MEDIA BROADCAST hat ihre Geschäftsfelder im Hinblick auf die Herausforderungen der Digitalisierung und ihre zukünftigen Erträge analysiert und neu bewertet. In diesem Zusammenhang hat sie beschlossen, sich auf digitale Wachstumsfelder und Serviceleistungen zu konzentrieren. Deshalb wird sich das Unternehmen bis zum 30. Juni 2018 von seinen analogen UKW-Antennen und -Sendern trennen. Für die Hörer von UKW-Programmen ändert sich durch dieses Verfahren nichts. Alle Programme können wie bisher empfangen werden.
Wolfgang Breuer, CEO der MEDIA BROADCAST, sagt zu diesem Schritt: „In Zukunft werden wir gemeinsam mit unserer Eigentümerin der freenet Group, eine klare Digital-Strategie verfolgen. Hierzu gehören insbesondere die Wachstumsfelder DVB-T2 HD und DAB+ als digitale Technologien zur TV- und Radio-Verbreitung. Wir werden auch nach der Trennung von unseren UKW-Infrastrukturen weiter Serviceleistungen im Bereich von Sendertechnik, Antennenwartung und Netzdienstleistungen anbieten. Somit bleiben wir für unsere Kunden auf allen Geschäftsfeldern ein verlässlicher Partner. Bestehende Verträge mit Sendern werden wir natürlich erfüllen.“
Ein störungs- und unterbrechungsfreier Sendernetzbetrieb sowie ein reibungsloser Übergang hat höchste Priorität für MEDIA BROADCAST. Deshalb sieht das Unternehmen folgenden geordneten und transparenten Veräußerungsprozess für die UKW-Infrastrukturen vor:
- Um der besonderen Verantwortung gegenüber bestehenden Kunden gerecht zu werden, wird MEDIA BROADCAST in den nächsten Wochen mit allen Nutzern der UKW-Antennen und -Sender sprechen, die daran interessiert sind, diese zu übernehmen.
- Wird dies von den Nutzern nicht gewünscht, wird MEDIA BROADCAST in der zweiten Jahreshälfte 2017 die UKW-Antennen und -Sender in einer offenen Auktion mit einem Mindeststartpreis anbieten.
- Nach dem Verfahren nicht mehr benötigte UKW-Antennen und -Sender werden abgebaut.
Bereits in der Vergangenheit ist MEDIA BROADCAST von verschiedenen Seiten angesprochen worden, ob sie UKW-Infrastrukturen verkaufen möchte. MEDIA BROADCAST geht daher davon aus, dass genügend Interessenten zur Verfügung stehen.
Ergänzungen von der Redaktion
Die Bundesnetzagentur will nun sorgfältig prüfen, ob und gegebenenfalls welche Implikationen der angekündigte Verkauf der UKW-Infrastruktur auf das derzeit geltende Regulierungsregime im Bereich der UKW-Rundfunkübertragung und insbesondere für die derzeit bei der Beschlusskammer 3 der Bundesnetzagentur anhängigen Regulierungsverfahren zu verschiedenen UKW-Entgelten hat, sagte ein BNetzA-Sprecher gegenüber RADIOSZENE. Und weiter: „Die Bundesnetzagentur begrüßt die Erklärung der Media Broadcast GmbH, dass sie einen geordneten Übergangsprozess anstrebe und wird diesen Prozess intensiv begleiten und insbesondere darauf achten, dass hierbei die Belange des Rundfunks gewahrt bleiben.“
Nach Einschätzung eines Marktbeobachters ist seit dem Verkauf der MEDIA BROADCAST der Mobilfunkanbieter Freenet vor allem am DVB-T2-Geschäft interessiert, um sich ein Standbein im TV-Markt zu verschaffen. Insofern kommt der Verkauf zwar überraschend, aber vielleicht nicht völlig unerwartet.
Da MEDIA BROADCAST in der analogen Welt im Hinblick auf zukünftige Erträge kein Wachstum mehr erwarte, habe sie die Entscheidung im Einvernehmen mit der Eigentümerin getroffen, doch sei die Initiative dazu allein von MEDIA BROADCAST ausgegangen, sagte ein Sprecher der MEDIA BROADCAST gegenüber RADIOSZENE.
Und weiter: „MEDIA BROADCAST hat verstanden, dass die Bundesnetzagentur den UKW-Markt erfolgreich liberalisieren und einen Wettbewerb im UKW-Sendernetzbetrieb durchsetzen will und wird sich diesem Ziel nicht verschließen. Sie hat seit Beginn der Regulierung untersucht, ob sie unter den geänderten Bedingungen in der Lage sein wird, das umfangreiche Sendernetz und die Antennen auf Dauer wirtschaftlich zu betreiben. Dies hat sie gegenüber der BNetzA mit einem Schreiben im Mai 2015 und auch dem Markt offen kommuniziert. Das Ergebnis ihrer Prüfung ist der Verkauf der UKW-Antennen und -Sender. MEDIA BROADCAST wird in einem diskriminierungsfreien und transparenten Veräußerungsprozess die Leitgedanken aus den Verfahren bei der BNetzA beachten. Damit soll zum Schutz der UKW-Hörfunkverbreitung ein geordneter Übergang sichergestellt werden.“
Beim Verkauf geht es ausschließlich um die Hardware, also die Sender- und Antennenanlagen. MEDIA BROADCAST will nach der Trennung von ihren UKW-Infrastrukturen weiterhin Serviceleistungen im Bereich von Sendertechnik, Antennenwartung und Netzdienstleistungen anbieten.
