Johannes Kors über 30 Jahre Medientage München

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Die Münchener Medientage 2016 rücken immer näher. Ab Dienstag, den 25. Oktober dreht sich in München alles rund ums Thema “Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert”. RADIOSZENE-Redakteur Christopher Deppe hat mit Johannes Kors, Geschäftsführer der Medientage München GmbH und stellvertretender Geschäftsführer der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), über die Medientage und auch ihre Entwicklung gesprochen.

RADIOSZENE: Hochkarätiger Besuch bei den Münchener Medientagen– Angela Merkel ist bei der Eröffnung dabei – welche Promis schauen noch vorbei?

Johannes Kors: Eine ganze Menge. Zu den Medientagen München kommen übrigens mehr als 400 namhafte Referenten also das Who is who der Medien.

RADIOSZENE: Das Thema dieses Jahr: „Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert“ – Was ist damit genau gemeint?

Johannes Kors (Bild: BLM)
Johannes Kors (Bild: BLM)

Johannes Kors: Was für E-Commerce schon länger gilt, kennzeichnet nun auch den Konsum von Nachrichten oder Entertainment. Es geht dabei um Inhalte, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die neuen Grundregeln der Aufmerksamkeitsökonomie, gestützt vor allem durch Algorithmen, Bots und intelligente Empfehlungssysteme, verändern die Medienwelt und fordern die Medienunternehmen, aber auch die Mediennutzer, das „Ich“, heraus. Das birgt Chancen und Risiken zugleich für die Medienhäuser, die mit gänzlich neuen Wegen der Zusammensetzung, Verteilung und Finanzierung von Inhalten konfrontiert sind.

RADIOSZENE: Künstliche Intelligenz ist das Hauptthema der Gipfel-Keynote – warum wird das in der Medienwelt immer wichtiger?

Johannes Kors: Das wird unser Keynote-Speaker Professor Wolfgang Wahlster, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), auf den Medientagen München erläutern. Er nennt es Digitalisierung mit Verstand: „Die Künstliche Intelligenz (KI) hat eine viel größere zweite Welle der Digitalisierung ausgelöst, in denen die Medieninhalte und deren Nutzer im Mittelpunkt stehen. Medien sind nicht nur maschinenlesbar, sondern durch KI erstmals  auch maschinenverstehbar. Kognitive Systeme extrahieren die Semantik von Texten, Bildern und Videoinhalten und erlernen die individuellen inhaltlichen Präferenzen und situationsbezogenen Bedürfnisse der Nutzer.  Damit können die jeweils relevanten Medieninhalte aggregiert und zur richtigen Zeit am richtigen Ort als personalisierte Präsentation automatisiert bereitgestellt werden“.

RADIOSZENE: Für uns Radiointeressierte ist die Entwicklung im Radiomarkt besonders interessant– was erwarten uns da für Keynotes?

mark-kaye-show-mtm16Johannes Kors: Dieses Jahr gibt es ganz unterschiedliche Formate – Talks, Innovations-Pitches, Diskussionsrunden und großartige Keynotes. Ein Highlight wird auf jeden Fall die Präsentation von Mark Kaye sein, der in den USA ein Radio- und Snapchat-Star ist. Er wird uns verraten, wie man die Millennials mit Snapchat & Co. erreichen kann. Mark Kaye ist erstmals in Europa zu hören. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. In die Konferenzplanung gehört auf jeden Fall noch Helen Boaden von der BBC. Sie wird der Radiobranche eine Art „Checkliste für die Zukunft“ mitgeben. Natürlich darf das Thema Podcast nicht fehlen. Hierzu hören wir am Donnerstag drei spannende Vorträge. Das komplette Radioprogramm findet man unter www.medientage.de

RADIOSZENE: Und natürlich auch hier auf RADIOSZENE. Mark Kaye hat eine exklusive Ausgabe seines „Talkin Snap“ über die Medientage gemacht:

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RADIOSZENE: Besonders spannend werden Displays für Radiomacher. Darum geht’s auch im Radiogipfel, oder?

