Wer bekommt die zweite Hörfunkkette in Rheinland-Pfalz: bigFM, ENERGY oder NOW FM?

NOWFM_Logo-smallUm die Frequenzkette in Rheinland-Pfalz, die derzeit von bigFM genutzt wird, bewerben sich bei der Landesmedienanstalt in Rheinland-Pfalz LMK bekannte Hörfunkunternehmen wie RPR, ENERGY und die REGIOCAST mit neuen Konzepten für ein Jugendradio. Doch, was sind das für Konzepte? Verwenden nicht alle schon facebook, twitter & Co, um junge Hörer zu erreichen und sie über interaktive Rückkanäle ins Programm einzubinden? RADIOSZENE wollte von den neuen Bewerbern wissen, wie sie sich ein neues Jugendradio in Rheinland-Pfalz im Jahre 2011 vorstellen. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer der REGIOCAST Rainer Poelmann, der sich mit dem neuen Programm „NOW FM“ gegen das etablierte Programm von bigFM durchsetzen will.

RADIOSZENE: Die REGIOCAST hat sich mit NOWFM für die ausgeschriebene 2. Hörfunkkette in Rheinland-Pfalz beworben. Die Erfahrung zeigt, dass es schwer ist, in einem neuen Markt Fuß zu fassen. Wie sehen Sie die Chancen von NOWFM in Rheinland-Pfalz?

Poelmann: Es gibt bisher kein Radio für junge Rheinland-Pfälzer. Deshalb sind wir sehr optimistisch. Die Landesmedienanstalt (LMK) in Rheinland-Pfalz hat die Frequenzkette neu ausgeschrieben. Das bisherige Angebot von bigFM zielt mit seiner Konzentration auf den Kernmarkt Baden-Württemberg klar an den Bedürfnissen junger Rheinland-Pfälzer vorbei. Mit NOWFM schaffen wir ein Radioangebot mit einem klaren inhaltlichen Schwerpunkt auf Rheinland-Pfalz. NOWFM ist ein junger Radiosender, der das, was im Leben seiner Hörer in Rheinland-Pfalz passiert, in Echtzeit abbildet. NOWFM nutzt dazu neueste Technologien, um Hörer konsequent einzubeziehen und zu Mitmachern zu machen. Natürlich gibt es dazu Musik, die aber nicht im Mittelpunkt des inhaltlichen Handelns steht. Das Programm kommt zu 100% aus Mainz und wird von Beginn an mit etwa 20 motivierten und hoch engagierten Mitarbeitern produziert. Darüber hinaus hoffen wir auf viele junge Radiointeressierte, die die Ideen mit Leben füllen. Schließlich bildet die Universität in Mainz gute junge Leute im Medienbereich aus. Das alles sind aus unserer Sicht überzeugende Argumente für unser Konzept.

RADIOSZENE: Erfüllt bigFM denn nicht schon alle Kriterien für ein Jugendradio oder geht es nur um den regionalen Aspekt, weil der Sender aus dem Nachbarland Baden-Württemberg sendet?

Poelmann: bigFM legt auch redaktionell den Fokus auf Baden-Württemberg, ist also kein Jugendradio für Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus ist die inhaltliche Integration der Hörer-Community sehr beschränkt. Mit NOWFM gehen wir ganz neue Wege, schaffen eine Plattform, über die sich Hörer aktiv beteiligen können, nicht nur mit Kommentaren, sondern mit Ton und Bild. Der Sendersitz in Mainz ist für uns dabei selbstverständlich.

RADIOSZENE: Aber interaktive Elemente – Facebook & Community sei Dank – bieten heute viele Medien, natürlich auch Radiosender. Was ist Ihrer Meinung nach das Einzigartige am Konzept von NOWFM?

Rainer Poelmann (REGIOCAST)
Rainer Poelmann (REGIOCAST)

Poelmann: Das Konzept von NOWFM ist keine Kopie eines bestehenden Senderkonzeptes in Deutschland. Durch Echtzeit-Audiopostings, Echtzeit-Videoreportagen vom Handy oder durch die Moderation eines eigenen Webradios werden die Hörer zu Gestaltern und erarbeiten sich aktiv Medienkompetenz. NOWFM trennt nicht mehr zwischen Web, Mobile und UKW, sondern verbindet diese Kanäle mit einer Idee: Alles was in Rheinland-Pfalz passiert, kann in Echtzeit geteilt und erlebt werden. Wir schaffen ein lebendiges Programm, das die NOWFM-Redakteure strukturieren, gleichzeitig aber bei allen Aktionen, Nachrichten und Themen stets auf die Rückkanalfähigkeit und Interaktionsmöglichkeiten durch die Hörer setzt. NOWFM nutzt dazu neueste, teilweise eigens entwickelte Technologien, um die technischen Barrieren des Mitmachens weiter zu senken. Zum Beispiel macht eine eigens entwickelte und schon heute einsatzfähige und kostenfreie Handy-Applikation Mobiltelefone zu Reportergeräten für Video, Audio und Fotos. Inhaltlich sind daher kaum Grenzen gesetzt.

RADIOSZENE: Findet die Einbindung der Hörer am Ende nicht eher online statt on Air statt?

