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Peter Pelunka plant Comeback von 89 HIT FM

89 HIT FM soll erstes deutsches Pay Radio im Internet werden

Peter Pelunka2In letzter Zeit sind Gerüchte aufgetaucht, denen zufolge der Radiopionier Peter Pelunka wieder mit seinem Münchner Programm 89 HIT FM zurückkehren soll. Er teilte sich in den 80er und 90er Jahren die Frequenz mit dem Privatsender Radio 2Day, der bis heute noch dort sendet. Wird es also nur ein Comeback im Internet? RADIOSZENE sprach mit Pelunka über seine Vergangenheit und seine neuen Radiopläne.

RADIOSZENE: Herr Pelunka, Sie gelten als Urgestein des Privatradios in Deutschland, da Sie von Beginn an bei vielen Radioprojekten beteiligt waren (u.a. Star*Sat Radio, 89 HIT FM München). Möchten Sie nicht einmal ein Buch darüber schreiben?

Pelunka: Ja, vielleicht, denn mittlerweile bekomme ich immer mehr Angebote dazu. Wenn das richtige Angebot dabei ist, werde ich eventuell tatsächlich eines schreiben, da neben meinen persönlichen Erlebnissen auch meine gesammelten 102 prallen Leitzordner an Zeitdokumenten, Urkunden, Bildern und Artikel, aber auch andere unveröffentlichte und noch unbekannte Dokumentationen wirklich eine manchmal sogar sehr unglaubliche „Geschichte“ über die Medien in Deutschland zusammen mit mir erzählen können. Manchmal ein Drama, manchmal Horror, manchmal Gerechtigkeit, manchmal auch grobe Ungerechtigkeit und Verlogenheit, aber auch sehr oft etwas sehr, sehr schönes, gerade wenn es um die Hörerreaktionen, Partys, Veranstaltungen, Aktionen und Hörerreisen geht.

RADIOSZENE: Was ist Ihnen am besten in Erinnerung geblieben?

Pelunka: Eines meiner wirklich einprägenden, bisher unglaublichsten Erlebnisse betrifft die BLM in München, in einigen Dingen die Staatskanzlei, aber vor allem auch die MPK/MGK GmbH als frühere Kabelpilot- und jetzige Kabelgesellschaft in München. Alleine hierüber könnte ich Krimiromanserien schreiben, die an Spannung und Unglaublichkeit wohl kaum zu überbieten wären und die teilweise wohl so unglaublich klingen, daß der Leser vermutlich glauben würde, das kann es nicht geben, denn das würde ich auch bis heute noch glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt.

Das schönste, worüber ich schreiben könnte, ist der Erfolg bei den Hörern und die Reaktionen der Hörer auf meine bisherigen Programme und Projekte in Deutschland, aber zwischenzeitlich auch im Ausland. Hier habe ich, denke ich, gerade in Deutschland, mit Hilfe meiner Mitarbeiter und Geschäftskollegen, echte und unvergessliche Meilensteine gesetzt und Reaktionen von Hörern erleben dürfen, die mir immer Kraft gaben, allein für SIE Programm zu machen und dabei wirtschaftlich und programmlich so erfolgreich zu sein, dass man z.B. über den kleinen lokalen Münchner Sender 89 HIT FM noch nach 8 Jahren ausgesprochen positiv in ganz Deutschland spricht und das alles ganz ohne dabei mit vorgefertigten, aus meiner Sicht eher flachen Sprüchen oder 30 Mal in der Stunde zu erzählen, das ich die besten und geilsten Mixe der Stadt hätte oder eine Hitgarantie darstelle.

89 HIT FM Studio

RADIOSZENE: In einschlägigen Radioforen wird seit kurzem heiß diskutiert, dass Sie Ihren ehemaligen Sender 89 HIT FM wieder auferstehen lassen wollen. Warum kam es eigentlich damals zur Schließung?

