Deutschlandradio-Intendant Willi Steul fordert neues digitales Klassikradio

Dr. Willi Steul (Deutschlandradio)
Dr. Willi Steul (Bild: DLR/Bettina Fürst-Fastré)

Deutschlandradio-Intendant Willi Steul hat beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig ein neues digitales Klassikradio gefordert. Es solle über DABplus ältere Klassikaufnahmen aus dem Bestand von Deutschlandradio und von ARD-Orchestern ausstrahlen. „In den Archiven der Sender liegen Schätze, die geradezu danach schreien, gehoben zu werden“, so Steul an die Adresse der ARD-Intendanten. Private Rundfunkveranstalter hätten so etwas nicht zu bieten, zudem sei eine entsprechende Musikplattform nicht über Werbung refinanzierbar – also keine Konkurrenz. In einer ersten Reaktion sagte der in Sachsen-Anhalt für Medien zuständige Staatskanzleichef Rainer Robra, er schätze das digitale Angebot von MDR Klassik. „Ob ein bundesweites Programm dieser Art nötig wäre, kann ich aber nicht einschätzen“, so Robra weiter. Es sei aber nachvollziehbar, die Schätze aus den Archiven heben zu wollen. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) werde einen entsprechenden Antrag den Regeln gemäß prüfen, sagte der stellvertretende KEF-Vorsitzende Horst Bachmann.

In der Runde war zuvor über die Kompetenzen der KEF diskutiert worden. Bachmann beschrieb die Kommission als zwischen zwei mächtigen Blöcken stehend – dem der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und dem der Ministerpräsidenten der Länder. Meinungsverschiedenheiten gebe es da immer wieder, sowohl im Allgemeinen als auch im Detail. Vor diesem Hintergrund verteidigte Bachmann die Entscheidung vor zwei Jahren, Geld für das seit 1996 laufende DAB-Radio zu stoppen. „DAB sollte ursprünglich 2008 in den Regelbetrieb kommen, das war nicht gelungen“, sagte Bachmann knapp.

Gerade diese Entscheidung hatte Gerd Bauer von der Saarländischen Landesmedienanstalt noch einmal scharf kritisiert. Die KEF habe seinerzeit auf einer falschen Grundlage entschieden, beklagte er. Vor dem Hintergrund einer Diskussion über die Deckelung von Ausgaben, die aus der bisherigen Rundfunkgebühr finanziert werden, warnte Bauer davor, den Landesmedienanstalten Obergrenzen vorzuschreiben. „Ich bin aber dafür, dass die Landesmedienanstalten künftig wie auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihren Finanzbedarf bei der KEF anmelden“, sagte er. Gegen eine Deckelung spreche, dass die Politik den Landesmedienanstalten immer wieder neue Aufgaben übertragen habe, zum Beispiel die wichtige Aufgabe der Vermittlung von Medienkompetenz.

Besondere Brisanz hatte die Runde zudem durch den Umstand, dass das so genannte Kirchhof-Gutachten zur Verfassungskonformität einer Haushaltsabgabe zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks am Donnerstag, dem 6. Mai 2010, veröffentlich wird. Deutschlandradio-Intendant Willi Steul sagte, dass er als einer der Auftraggeber den Inhalt kenne, gab aber sein Wissen nicht preis.

Interview-Video vom radio eins Medienmagazin:

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