Johannes Kors: Richtig. Es ist wohl eines der wichtigsten Zukunftsthemen für die Radiobranche. Noch sind die Reichweiten stabil, aber es gibt nicht mehr nur DEN Verbreitungsweg. Gerade wenn man ein junges Publikum erreichen will, ist es enorm wichtig, für diese Zielgruppe auf dem Screen überhaupt relevant zu sein. Das gilt für alle Wege – ob Smartphone, Smart TV oder dem Bildschirm im Auto. Wir betrachten das Thema von vielen Blickwinkeln. Egal ob von technischer Seite, was Contentproduktion oder Vermarktung betrifft. Es ist ein großer Innovationswille gefragt, um die passenden Strategien hierfür zu finden. Der Gipfel ist top besetzt. Es wird mit Sicherheit spannend.

RADIOSZENE: Und dann gibt es ja auch wieder die legendäre Nacht der Medien…?

Johannes Kors: Bei der Nacht der Medien gibt es Neues zu vermelden. Veranstaltungsort ist nicht die Säulenhalle, wie ursprünglich geplant, sondern das „neuraum“, eine sehr angesagte Partylocation am Zentralen Omnibusbahnhof zwischen Hackerbrücke und Hauptbahnhof.

RADIOSZENE: Was ist denn Ihr persönliches Highlight auf den Medientagen 2016?

Johannes Kors: Es kommt sicher nicht so oft vor, dass die Bundeskanzlerin auf einem Medienkongress spricht. Darüber freuen wir uns besonders. Das zeigt zum einen, wie wichtig die Medien- und Kommunikationsbranche mittlerweile für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist. Zum anderen aber auch, welche gesellschaftliche Bedeutung die Medienwelt mittlerweile hat.

RADIOSZENE: Es gibt nicht nur ernste Keynotes, sondern auch Comedy – Kabarettist Django Asül kommt vorbei – was erwartet uns da?

Johannes Kors: Ein satirischer Blick auf die Medienbranche. Lassen Sie sich überraschen …

RADIOSZENE: Die Medientage finden dieses Jahr zum 30. Mal statt, was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgskonzept?

Johannes Kors: Erstens: Die Darstellung der Themen und Trends aller Medien unter einem Dach und der damit verbundene gattungsübergreifende Dialog und Austausch der Branche. Und zweitens: Weil wir die Konzeption und Entwicklung der Medientage München als permanenten Veränderungsprozess verstehen.

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RADIOSZENE: Was war Ihr Highlight der letzten 30 Jahre?

Johannes Kors: Zu meinen Highlights der letzten 30 Jahre gehören Keynote-Speaker wie Richard David Precht oder Mathias Döpfner, die in freier Rede 30 Minuten lang das Publikum gefesselt haben. Ein Beleg für die immer noch wirksame Kraft des Wortes – auch in unserem visuell geprägten Zeitalter.

RADIOSZENE: Wie haben sich denn die Medientage im Laufe der Jahre verändert?

Johannes Kors: In diesem Jahr haben wir das Timing verändert, indem die Medientage bereits am Dienstag beginnen. Damit stärken wir den dritten Veranstaltungstag. Zudem gibt es eine neu konzipierte Gipfelveranstaltung mit mehreren, kürzeren Talkrunden, bei denen es um die Megatrends künstliche Intelligenz, Individualisierung, Automatisierung und Netzwerk-Dominanz und deren Bedeutung für die Medien geht. Im vergangenen Jahr haben wir bereits den Europatag neu eingeführt, weil sich wichtige medienpolitische  und rechtliche Fragen nur auf europäischer Ebene lösen lassen. Wir haben die Startups der Medienbranche integriert und gemeinsam mit Frauennetzwerken den Aktionstag „MEDIA WOMEN CONNECT“ eingeführt. Darüber hinaus gibt es in diesem Jahr eine erweiterte Recruiting-Area, auf der sich Medienunternehmen gezielt als Arbeitgeber präsentieren können.

RADIOSZENE: Vielen Dank für das Interview, Herr Kors.

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