Pelunka: Es kam nicht zur Schließung, sondern die BLM hat meinen Sender 89 HIT FM während einer großen Party und deren Übertragung einfach abschalten lassen (89 HIT FM übertrug damals 7 Tage/Nächte in der Woche jahrelang aus eigenen großen Partys und Clubs, so auch während der Abschaltung). Die BLM hat gegen meinen Sender eine negative Prognose ausgesprochen, weil ich wegen einer Bürgschaft für ein fremdes Unternehmen, wegen eines Wechselbetruges dieses fremden Unternehmens, mir gegenüber mit Vollstreckungen aus dieser Bürgschaft heraus überzogen wurde, die ich aber alle samt bezahlt habe, wenn auch mit großem Ärger, unwillig und mit Missmut, aber als Bürge haftet man nun mal.

Die BLM aber hat sich hier bei mir in die wirtschaftliche Privatautonomie eingemischt, was der BLM aber eigentlich längst vorher aus gutem Grund gerichtlich in einem von mir erstrittenen Urteil verboten wurde. Ich war und bin, um es vorsichtig zu sagen, maßlos enttäuscht worden von der BLM als Pionier, der in Bayern schon Radio machte, bevor es die BLM überhaupt gab. Daher habe ich mich vorübergehend aus der Radioszene in München komplett zurückgezogen und im Ausland meine Projekte weiter erfolgreich betrieben. Warum auch immer, häufen sich aber seit etwa 4 Jahren wieder zunehmend die Schreiben, das ich doch auch in Deutschland wieder tätig werden soll. Zusätzlich stehe ich noch mit fast allen Moderatoren und damaligen Mitarbeitern in gutem Kontakt, die meinem Projekt 89 HIT FM sehr nachtrauern.

RADIOSZENE: Wie wollen Sie in einer Zeit der boomenden Internetangebote einen Neustart wagen? Als Internetradio wären Sie ein Hitsender von Tausenden? Hoffen Sie nicht, doch noch einmal auf UKW senden zu können?

Pelunka: Nach diesen Massen von Zuschriften und der eigentlich schon fast auch für mich unglaublichen Hörer-Fangemeinde noch 8 Jahre danach und dem entsprechenden „Nachhall“, kann ich mir durchaus vorstellen, mit 89 HIT FM etwas besonderes unter vielen anderen Angeboten und trotzdem erfolgreich im Internet zu sein. Der Sender HIT MIX FM zum Beispiel hat damit unglaubliche Erfolge. Aber es kommen durchaus auch nach wie vor und eventuell wieder Überlegungen mit ins Spiel, die UKW oder DVB-T Übertragungswege für 89 HIT FM zu nutzen.

RADIOSZENE: Das Radio befindet sich wirtschaftlich gesehen wieder auf leichter Talfahrt, lohnt sich Radio heute überhaupt noch?

Pelunka: Nur dann, wenn man nicht vor lauter angeblicher „Professionalität“ im Einheitsbrei untergeht.

RADIOSZENE: In den Radioforen wird auch heiß diskutiert, daß 89 HIT FM das erste deutsche „Pay-Internetradio“ werden soll. Demnach würde ein monatliches Abo EUR 25,00 kosten. Ein Stream für maximal drei Hörer sei bereits in Betrieb. Was ist dran an diesem Gerücht?

Pelunka: Diese Idee stammt nicht von mir, sondern von mehreren Hörern, die sogar monatliche Zahlungen an mich angeboten haben, wenn ich den Sendebetrieb von 89 HIT FM wieder aufleben lasse. Es handelt sich bei reiner erster Testbetrieb und sollen nur dazu dienen, Zuschriften und Meinungen zur Sache zu erhalten. Fakt ist, das die Deutsche Werbewirtschaft in großen Teilen und von der BLM unterstützt, in s.g. Kombiwerbungen von schon vorhandenen Sendern „gebunden“ wird. Fakt ist auch, das 89 HIT FM bei der zumindest Deutschen Werbewirtschaft wieder ganz von vorne anfangen müsste und ich niemals ein Projekt anfangen würde, was nicht wirtschaftlich arbeiten kann und daher entweder mit Vorinvestitionen oder eben anderen Geldquellen den Sendebetrieb finanzieren muss. Ich selbst bin kein Freund vom Payradio, aber ich bin für alles aufgeschlossen, was für die Hörer Sinn macht.

89 HIT FM Studio

RADIOSZENE: Was sind Ihrer Meinung nach die Fehler in der deutschen Radiolandschaft?

