Volkswagen und die Zukunft des Radios

James Cridland's Radio Futrure

Steigt man in einen brandneuen Volkswagen oder Skoda, fällt das Radio-Teil des „VW Infotainment“ im Auto sofort auf. Es gibt viel Tolles: Angefangen mit einer großen Taste mit der Bezeichnung ‚Radio‘ auf dem Armaturenbrett. Überraschenderweise verschwinden diese Tasten immer öfter aus Autos, obwohl das Radio die am häufigsten genutzte Audioquelle im Auto ist.

Es finden sich auch große Abstimm- und Lautstärkeregler. Physische Regler können Sie erreichen und bedienen, ohne Ihre Augen von der Straße nehmen zu müssen. Und ein großer, heller, farbenfroher Bildschirm fällt ins Auge. Leuchtend wie ein kleines iPad in der Mitte des Armaturenbretts – ein tolles Erlebnis!

Schaltet man die Lieblings-Station ein, erscheint deren Name in großen Buchstaben in der Mitte des Bildschirms: groß genug, um sich sich an den gehörten Sender zu erinnern, falls man später von einem Marktforschungsunternehmen angerufen wird und danach gefragt wird.

VW Polo mit UKW-Stationen aus Brisbane
VW Polo mit UKW-Stationen aus Brisbane (Bild: Graham Higgs)

Genau darunter ist der RadioText, der nützliche Informationen anzeigt – zum Beispiel das Lied, das gerade läuft – oder mehr Details zum Gehörten. Und knapp darunter – Ihre Presets, mit einigen hübschen Logos, die Ihnen beim Einschalten helfen.

Ähm.

Das ist zumindest die Idee. Aber leider bekommt man keine Logos zu sehen. Bei Lieferung zeigt das Auto viele schwarze Quadrate auf dem Bildschirm. Keine Logos. Nichts, was diesen Radioempfänger wirklich zum Leuchten bringen könnte. Nichts, um dessen Nutzung zu fördern. Nur einige hässliche schwarze Quadrate.

Es gibt natürlich Möglichkeiten, an die Logos zu kommen. Besuchen Sie die Website von Volkswagen und schon finden Sie einige Logos. Sie haben nicht wirklich die richtige Größe für ihr eigenes Autoradio, zudem sehen sie unscharf und grottig aus. Und viele der Logos sind auch veraltet. Grottige, veraltete Logos? Hmm.

Aber – was macht Volkswagen? Kontakt mit jedem Sendeunternehmen aufnehmen? Kaum – es ist doch auch nicht ihre Sache, mit zehntausenden verschiedenen Organisationen zu sprechen. Aggregatoren wie TuneIn könnten helfen – aber warum sollten sie? Die Ausstrahlungen stehen, genau genommen, im Wettbewerb mit ihrer App.

Branchenvertreter könnten sich aufraffen. Dennoch sind sie normalerweise nicht ganz bei der Sache. Kommerzielle, gemeinschaftliche und öffentliche Radiostationen arbeiten selten zusammen. Und erwarten wir wirklich, dass VW forscht und Kontakt mit drei oder vier Branchenvertretern in jedem einzelnen Land aufnimmt?

„Radio“ muss das hier selbst in die Hand nehmen! Denn TuneIn, Pandora, Spotify, Google oder Apple bieten bereits einfache Möglichkeiten für Volkswagen, um alles schön aussehen zu lassen. Alles, abgesehen vom Rundfunk.

Wo ist der Lieferservice für Rundfunk und Radio? Wie kann Volkswagen mit nur einem Anruf einen atemberaubenden Eindruck in den neuen Autos hinterlassen? Diejenigen, die wirklich mit Laptops und SD-Karten spielen wollen, können individuell gestaltbare Sender-Logos für ihr Radio von meiner eigenen Medieninformations-Website herunterladen. (Sehr beliebt, was mal wieder einiges aussagt). Aber das kann doch nicht die Lösung sein!

Wie kann „Radio“ das auf einfachem Wege regeln? Die Konkurrenz macht’s einfach…

James CridlandDer “Radio-Futurologe” James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.

 


Anmerkungen:

Ein Webspecial bietet bereits eine Senderlogoliste von Volkswagen; bei aktuellen DAB+ Autoradios (insbesondere von der VW-Gruppe) werden nicht nur Logos angezeigt, sondern auch programmbegleitende Slideshows.

Die Internet Media Device Alliance (IMDA) sollte einst den Austausch zwischen Radioherstellern, Broadcastern und Aggregatoren erleichtern, konnte sich aber nicht durchsetzen. Man entschloss sich dazu, Funktionen mit dem weit verbreiteten RadioDNS-Diensten zum Hybrid Radio EPG zu verbinden. Hybrid Radio EPG soll das terrestrische Broadcasting via DAB+ und den Empfang über IP verkoppeln.

„Android Auto“ und Apple Carplay sind proprietäre Schnittstellen, die mit den Autoherstellern ausgehandelt wurden. Eigene Marken erscheinen bereits auf der App radioplayer.de

Ergänzende Informationen hält auch das Institut für Rundfunktechnik bereit.