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Anstößiges im Radio

James Cridland's Radio Futrure

Bevor wir beginnen: die Links in diesem Artikel können zu Worten führen, die Sie möglicherweise als anstößig empfinden.

Ich erinnere mich, vor über zwanzig Jahren auf der niederländischen Radiostation Sky Radio ein unverständliches Jingle, gefolgt von Prince‘ neuem Hit „Sexy MF“ gehört zu haben. Aber Sky Radio spielte nicht die fürs Radio entschärfte Variante. Wir bekamen die richtige, volle „schmutzige“ Version auf die Ohren! Ich hörte mit offenem Mund und voller Entsetzen zu. Sicher nicht!

Bild: ©Creative Commons by secretlondon123/Flickr
Bild: ©Creative Commons by secretlondon123/Flickr

Das „MF“ Wort gehört immer noch zu den anstößigsten Worten, glaubt man den Untersuchungen der britischen Rundfunk-Regulierungsbehörde Ofcom. Sie hat gerade einen Bericht veröffentlicht – hier in vollem Umfang nachzulesen – der detailliert eine ganze Reihe von Schimpfwörtern und die Haltung der Öffentlichkeit dazu aufführt. Die Untersuchung ist kindisch-amüsant zu lesen, mit einer langen Liste von wirklich sehr anstößigen Worten, diskutiert in einer sehr ernsten Art und Weise. Letzte Woche habe ich einen Bildausschnitt der Worte, die sie erforschten, auf Twitter gepostet. Viele Retweets waren die Folge.

Die Einstellung zu eindeutiger Sprache ist sehr unterschiedlich, je nachdem in welchem Land Sie sind! In den Niederlanden hatte offensichtlich keiner Probleme mit der vollen Originalversion des Prince-Songs. Das Vereinigte Königreich hat in der Regel einen Blick auf Kontext und Timing – nach 21.00 Uhr kann man schon eher im Fernsehen einige ziemlich böse Dinge sagen. Radio dagegen ist ein wenig stärker reguliert, vor allem, wenn Kinder zuhören könnten.

Die US-Regeln scheinen seltsam normativer: mit sieben verbotenen Wörtern, darunter ein ziemlich mildes. Es scheint, dass fast alles andere zulässig, wenn nicht sogar willkommen ist.

Australiens Radio erscheint in den meisten Orten mit ungleich mehr wegzukommen. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis mit offenem Mund, als ich hier in Australien ankam und zur Tagesmitte eine Sendung hörte. Ein schnelles Jingle mit dem Wort „Sprachwarnung!“ vor einem Lied, in dem der Chor wirklich ein paar F-Worte zu singen schien. Mehr F-Worte als andere Worte, glaube ich mich zu erinnern. Australiens Sprache ist allgemein entspannt und informell, und das ist sicherlich auch im Radio der Fall.

Für diejenigen, die auf anstößige Sprache achten, sind es interessante Zeiten. Immer mehr Stücke beinhalten eindeutige Sprache und Radiostationen haben oft Probleme, sie auch zu spielen. Dash Radio, ein neuer Service in den USA, hat gerade einen Schalter eingeführt, der die Wahl zwischen sauberer oder expliziter Version von Liedern auf seinen Service ermöglicht – eine neue und innovative Form der Personalisierung.

Als ein Radiosender in Schottland vor den Rundfunkregulierer geschleppt wurde, hatten sie wohl die beste Ausrede, als sie die anstößige Wortwahl in ihrer Ausstrahlung als in Schottland üblich erklärten. Ich habe dazu damals gebloggt, und wenn Sie für die Wiedergabe sehr schmutziger Texte Lust auf eine geniale Ausrede haben, ists einen Blick wert.

Auf jeden Fall, so sagt zumindest die britische Untersuchung, wollen Menschen, dass TV und Radio den Alltag reflektieren – und Radio als intimeres Medium als das Fernsehen wahrscheinlich ein wenig vorsichtiger sein muss. Erwähnenswert ist auch, dass, während Podcaster stolz auf ihr „unzensiertes“ Medium sind und es nichts gäbe, ihren Gebrauch schlechter Sprache zu stoppen, nur wenige wirklich anstößige Sprache verbreiten. Es gibt wenig Grund.

Aber das nächste Mal, wenn Sie aus Übersee Radio hören, seien Sie nicht überrascht, wenn Sie in Ihrem Heimatland erstaunlich wirkende Sprache hören. Vor allem im Internet.

 

james-cridlandDer „Radio-Futurologe“ James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosender immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.

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