Poelmann: NOWFM wird auf UKW ein professionell moderiertes Programm bieten, von Nachrichten über Musik hin zu redaktionellen Inhalten. So garantieren wir, dass im UKW-Programm von NOWFM redaktionelle Inhalte nach klassischen journalistischen Standards stattfinden. Die Interaktion durch unsere Hörer ergänzt die Beiträge. Gleichzeitig haben die Hörer auf der Online-Plattform NOWFM.de die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen und auf on-Air-Themen unmittelbar zu reagieren. Alle dort erstellten Inhalte sind neben der eigenen redaktionellen Leistung der NOWFM-Redaktion eine wichtige Verbindung zur Lebenswirklichkeit junger Rheinland-Pfälzer. Wird zum Beispiel im Onlineradio der Freiwilligen Feuerwehr Bitburg ein akuter Nachwuchsmangel thematisiert, dann geht das direkt ins UKW Programm – die Online-Kanäle werden als Ressource gesehen, deren Inhalte von den NOWFM-Machern auf ihre Relevanz hin geprüft werden. Natürlich kann nicht jedes Posting den Weg ins UKW-Programm finden, aber der Anteil der hörergenerierten Beiträge wird deutlich wahrnehmbar sein. Daran lassen wir uns gerne messen. Und die Hörer, die selbst einen Radiokanal unter dem Dach von NOWFM aufmachen wollen, können ihre Inhalte über unser einfach zu bedienendes Webinterface verbreiten. Servertechnik, Streaming, Umfeld-Content stellt NOWFM selbstverständlich kostenfrei zur Verfügung.

RADIOSZENE: Sind solche lokale Themen (wie das Beispiel aus Bitburg) nicht eher etwas für die Lokalradios der Radio Group, mit denen Sie dann auch konkurrieren oder falsche Zielgruppe?

Poelmann: Ein regionales Radioangebot wie NOWFM lebt ja nicht nur von Landesthemen wie Politik oder Wirtschaft. Lokale Themen sind doch das Salz in der Suppe, schaffen sie doch Identifikationspotenzial und Gesprächsstoff in kleineren Sozialisationsräumen. Nachrichten aus Bitburg oder Neuwied sind doch in Mainz oder Kaiserslautern von Interesse, wenn sie die Lebenswelten der jungen Erwachsenen ansprechen. Wir sehen uns damit nicht in Konkurrenz zu den Lokalradios, freuen uns aber, wenn wir als zeitgemäße Alternative akzeptiert werden.

RADIOSZENE: Neben der REGIOCAST haben sich auch ENERGY und Platzhirsch bigFM um die Lizenz beworben. Was macht Ihr Konzept besser als die Pläne der Mitbewerber?

Poelmann: Diese Frage ist nicht ohne Weiteres zu beantworten. Während wir von ENERGY zumindest grundsätzliche Konzeptinhalte kennen, ist uns und der breiten Öffentlichkeit in Rheinland-Pfalz nichts über das künftige Programmvorhaben von bigFM bekannt. Es gibt zwar keine Verpflichtung, seine Pläne zu veröffentlichen, es gibt aber aus unserer Sicht auch keine triftigen Gründe, seine Pläne unter Verschluss zu halten. Transparenz schafft Vertrauen. Und so könnten sich neben den Gremienmitgliedern der LMK auch die Rheinland-Pfälzer selbst eine Meinung von den Konzepten machen. Wir setzen klar auf Offenheit, weil wir von unseren Plänen überzeugt sind und um die Unterstützung der künftigen Nutzer und Mitgestalter des Programms bitten möchten.

RADIOSZENE: Und der Vergleich mit ENERGY?

Poelmann: ENERGY setzt auf die Erfahrungen seiner diversen Stationen in Deutschland, wo Facebook & Co. als Teil der Lebenswelt der Hörer natürlich auch eine feste Größe als Rückkanal für die Redaktionen dienen. Darüber hinaus ist das Konzept von NOWFM aus unserer Sicht einfach innovativer als der Ansatz von ENERGY. NOWFM ist integriert gedacht, setzt auf analoge und auf digitale Verbreitungswege – das ist einmalig in Rheinland-Pfalz und ganz Deutschland.

RADIOSZENE: Können Sie uns vielleicht noch weitere Programm-Details von NOWFM verraten?

Poelmann: Neben klassischen Elementen wie Nachrichten oder Musik ergänzen wir das Programm durch neue, für private Jugendradios eher außergewöhnliche Formate wie Talkradio, Programmrubriken mit Musik von jungen Newcomerbands aus Rheinland-Pfalz sowie durch die Übertragung aller Spiele des 1. FCK und von Mainz 05 in voller Länge, vermittelt durch regional kompetente Sportreporter.

RADIOSZENE: Woher kommt der Programmname? Wurden Sie inspiriert von den neuen NOW FM-Stationen in den USA (Vorbild oder Namensklau)?

Poelmann: Weder noch. NOWFM ist schlichtweg der beste Name für unsere Programm-Idee. Echtzeit-Postings im aktuellen Programm sind der Kern des Konzeptes: „Dein Rheinland-Pfalz. Jetzt.“ – oder eben „NOW“. Parallelen zu Namen amerikanischer Radio-Formate sind reiner Zufall.

RADIOSZENE: Herr Poelmann, vielen Dank für das Gespräch.

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REGIOCAST plant Jugendradio “NOW FM”
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