1.000 Antennen und 1.500 Sender stehen zum Verkauf
Es werden etwa 1.000 Antennen und 1.500 Sender zum Kauf angeboten. Angaben zu den Erlösen wollte das Unternehmen nicht machen. Laut Unternehmenssprecher ist die MEDIA BROADCAST nicht auf bestimmte Bündel festgelegt. Vielmehr sei sie in der ersten Verkaufsphase offen für Interessensbekundungen jeglicher Art von jedem Nutzer: „Alle Angebote von Nutzern werden diskriminierungsfrei geprüft. Die nach sachlichen Kriterien attraktivsten Angebote von Nutzern erhalten den Zuschlag unabhängig von der Art des Nutzers. “
Neue Sendernetzbetreiber, die nicht der Regulierung unterliegen, haben jüngst öffentlich und wiederholt erklärt, flächendeckend auch in eigene UKW-Infrastrukturen investieren zu wollen. Es stehen damit offenbar genügend Interessenten zur Verfügung.
Nach dem Verkauf werden diejenigen UKW-Antennen und -Senderanlagen, für die der Mindest-Startpreis nicht erreicht wird, abgebaut, wodurch dann Platz frei wird für alternative Nutzungen. Alternative Sendernetzbetreiber wie UPLINK oder DIVICON MEDIA haben gegenüber RADIOSZENE schon signalisiert, den störungs- und unterbrechungsfreien Betrieb von den UKW Sendernetzen zu gewährleisten.
Reaktion von Divicon Media-Chef Lehmann: „Ruhe bewahren und Chancen nutzen!“
„Der geplante Verkauf der UKW-Sparte durch die Media Broadcast hat im deutschen Radiomarkt große Verunsicherung ausgelöst. Der ehemalige Monopolist für UKW-Sendeübertragungen in Deutschland hatte in einer Mitteilung bekannt gegeben, dass er sich von allen in seinem Betrieb befindlichen Antennen- und Sendeanlagen trennen wolle. Davon betroffen sind mehr als 100 vor allem private Radiostationen, deren technische und vertragliche Sendesicherheit nun gefährdet sein könnte.“, so Divicon Media in einer Pressemeldung.
In Reaktion auf die Mitteilung der Media Broadcast erklärt der Geschäftsführer von Sendebetriebsexperten Divicon Media in Leipzig, Mike Lehmann: „Erneut hat die Media Broadcast durch ihr Geschäftsgebaren große Unsicherheit verbreitet, Partner ignoriert und Kunden irritiert. Die mediale Bekanntgabe des Verkaufes ist der vorläufige Höhepunkt dessen, worauf man sich als Kunde der Media Broadcast einstellen muss. Dass der dritte neue Eigentümer der Media Broadcast in den letzten fünf Jahren kein Interesse an der UKW-Verbreitung und folglich keinen Plan hat, war leider zu erwarten. Gerade deshalb möchte ich alle betroffenen Radioveranstalter zu großer Besonnenheit einladen: Dieser Schritt der Media Broadcast ist eine Chance auf günstige, sichere und konzeptionell bestens durchdachte Innovationen! Dabei sind uns als Divicon Media partnerschaftliche Kooperationen und Sendesicherheit das Wichtigste!“ Mit Blick auf den möglichen Ankauf von Antennenanlagen durch die Radioveranstalter sagte Lehmann: „Weder macht das automatisch Sinn, noch sollte man das nicht prüfen. Die Divicon Media unterstützt jeden innovativen und qualitativ hochwertigen Weg zu mehr Sendesicherheit und Wirtschaftlichkeit.“
Update vom 21.02.2017
Media Broadcast-Verkauf möglicherweise risikoreich
Der kürzlich durch die Media Broadcast bekannt gegebene Rückzug aus dem Markt für UKW-Verbreitung könnte sich aus Sicht des Sendenetzbetreibers Divicon Media bei genauerem Hinsehen als eine geschickte Verlagerung des Ausfallrisikos alter, bereits abgeschriebener Antennen an die Radiosender erweisen. Denn bislang sei bekannt, dass der ehemalige Monopolist, lediglich den ungeliebten, regulierten Teil des Marktes, d.h. Antennen und Transmitter, veräußern möchte. mehr…
Weiterführende Informationen
Bundesnetzagentur untersagt Media Broadcast vorläufig neue Preise für die UKW-Rundfunkübertragung
Freenet kauft Media Broadcast
Divicon Media kritisiert neue Preise der Bundesnetzagentur
Quelle: Pressemeldung der MEDIA BROADCAST ergänzt durch die Redaktion