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Neue NRW-Frequenzen: Landesweit, regional oder sublokal?

LFM_frequenzen_smallJürgen Brautmeier dämpft hochfliegende Hoffnungen: „Es ist nur ein Flickenteppich“. Was das IRT-Gutachten an neuen Frequenzen durch Hin-und Herkoordinationen für Nordrhein-Westfalen zutage gefördert habe, ergäbe keine komplette Kette, sagte der Chef der Landesanstalt für Medien (LfM) auf einem Pressetermin zur Zukunft des Rundfunks in Düsseldorf. Gerade mal 1,3 Millionen Hörer seien mit den acht neuen Kanälen zu erreichen, die die Sendetechnik-Experten des Münchner Instituts durch ihre Computer aus dem Nachlass des DLR- Kleinsenderpools und noch irgendwo in der Schublade ruhenden, aber nicht genutzten Koordinationen ermitteln konnten. Ein wenig könnte noch dazukommen, ergänzt LfM-Technikreferent Würfel, wenn geparkte Frequenzen wie der vor wenigen Tagen geräumte Kanal des AFN am Standort Bonn auf 107,6 Mhz auch spruchreif würden.

Dr. Jürgen Brautmeier
Dr. Jürgen Brautmeier

Pikantes Detail am Rand: die IRT-Experten hatte in ihrem Gutachten vorgeschlagen, dem Stadtradio in Köln seine Frequenz 107,1 wegzunehmen und der neuen Kette zuzuschlagen. Sie gilt als Regionalfrequenz und könnte in der Leistung erheblich höher gefahren werden, um auch das Umland abzudecken. Entschädigt werden sollte Radio Köln dann mit der Ex-DLR-Frequenz 89,9, die auf 200 Watt Leistung angehoben werden könne. Brautmeier weiss aber um den eher illusorischen Charakter dieses Denkmodells: „Wenn die Kölner das mitmachen würden, hätten sie mit Zitronen gehandelt“.

Mit starker Frequenz für Köln oder nur schwacher: trotz „Funzelleistung“ sind die Filetstückchen an Standorten wie der Domstadt, Mönchengladbach, Neuss, Krefeld, Duisburg, Essen, Bochum oder Dortmund dann doch so attraktiv, dass jetzt die LfM in ein umfangreiches Verfahren dazu eintreten will , was mit diesen neuen Frequenzen geschehen soll. Mit allen Interessenten solle ein „Konsultationsprozess“ in Gang kommen, bei dem völlig ergebnisoffen nach einer Entscheidung gesucht werde, versichert Brautmeier. Es stände also überhaupt nicht fest, ob der Frequenzpool zu einer neuen landesweiten oder einer nach Regionen aufgeteilten Kette werden solle. Selbst sublokales Radio über einzelne Frequenzen wäre denkbar mit neuen Programmideen, die es bisher noch nicht gibt. Da fiele ihm beispielsweise ein Fussballradio für das Ruhrgebiet ein, so der LfM-Chef. Auch das liesse das Landesmediengesetz zu.

Ab wann die neuen Kanäle dann genutzt werden könnten, dazu gibt es noch keinen genauen Fahrplan. Jetzt warte man erstmal ab, wer sich als Interessent mit welchem Konzept melden werde. Es gingen allerdings schon täglich Schreiben ein von potentiellen Veranstaltern, sagte Brautmeier. In die engere Konsultationsphase träte man dann in den nächsten Tagen ein. Nachdem schliesslich auch die Gremien über ein endgültiges Nutzungskonzept entschieden hätten, könnte es zweite Jahreshälfte 2011 werden: „Auf der Antenne ist im nächsten Jahr jedenfalls noch nichts“, so der LfM -Chef.

Dass aber für konventionelles UKW generell und damit auch für die neuen Kanäle speziell im Jahre 2015 schon wieder Schluss sein soll, da konnte Brautmeier die Gemüter gleich beruhigen. Der vom Telekommunikationsgesetz (TKG) vorgegebene Abschaltzeitpunkt sei noch alles andere als fix, meint der LfM-Chef. Er sehe dem eigentlichen „Analog-Ende“ im Radioäther gelassen entgegen. Vorher werde es bestimmt noch eine Novellierung des TKG geben, die den Zeitpunkt weiter verschieben werde. Das Analog-Ende allerdings ganz freizugeben, wäre nicht der richtige Weg. Auf der anderen Seite sei der Wechsel zu digitalen Radionormen wie DAB plus derzeit immer noch unklar, so Brautmeier. Die Verhandlungen über Kosten der neuen Sendernetze und die entsprechenden Budgetfreigaben durch die „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfes (KEF)“ hingen weiter in der Luft. Im Dezember würden möglicherweise Entscheidungen fallen, bei denen es aber ums Alles oder Nichts gehe. Brautmeier etwas fatalistisch in Grosswildjägermanier: „Wenn es da nicht läuft , brauchen wir den Elefanten erst gar nicht anschneiden!“

Links
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