung: Wir informieren unsere Hörer im Tagesprogramm nicht nur zweimal stündlich in den Nachrichten oder dem Serviceblock, sondern auch im laufenden Programm. Bei uns gibt es auch feste Rubriken, wie zum Beispiel Servicebeiträge wie den UMSCHAU Quicktipp, Clips, die die Geschichte hinter Songs erklären (MDR JUMP-Hitversteher), aber auch aktuelle Beiträge, Interviews, Breaking News. Und: Wir beziehen immer unsere Hörer mit ein, die sich rege in Form von Talks ins Programm einbringen. Über allem steht die Frage: Ist es jetzt für unsere Hörer relevant?

Im Punkt Musik spricht MDR JUMP traditionell ein jüngeres Publikum an. Dem folgend ist es uns wichtig, schneller neue und mehr aktuelle Songs ins Programm zu bringen.

RADIOSZENE: Welche Inhalte werden heute seitens der Hörerschaft von einem modernen Radio erwartet?

Ulrich Manitz: Unsere Hörer und User erwarten zu Recht, alle für sie relevanten Inhalte, sowohl im Radio als auch über alle anderen Ausspielwege zu erhalten. Dazu gehört der Serviceaspekt mit Tipps für den Alltag genauso wie Veranstaltungshinweise, Musiknews, aber auch Nachrichten, Wetter und Verkehr aus der Region. Kurz: Alles, was ich brauche, wie ich es brauche.

Der Moderation kommt dabei eine ganz entscheidende Rolle zu. Der Moderator bzw. die Moderatorin sind Stimme des Programms, Ansprechpartner, Freund, Ratgeber, Begleiter und eben auch mein persönlicher Entertainer. Dies gelingt nur mit Authentizität, Interesse und Empathie.

MDR JUMP Sport im Osten (Bild: ©MDR/Andreas Lander)
MDR JUMP Sport im Osten (Bild: ©MDR/Andreas Lander)

RADIOSZENE: Ist die große Zeit von regelmäßigen Spezialsendungen im Radio vorbei? Zumindest finden sie bei manchen Sendern nur noch eingeschränkt  statt…

Ulrich Manitz: Ist diese Zeit wirklich vorbei? Bei uns gibt es mit „Made In Germany“ wöchentlich eine Spezialsendung, die sich redaktionell ausschließlich mit der deutschen und deutschsprachigen Musikszene beschäftigt und in der neue, zum Teil ganz andere Musik läuft als im übrigen Programm. Wir haben am Samstag die Bundesligashow, in der wir über alle relevanten Clubs und Ligen unseres Sendegebietes berichten und die in der ARD-Bundesligakonferenz gipfelt. Sonntagabend steht dann die „Pendlershow“ ganz im Zeichen derer, die sich nach dem Wochenende von Familie und/oder Freunden verabschieden müssen.

Auch Thementagen, trimedialen Shows und aktuellen Ereignissen widmen wir Spezialsendungen. Mehrmals im Jahr stellen wir darüber hinaus  das gesamte Programm sowohl musikalisch als zum Teil auch inhaltlich unter ein einziges Motto: 1980er-/1990er-Tage, den ganzen Tag nur Sommerhits oder auch den Wunschtag, an dem sich die Hörer alles wünschen können, was sie im Radio hören wollen und das dann auch gespielt wird – von Helene Fischer bis zu AC/DC.

RADIOSZENE: Das Radio behauptet zwar in Deutschland noch immer seine Position als eines der wichtigsten Medien, allerdings sinkt die Hördauer weiter ab. Die klassischen Medien stehen immer stärker im Wettbewerb mit neuen Online-Diensten. Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen?

Ulrich Manitz: Ein Programm wie MDR JUMP ist schon lange nicht mehr nur eine UKW-Station, sondern eine 24/7-Multimedia-Plattform. Die Herausforderung besteht darin, die Hörer und User mit der Marke MDR JUMP immer dort abzuholen, wo sie gerade Kontakt mit uns haben, also beispielsweise vor dem Lautsprecher, im Netz, in den sozialen Netzwerken oder via App. Dabei ist es wichtig, dass alle angebotenen Themen relevant sind und für jeden Ausspielweg individuell aufbereitet und passend gemacht werden. Unsere Klick- und Zugriffszahlen geben uns hier in unserem Engagement Recht.

RADIOSZENE: Sehen Sie die erfolgreichen Streamingdienste wie Spotify langfristig als Gefahr für das Radio? Wie gehen Sie mit diesen Angeboten um?

Ulrich Manitz: Friedliche Koexistenz trifft es vielleicht ganz gut. Ja, zugegeben, bei den Streamingdiensten bekomme ich immer meine Playlist, meine ganz eigene Lieblingsmusik. Das kann phasenweise schön sein, ist aber wenig überraschend. Wir als „Live-Radiomacher“ können dagegen eines bieten, das es bei diesen Portalen nicht gibt: den Menschen. Wir begleiten unsere Hörer persönlich durch den Tag, gehen auf ihre individuellen Befindlichkeiten ein, bieten ihnen die Infos, die sie hier und jetzt brauchen, sind Ansprechpartner, Freund, Sprachrohr und manchmal eben auch Überraschungs-Ei.

RADIOSZENE: Wie muss sich der Hörfunk generell aufstellen, um auch weiter erfolgreich im Markt genutzt zu werden?

Ulrich Manitz: Wir dürfen vor allem nicht stehenbleiben oder uns auf unseren Lorbeeren ausruhen. Die Entwicklung der Medien ist rasant und sehr schnelllebig, da müssen auch wir als Radioleute immer auf Ballhöhe bleiben. Ein Programm wie MDR JUMP ist schon lange nicht mehr „Mikro an, sprechen, Mikro aus, Musik…“. Wir sind eine multimediale Angebotsplattform, die sich rund um das Radio und die Marke MDR JUMP entwickelt hat und kontinuierlich weiterentwickelt. Heute werden Beiträge nicht mehr nur für „die Antenne“ geschrieben, sondern erfordern auch gleichzeitig eine Umsetzung für die Homepage, die sozialen Netzwerke und idealerweise auch gleich ins Bewegtbild. Wir müssen unseren Hörern und Usern passenden Content anbieten – überall dort, sie gerade sind.

Michael Schmich