Pelunka: Es sind immer die Gleichen und es kommt mir sehr oft so vor, als ob beim Radio die falschen Personen an den falschen Stellen wirken. Man hat in Deutschland versucht, Professionalität von anderen Sendern und Ländern abzukupfern. Viele vergessen jedoch, dass Deutschland und die deutsche Sprache eben Deutschland ist.

Für mich klingt zum Beispiel eine Ansage : „Hi, I am Susan on one o five point five“ gut … Aber bitte, wie klingt denn das auf Deutsch – was aber derzeit fast alle meinen, „professionell“ nachäffen zu müssen: „Hallo, ich bin Susanne Muster auf der Frequenz einhundert und vier komma 5 MHz“. Einige der derzeitigen deutschen Radiomacher scheinen auch selbst nicht das nötige Gespühr zu haben, dass die Hörer bei mehreren Angeboten nebeneinander, eben auch mehrere Angebote nebeneinander wollen und nicht nur das Gleiche mit anderen Stimmen. Auch kommt es mir so vor, dass manche Sender vor lauter Eigenego und damit Blindheit, mehr Programm für sich selbst produzieren als für den jenigen, der es hören soll…DEN HÖRER.

Ich muss das leider an dieser Stelle aus meiner festen persönlichen Überzeugung und aus meinen Erfahrungen seit 1978 im Privatradiobereich heraus sagen, was ich derzeit in Deutschland, aber gerade in München, höre und beobachte, ist für mich ein eher lächerlicher und nicht ernst zunehmender Einheitsbrei mit ganz wenigen Ausnahmen. Hieraus begründet sich nach meiner Meinung auch eine wohl nicht zu übersehende Talfahrt im Privatradiobereich insgesamt in Deutschland, denn man hat meiner Meinung nach leider kaum und mit ganz wenigen Ausnahmen begriffen, was Professionalität im Privatradiobereich tatsächlich ist, und dass es z.B. in einem Einkaufszentrum mit vielen Geschäften nur dann viele Geschäfte nebeneinander wirtschaftlich und von der Akzeptanz her geben kann und muss, wenn es nicht in allen Läden nur Gemüseeintopf in unterschiedlichen Tellern gibt, aber auch individuell angeboten wird. Im Einkaufszentrum hat man das längst begriffen. Sehr viele der deutschen Radiomacher jedoch gehen, wie es scheint, nie in ein Einkaufszentrum.

RADIOSZENE: Welche Zukunftsvisionen haben Sie für Radiodeutschland?

Pelunka: Wenn es einmal dazu kommen sollte, dass die WIRKLICHEN Radiomacher in Deutschland … und ich weiß, es gibt sie … entweder gegen die Machtkonzentrationen mit eigenen Sendern nicht politisch mehr blockiert als gefördert werden oder aber solche Radiomacher dort eingesetzt werden, wo sie hingehören, anstatt zum Beispiel im Radio Zeitungsverleger ans Mikro oder ans Ruder zu lassen, sehe ich die Zukunft so wie es in anderen Ländern auch seit Jahren ist und war für Deutschland gut. Wenn aber die Tendenz, wie sie derzeit hauptsächlich aus der Politik und den Genehmigungsbehörden gesteuert und zugelassen wird, so weiter geht, werden nach meiner Ansicht die lokalen Radiosender in Deutschland allesamt neben einer beispielsweise Antenne Bayern auf Dauer absolut keine Chance mehr haben und an die Wand gespielt. Wenn die Sender in Deutschland gerade an einem Mehrfrequenzstandort nicht aufwachen bzw. die Gesellschafter dieser Sender nicht begreifen, dass es um Radio und deren Profis, aber vor allem um die Hörer geht und nicht um andere Schuhleisten oder Telefonbücher, dann werden die deutschen Radios ganz sicher noch eine gewaltige Talfahrt erleben, gerade in der heutigen Zeit, wo die Grenzen zum Ausland hin mehr und mehr fließend sind und der mögliche Hörer nicht nur auf Internet und Satellit, sondern auch absolut problemlos und zunehmend überall auf MP3-Player und CD ausweichen kann.

RADIOSZENE: Herr Pelunka, vielen Dank für das Gespräch!

Pelunka: Gerne und besten Dank und viel Erfolg mit Ihrem Medium, das mich ja auch schon Jahre lang begleitet.

Link:
89 HIT FM

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