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NRW: Frequenz-Bescherung im November?

LFM_frequenzen_smallFür die NRW-Medienbranche wird die erste Novemberwoche so etwas wie das vorweggenommene Warten auf das Christkind. Denn wie die Landesanstalt für Medien (LfM) bestätigte, soll in dieser Woche die Entscheidung dazu fallen, was mit den vom Deutschlandradio Kultur verlassenen UKW-Frequenzen künftig geschehen soll. Der Ausschuss für Medienentwicklung, ein Untergremium der Medienkommission, werde zusammentreten, um über die Vorgaben eines Frequenzgutachtens zu beraten, das die Düsseldorfer Medienwächter in Auftrag gegeben hatten. Das Gutachten läge nun seit zwei Tagen vor, werde aber nicht veröffentlicht, so LfM-Sprecher Peter Widlok. Es gebe dabei weiterhin zwei Optionen: der Zuschlag der UKW-Kanäle zum existierenden Lokalfunk oder eine Neuausschreibung.

Und: Gerade passend zu dieser möglichen „Bescherung“ tauchten wie Phoenix aus der Asche auch noch zusätzliche Frequenzen auf, die bisher nicht in dem Portfolio der Ex-DLR-Kanäle genannt wurden. Da ist plötzlich die Rede von einer neuen Frequenz in Düsseldorf/Hilden: 92,6 MHz. Ausserdem wurde letzter Tage die immer noch aktive Frequenz 107,6 MHz in Bonn abgeschaltet, die die frühere US-Botschaft mit dem Programm des AFN beschallte. Zufall?

Jedenfalls sprudeln die Spekulationsquellen wieder üppig. Da seien die Claims unter den Medien-Granden NRWs schon abgesteckt. Die Verlagshäuser und ihre elektronischen Medientöchter strebten eine Kette an, die mit Regionalfenstern auf der Basis der einzelnen Zeitungsverbreitungs-Reviere ausgestattet ein NRW-Jugendradio als Konkurrenz zum WDR-Sender „1 Live“ etablieren soll, hiess es. Indiz für diese wüsten Kaffesatzlesereien sind urplötzlich auftauchende Internetradios oder angemeldete Domains, die alle eine Kombination mit dem Stationsnamen „dein fm“ bilden. Für das Ruhrgebiet, Köln, Aachen, Ostwestfalen-Lippe und Münster seien diese schon mit Nonstopmusikschleifen aktiv, ermittelten Websurfer. Die „Mutter- Adresse“ deinfm.de firmiert im Impressum als Produkt vom Rahmenprogrammanbieter radioNRW. Gesendet wird eine Schleife mit lupenreiner CHR-Formatierung und vereinzelten Kurz-IDs. Ebenso auf den Regionalablegern. Und so schlossen die Insider daraus, dass dieses Szenario einen Vorlauf für besagtes Jugendradio samt seinen Regionalfenstern darstelle.

Problem nur: Bisher sind die Ergebnisse des besagten Gutachtens weder bekannt, noch eine Entscheidung des Medienausschusses. Mag sein, dass das Spielchen mit „deinfm“ ein Weg ist, um auf demonstrative Weise Fakten zu schaffen und Psychodruck auf die Medienpolitiker auszuüben. Dietmar Henkel, Chef der Betriebsgesellschaften der Rheinland-Kombi-Lokalsender in der Dumont-Gruppe, aber zeigt sich überrascht: von alledem wisse er nichts. Seltsam nur, dass im Impressum des regionalen „deinfmkoeln“ -Webstreams die Adresse einer Dumont-Tochter auftaucht und die E-Mail-Adresse der Vermarktungsgesellschaft HSG genannt wird, die Henkel leitet.

Peter Widlok (LfM)
Peter Widlok (LfM)

Die Düsseldorfer Medienwächter jedenfalls nehmen das Halligalli um ihre anstehende Entscheidung derweil eher mit Humor:“Dass schon Moderatoren für die neuen Sender gesucht werden , davon habe ich auch gehört“, konstatiert LfM-Sprecher Widlok.

Die neue Frequenzkette könnte wie folgt aussehen:

  • Mülheim 93,7 MHz
  • Essen 88,3 MHz,
  • Bochum 89,3 MHz
  • Hagen 89,4 MHz
  • Dorsten 97,0 MHz
  • Köln 89,9 MHz
  • Krefeld 90,5 MHz
  • Düsseldorf/Hilden 92,6 MHz
  • Bonn 107,6

Links
Pressemeldung der LfM vom 4.11.2010: Neue UKW-Frequenzen in NRW inkl. Gutachten
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