Christoph Schaefler ist tot

Der im Köln-Aachener Raum bekannte Bürgerfunk-Pionier Christoph Schaefler (65) ist am 09.01.2017 verstorben. Die Beisetzung fand im engen Kreis seiner Familie am 16. Januar in Holzminden statt.

Christoph Schaefler (Bild: privat)
Christoph Schaefler (Bild: privat)

 

Ein Nachruf von Ludwig Schieffer

Dass der Lokalfunk in der Stadt Aachen überhaupt stattfinden konnte, war wohl sein Verdienst. Christoph Schaefler, ein unermüdlicher Aktivist in Sachen Rundfunk vor der Haustüre, war immer nachgesagt worden, dass er für die eigene Frequenz des damaligen Stadt-“Radio Aachen 100,1“ gesorgt hat. Seinerzeit war die Frequenzlage im Dreiländereck noch so, dass ein eigenes Stadtradio für die Kaiserstadt wahrscheinlich nicht möglich war. Schaefler aber liess sich nicht entmutigen, reiste nach Brüssel, um dort auszuhandeln, dass die eigentlich für Belgien vorgesehene Frequenz 100,1 MHz für Deutschland umkoordiniert werden konnte. Christoph Schaefler – ein Herz für das Radio hat aufgehört zu schlagen. Er starb am 9. Januar kurz vor Vollendung seines 66sten Lebensjahres.

Der Radioaktivist Schaefler war schon früh in der NRW-Bürgerfunkszene involviert, lange bevor der Jedermannfunk überhaupt zum Faktor in der eigentlichen Lokalfunkszene wurde. Schon Ende der 1980er Jahre sah es danach aus, dass es Lokalfunk im Land zwischen Eifel und Weserbergland geben würde – allerdings auf nicht-kommerzieller Bürgerfunk-Basis. Prompt gründete sich überall eine Vielzahl von Vereinen, die sich nach Inkrafttreten eines entsprechenden Gesetzes als Senderbetreiber betätigen wollten.

Christoph Schaefler (Bild; privat)
Christoph Schaefler (Bild; privat)

Schaefler war von Anfang an dabei – sowohl im Raum Aachen wie in Köln, wo er zu den Gründungsmitgliedern des „Freien Lokalrundfunks Köln“ (FLoK) gehörte. Nach dem Ausscheiden des Gründungsvorsitzenden Klaus Keuter übernahm er im Verein auch Führungspositionen.

Der Lokalfunk in NRW nahm dann nach Intervention der Verleger bei der Regierung Rau die bekannte Wendung zum kommerziellen Privatfunk. Innerhalb des bundesweit einmaligen Zweisäulenmodells durfte der Bürgerfunk im Rahmen einer Sendezeit-Partagierung nur eine Vielfalts-Lücke bei den Lokalstationen füllen.

Die Jedermannfunker hatten vorgesorgt. Die Vereine vor allem in den Verbreitungsgebieten der grossen Sender hatten in ihren Studios schon viele Stunden Programm produziert und öffentlichkeitswirksam auf sich aufmerksam gemacht. So war der Kölner FLoK unter Federführung von Christopfh Schaefler mit Quasi -Liveprogramm via Lautsprecher sogar auf einer Medienmesse in Köln vertreten.

Mit fortschreitender Popularisierung des Bürgerfunks war auch Schaefler umtriebig auf allen Ebenen: Er war medienpädagogisch tätig vor allem im FLok, übernahm Führungspositionen im Bürgerfunk-Dachverband IGR und repräsentierte das Jedermannradio in der Landesmedienkommission der LfM. Eines seiner Lieblingskinder war die Produktion des „Knastfunks“, eines Selbstdarstellungs-Programms von Strafgefangenen im Bürgerfunk.

Christoph Schaefler (Bild; privat)
Christoph Schaefler (Bild; privat)

Die Fortentwicklung des Lokalfunks insgesamt lag dem gelernten Architekten Schaefler aber auch am Herzen. Mit Professionalisierung des sog. Veranstaltungsfunks in NRW unterstützte er Aktivitäten in diesem Genre. Als der Veranstalter „rtc“ mit seinen drei Sendestaffeln „Derby-Radio“ einen Fußballsender in Köln erfolgreich etablierte, liess es sich Schaefler nicht nehmen, die Macher im Studio zu besuchen, und dieses neue Modell in einer flammenden Rede am Mikrofon als Beispiel für ein neues bürgernahes Radio zu würdigen.

Als es Ende der Neunziger Jahre zum wiederholten Male beim Aachener Stadtradio 100,1 durch den Rückzug einer Betriebsgesellschaft kriselte, wollte sich Christoph Schaefler gar selbst als Entrepreneur betätigen. Eine Kooperation mit „rtc“ scheiterte dann aber am Auftritt kapitalkräftiger Konkurrenten.

RIP, Christoph und lasse es oben funken!

 

Der FLoK beschäftigte sich in einem Hörfunkbeitrag vor zwei Jahren mit der Entstehung des Bürgerfunks. Im Gespräch mit Christine Schmidt skizzierte Christoph Schaefler darin seinen Weg vom jugendlichen Rundfunkpiraten zum gestandenen Bürgerfunker.

„Vom Rundfunkpirat zum Bürgerfunker“ – Ein Gespräch mit Christoph Schaefler

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