Diskussionsrunde auf den 14. Österreichischen Medientagen
Am ersten Tag der 14. Österreichischen Medientage, die noch bis zum 28. September 2007 im Messezentrum Wien statffinden, ist zwischen großen Wirtschafts- und TV-Gipfeln auch wieder Platz eingeräumt worden für das Medium Hörfunk. Ein Motto war schnell gefunden. Nachdem seit Jahren alles mit der Versionsnummer 2.0 ausgestattet wird, wurde jetzt auch in Wien der Begriff „Radio 2.0“ strapaziert und die Frage gestellt: „“Wird jetzt alles anders?“
Die Teilnehmer des Panels:
- KARLHEINZ HÖRHAMMER (Antenne Bayern)
- FLORIAN NOVAK (Lounge FM)
- GEORG SPATT (Hitradio Ö3)
- MAG. CHRISTIAN STÖGMÜLLER (Life Radio)
- DR. ERNST SWOBODA (KRONEHIT)
- MAG. GERALD GRÜNBERGER (VÖZ)
- Moderation: ANDREAS GALL (Red Bull)
„Radio 2.0 funktioniert“
Moderator Andreas Gall hat die Frage auch gleich in seiner Einführunsgrede beantwortet. Das, was in Wikipedia über „Radio 2.0“ zu lesen ist, also die Verquickung von Radio und Internet mit user generated content und all seinen Facetten, würde schon lange gemacht. Auf den Sender-Webseiten seien Titelabfrage, Podcasting, Hörer-Communities inzwischen Standard. „Radio 2.0 funktioniert!“, so sein Credo. „Wo es bei uns problematisch wird, ist die Verbreitungsvielfalt.“, so Gall weiter. Manche Sender bräuchten dringend eine Lizenz und müssten ewig lange herumdoktern, um sie zu bekommen. Und andere globale Unternehmen warten nur darauf, ohne Bürokratie selbst Radio zu machen, wo die klassischen Sender dann nur „noch dumm schauen“ könnten.
Andreas Gall:
Antenne Bayern Geschfäftsführer Karlheinz Hörhammer ging vor allem auf den Übergang von der analogen zur digitalen Welt ein, der im Gegensatz zu anderen Medien viel langsamer vonstattten geht als prognostiziert: „Für uns ist die entscheidende Frage: wie lange braucht ein Verfahren, ganz abgesehen davon welches Verfahren es sein wird, bis es eine vernünftige Marktdurchdringung erreicht, was den Investoren wiederum die Chance bietet, ein Return on Investment sicherzustellen“, so Hörhammer.
Karlheinz Hörhammer:
Florian Novak praktiziert mit Lounge FM bereits „Radio 2.0“, denn das Programm kann per UMTS über das Handy empfangen werden. Sein neuestes Projekt heißt „Feel FM“.
Florian Novak:
„Es wird nicht alles anders – es ist bereits alles anders“
Ö3-Senderchef Georg Spatt nahm in seinem Statement Bezug auf die Worte Gerhard Zeilers im vorherigen TV-Gipfel: „Starke Inhalte und starke Marken bestimmen das Geschehen“, das vor allem für etablierte Sender gelte. Spatt findet es außerdem „originell zu beobachten, dass alle zur Zeit unsere Hörer wollen, (…) ironischerweise mit unseren Mitteln“.
Georg Spatt:
Dr. Ernst Swoboda sieht sich mit KRONEHIT bereits auf der Stufe 4.0, wenn man den eigentlich aus der Verzweifelung geborenenen Begriff Web 2.0 nach dem Zusammenbruch der New Economy verwenden will. Was sich aber ganz sicher noch verändern werde, seien die Verbreitungswege und Endgeräte von Radio.
Ernst Swoboda:
„Den Konsument 2.0 gibt es noch nicht“
Christian Stögmüller meinte, den Konsument 2.0 gebe es noch nicht. Besonders in den frühen Morgenstunden, der Primetime im Hörfunk, hätten die wenigsten Hörer Lust, das Programm interaktiv mitzugestalten. Weiter bemängelte er, dass es in Österreich nur einen marktbeherrschenden Anbieter gibt (ORS), der darüber bestimmt, wer auf welchen Ausspielkanälen (z.B. DVB-T, DVB-H) Programme anbieten darf.
Christian Stögmüller:
„Wo bleibt das Radio?“
Gerald Grünberger glaubt, dass „wir uns zunehmend dem globalen Wettbewerb stellen müssen. Google schöpft bereits urheberrechtswidrig Inhalte ab und verwendet sie. Der Digitalisierungsfonds soll 2010 auslaufen, wenn die TV-Digitalsierungs abgeschlossen ist. Da frage ich mich, wo bleibt das Radio?“
Gerald Grünberger:
Das Radio lebt!
Diskussionsrunde zum Thema Radio 2.0:
Link:
Medienmesse
„Wird auch in der Schweiz alles anders?“
RADIOSZENE fragte den Präsidenten des Verbandes Schweizer Privatradios (VSP) Jürg Bachmann nach der Radio 2.0-Diskussion.
Jürg Bachmann: