1.März 1987 – vor 30 Jahren – war es soweit: Radio 100 ging auf Sendung. Damals eine Sensation, denn der Sender aus Westberlin war der erste private Sender in Berlin. Laut eigenem Verständnis eher links-alternativ bis -radikal aber basisdemokratisch organisiert. Das Programmschema damals: Polizeifunk, Klangexperimente und eine schwul- lesbische Sicht auf die Welt. Auch die Sendungen trugen provokante Namen: „Eldoradio“, „Dissonanzen“, „Großstadtfieber“, „Kunstrausch“ oder „Kontinente“
Am 04. März geht der Sender zu seinem 30-jährigen Jubiläum wieder auf Sendung. Von 07 bis 01 Uhr in der Nacht wird aus dem gläsernen Studio im Columbia Theater gesendet
Das ist das Radio 100-Jubiläums-Programm:
Morgengrauen „Mies gelaunt am frühen Morgen – wie schon in den 80ern“ Moderation: Manuela Kay | 7.00 – 8.30 Uhr |
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Großstadtfieber „Unsere größten Erfolge“ Moderation: Angela Gobelin und Manuela Kay | 8.30 – 10.00 Uhr |
Kunstrausch revisited: Das Lügenradio – 30 Jahre Fake und alternative Fakten Moderation: Volker Heise und Expertinnen, Musik: Sabine Wahrmann, Special Guests: Katharina Döbler, Harald Asel und Carsten van Ryssen | 10.00 – 13.00 Uhr |
kontinente – checkpoint: die Themen, die Radio 100 heute gemacht hätte: NSU: wird das jemals aufgeklärt? – Verfolgung von Journalisten in der Türkei – Trump und die Mauer: was tun die Mexikaner? – UMAS in Berlin: wer hilft den unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten? u. v. m… Moderation: Ulli Jossner und Jan Lerch Musik: Andreas Vick | 13.00 – 15.00 Uhr |
Dissonanzen „Vielfalt lehrt Möglichkeiten – zwei Stunden frauenbewegtes Dissonanzen-Magazin“ Themen: „Quotenskandal“, „Das Alter veraltet“, „Feminismus ist sexy“ | 15.00 – 17.00 Uhr |
Eldoradio Die lesbisch-schwule Radiosendung: Blicke zurück (im Zorn?) auf die Szene der 80er in West-Berlin und den Mauerfall bis zur Verspießerung der LGTB-Community von heute… Redaktion und Moderation: Manuela Kay und Andrea Winter, featuring Giselle d’Apricot | 17.00 – 19.00 Uhr |
Mr Blowfish | 19.00 – 20.00 Uhr |
Geburtstagssendung ab 20 Uhr live von der Bühne, mit Angela Gobelin, Anni Domini & vielen Gästen | 20.00 – 22.00 Uhr |
die Audionauten mit Hans Peter Kuhn, Johannes Schmölling und Niko Tenten, Gastgeber Frank Holzkamp | 22.00 – 23.00 Uhr |
Nachtflug mit Hans Hütt und Gästen | 23.00 – 1.00 Uhr |
Ab 20 Uhr wird die Geburtstagssendung live von der Bühne übertragen. Moderiert wird sie von Angela Gobelin und Anni Domini. Das erwartet die Zuhörer:
„Djs und kleine Liveacts bewegen sich und uns durch die Geschichte von “Heinos bunten Melodienstrauß“ über „Kerosene“, „Rhytmus & Börsenkrach“, “Sonic Life“, „Midnight Tracks“ bis zu “Mr Blowfish“ & den „Dissonanzen Nächten“. Eine Nacht so überraschend wie Radio 100.“
Zuschauer können sich die Show live im Columbia Theater anschauen. Der Eintritt kostet 7€.
Um den Geburtstag abzurunden, finden im Columbia Theater am 03. Und 04. März zahlreiche Panels und Workshops statt.
Die Themen unter anderem:
- Freie Radios Ein Fall des Hörens und des Abhörens.
- Zur Geschichte und Nachgeschichte von Radio Glasnost. Ein Abend mit Roland Jahn.
- Morgenblüte oder Dämmerung: Multikulti 1987-2017
- Eldoradio – Queer im Radio, bevor es den Begriff ”queer“ überhaupt gab
- Dissonanzen: feministische Radiomacherinnen diskutieren
- Was bleibt von Radio 100? Wie lebt es im Archiv weiter? Wie würde Radio 100 heute klingen?
Im beheizten Zelt im Garten des Columbia Theaters wurde mit Unterstützung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg die Radio 100-Ausstellung zusammengestellt. Geöffnet ist sie am 03. März von 12-22 Uhr und am 04. März von 11-21 Uhr.
„Was war Westberlin in den 80er Jahren für eine Insel hinter den Winden? Wie viele Welten lebten dort sorgsam gegeneinander abgeschottet zwischen Lübars und Lichterfelde, zwischen Kreuzberg und Dahlem? Die Ausländerbeauftragte Barbara John hatte schon 1983 vorhergesagt, dass die Spaltung Berlins eines Tages nicht zwischen Osten und Westen, sondern zwischen Kreuzberg und Zehlendorf verlaufen würde. In diese Welt kam mit der Sendelizenz für Radio 100 etwas Unvorhergehenes. Manchen fielen die Ohren ab, andere machten sie auf. Warum war das so? Wie kam es dazu? Welche Spuren des Radioprogramms haben Geschichte geschrieben? Wo sehen die Gründer/Innen von damals heute die Früchte ihrer Arbeit? Natürlich spielt dabei Brechts Radio-Theorie eine Rolle und die heute frei verfügbare Technik, die jeden Menschen in einen Radiosender verwandeln kann.Wir machen eine Zeitreise in die 80er Jahre, schauen uns an, was andere Medien in diesem Jahrzehnt getitelt haben und welche Tonspur die Leid- und Leitwörter der 80er Jahre in unserem Programm fanden. Es gibt was für die Ohren und die Augen.“
Mehr Informationen zum Programm gibt es auf: radio100.de