Nachdem sich mehrere Plattformanbieter für den zweiten bundesweiten DAB+-Multiplex beworben hatten, beschloss die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der Medienanstalten, das laut Rundfunkstaatsvertrag (RStV) vorgesehene Verständigungsverfahren einzuleiten. Vor diesem Hintergrund diskutierten Branchenvertreter und Experten im Rahmen der Medientage Mitteldeutschland 2017 Fragen wie: „Lohnt sich die Investition in DAB+?“ und „Wie sehen rentable Geschäftsmodelle aus?“. Durch die Diskussion führte der Berater Jan-Uwe Brinkmann.
Zum derzeitigen Stand des Verständigungsverfahrens erklärte Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der SLM, dass nach wie vor mehrere Bewerbungen vorliegen. Derzeit gäbe es keine Präferenz für den einen oder anderen Bewerber, so Deitenbeck weiter. Im Moment sehe er aber keinen Anlass von dem gesetzten Zeitplan abzuweichen, der vorsieht, dass die ZAK in ihrer Sitzung vom 16. Mai eine Empfehlung ausspricht und es am 6. Juni zu einer Auswahlentscheidung durch die Gremienvorsitzendenkonferenz kommt.
Ein flächendeckender Ausbau der technischen Infrastruktur für den zweiten Multiplex könnte innerhalb von 6 Monate nach einer Entscheidung realisiert werden, sagte James Kessel, Leiter Infrastruktur- und Rundfunkprodukte der Media Broadcast GmbH. Dabei sei mit Investitionen in Höhe von mindestens 100 Mio. Euro zu rechnen. Kessel machte deutlich, dass eine große Bereitschaft bestehe, ins Risiko zu gehen und Eigenkapital in die Entwicklung von DAB+ einzubringen, um so letztendlich der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Die Refinanzierung könne durch langfristige Mietverpflichtungen erfolgen.
Willi Schreiner, Geschäftsführer Absolut Digital GmbH und Digitalradio Deutschland GmbH, betonte, dass die Zukunft des Radios digital ist: „Digital nimmt zu, UKW nimmt ab.“ Die Verbreitung über UKW sei teurer und wird zukünftig auch immer weniger Menschen erreichen, insofern sei die Investition in zukunftsfähige Technologien auch unternehmerische Verantwortung. DAB+ sei das größte Projekt seit Gründung des privaten Rundfunks. In Hinblick auf die Entwicklung des zweiten „Bundesmux“ rechnet Schreiner mit hohen Programmerstellungs- aber auch Baukosten: Als Standort schlug Schreiner Berlin vor, von dort aus könnte bei einer erfolgreichen Bewerbung u.a. auch ein Talkprogramm entwickelt werden.
Als Vertreter eines weiteren Bewerbers war Florian Schuck, Geschäftsführer Digital Audio Broadcasting Plattform GmbH, auf dem Podium vertreten, der für Leipzig als zukünftigen Produktionsstandort warb. Schuck sprach sich in Hinblick auf die Betreibung der DAB+-Multiplexe für eine Wettbewerbssituation aus, um die Vielfalt von Programminhalten zu sichern. „Die Mischung macht´s“, sagte Schuck und führte aus, dass es attraktive Nischenprogramme brauche, damit DAB+ zum Erfolg wird. Diese würden zwar lokal oder regional nicht, sehr wohl aber auf nationaler Ebene funktionieren.
Quelle: Medientage Mitteldeutschland