Wozu sich die Verantwortlichen des „Deutschen Radiopreises“ bislang noch nicht wirklich durchringen konnten, machte jetzt erneut die GEMA, weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik, vor. Mit dem jährlichen „Radiokulturpreis“ würdigt die GEMA Hörfunkwellen, die mit ihrem Programm einen besonderen Beitrag zur Schaffung und Erhaltung einer lebendigen und vielfältigen Musikkultur leisten. Die diesjährigen Preisträger sind hr2-kultur sowie SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz. Die Verleihung fand im Rahmen der GEMA-Mitgliederversammlung am 24. Mai 2017 in München statt.
Seit mehr als 90 Jahren ist das Radio Informations- und Unterhaltungsmedium der Deutschen und als täglicher Begleiter für viele Menschen unverzichtbar. Dabei wird der Beitrag, den Radiosender zur musikalischen Vielfalt in Deutschland leisten, in der Öffentlichkeit oftmals zu wenig beachtet. Seit 2015 würdigt der „Radiokulturpreis“ Hörfunkwellen, die einen wesentlichen Beitrag für eine lebendige Musikkultur in Deutschland leisten, und die sich in besonderer Weise für die Musikkulturförderung einsetzen.
Den „Radiokulturpreis“ 2017 erhielten hr2-kultur in der Kategorie „Ernste Musik, Jazz sowie sonstige gehobene Vokal- und Instrumentalmusik“ sowie SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz im Bereich Unterhaltungsmusik. Die Jury des „Radiokulturpreises“, bestehend aus den Mitgliedern des Hörfunkausschusses der GEMA, hat die beiden Preisträger auf Basis quantitativer und qualitativer Kriterien bestimmt. Teil dieser Kriterien sind die zehn GEMA-Kulturfaktoren, die 2014 für die Verteilung im Hörfunkbereich eingeführt wurden, darunter die Programmvielfalt, der Anteil redaktioneller Beiträge mit Musikbezug, der Anteil deutschsprachiger Musik und das Engagement im Bereich der Nachwuchsförderung.
hr2-kultur überzeugt mit einem engagierten, anspruchsvollen und vielfältigen Programm
Die Jury betont in ihrer Begründung die Verdienste der Programmverantwortlichen von hr2-kultur um die Musiklandschaft in Deutschland. Während der Konzertsaison 2016/17 fanden allein in Hessen 87 Konzerte des hr-Sinfonieorchesters statt, die überwiegend live übertragen wurden. Damit zeigt der Sender ein außergewöhnliches Maß an Engagement um Live-Musik im deutschen Radio. „Ähnliches gilt für die hr-Bigband, deren Existenz und Erhalt als erstklassiger Klangkörper mittlerweile bedauernswerterweise auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern als außergewöhnlich einzustufen ist“, so die Argumentation der Jury des „Radiokulturpreises“.
Darüber hinaus loben die Juroren den hohen Anteil redaktioneller Beiträge mit Musikbezug und ein Repertoire jenseits des Klassik- und Jazz-Mainstreams, die Förderung von Musik aus dem Sendegebiet sowie die regelmäßige Nachwuchsförderung. „Die Auszeichnung mit dem ‚Radiokulturpreis‘ bedeutet uns sehr viel. Sie ist sowohl eine Anerkennung unserer Programmstrategie – der konsequenten Nähe zum hessischen Musikleben – als auch unseres Musikrepertoires, das sich sowohl von Populärwellen als auch von rein klassikgeprägten Kulturradios unterscheidet“, freut sich Angelika Bierbaum, Programmchefin von hr2-kultur.
SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz punkten in der Förderung deutschsprachigen Repertoires
Den „Radiokulturpreis“ in der zweiten Kategorie erhalten SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz gemeinsam. „Nachdem in den vergangenen Jahren jugendorientierte Wellen mit den Schwerpunkten Rock- und Popmusik ausgezeichnet wurden“, so die Jury, „würdigt der ‚Radiokulturpreis‘ in diesem Jahr das außerordentliche Engagement von SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz für das deutschsprachige Repertoire. Die beiden Wellen belegen hier die Spitzenposition. Neben traditionellem Schlager bieten sie deutschsprachigem Pop und deutschen Liedermachern in ihrer ganzen Bandbreite ein Forum.“
Insbesondere die Programmvielfalt sowie das Angebot an Musiknischen und Spezialsendungen überzeugen die Jury; ebenso Aufnahmen hauseigener Ensembles wie der SWR Big Band sowie der regionale Musikanteil. Matthias Stapf, Programmchef von SWR4 Rheinland-Pfalz, zeigt sich geehrt: „Der Radiokulturpreis ist eine Auszeichnung und Wertschätzung, über die wir uns riesig freuen. Er honoriert, was SWR4 seit Jahren mit Überzeugung und Erfolg leistet und weiterentwickelt: Den Hörern ein beliebtes und besonderes Musikformat zu bieten.“ Michael Gfrörer, Programmchef von SWR4 Baden-Württemberg, ergänzt: „Der ‚Radiokulturpreis‘ würdigt sowohl das musikalische Format selbst, als auch die musikjournalistischen Beiträge. Diese Würdigung einer Welle in ihrer Gesamtheit macht den Radiokulturpreis in Deutschland einzigartig.“
Mit dem „Radiokulturpreis“ werden seit 2015 einmal im Jahr zwei Hörfunkwellen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise der Musikkulturförderung im Sinne der GEMA-Kulturfaktoren verschrieben haben. Kulturfaktoren wurden erstmals 2014 für die Verteilung im Hörfunkbereich eingeführt. Mit ihnen wird die Relevanz und kulturelle Bedeutung der Musik im Sendekontext hinsichtlich der Inhalte der einzelnen Hörfunkwellen stärker berücksichtigt. Diese zehn Faktoren sind nach Ansicht der GEMA-Mitglieder der Maßstab für die kulturelle Bedeutung einer Hörfunkwelle. Der „Radiokulturpreis“ ist Bestandteil des kulturellen Engagements der GEMA und soll die Bedeutung der Musikkulturförderung speziell im Medium Radio aufzeigen und dessen öffentliche Wahrnehmung fördern. Er ist Ausdruck der Wertschätzung der GEMA gegenüber kulturellem Engagement.
Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von rund 70.000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.
Bisherige Preisträger
2015: BR-Klassik und Radio Fritz
2016: WDR 3 und radioeins
2017: hr2-kultur und SWR4 Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz
Michael Schmich