Digitalradio: Mehr Vielfalt für die Zukunft

Medientreffpunkt-Mitteldeutschland-MTM16-smallIm Rahmen einer Kooperation stellt der Mitteldeutsche Rundfunk in seinem Digitalradiomultiplex Übertragungskapazität für das private Hörfunkprogramm R.SA zur Verfügung. Ziel ist die Förderung der Marktentwicklung von Digitalradio, um so die Digitalisierung des letzten analogen Verbreitungswegs im Rundfunk voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund wurden am Dienstag im Rahmen des Medientreffpunkt Mitteldeutschland erste Ergebnisse der „DAB+-Studie Sachsen 2016 & RadioRadar Sachsen-Anhalt“ präsentiert. Darüber und über die zukünftige Relevanz des Digitalradios diskutierten im Anschluss Experten und Vertreter der Landesmedienanstalten. Es moderierte die freie Journalistin Inge Seibel.

Verfügt ein Hörer über ein DAB+-fähiges Radio, ist es das primäre Empfangsgerät, so der Marktforscher Markus Adomeit, MAS Partners. Derzeit seien etwa 6,5 Mio. solcher Geräte in den deutschen Haushalten verfügbar, bis Ende des Jahres prognostizierte Adomeit einen Bestand von 7,5 bis 8 Mio. Geräten. Im Hinblick auf die Nutzung des Digitalradios führte Adomeit aus, dass vor allem regionale Radiomarken gehört und von den Nutzern gewollt werden. Zudem kritisierte er Positionen, nach denen die Umstellung auf DAB+ nicht finanzierbar sei, da es zu wenige Hörer gebe, denn: „Ohne Angebot keine Nutzung“.

Martin Deitenbeck (Bild: SLM)
Martin Deitenbeck (Bild: SLM)

Hinsichtlich der Einführung von DAB+ gebe es bislang keine einheitliche Meinung in der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, sagte Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesmedienanstalt. Deitenbeck selbst sieht seine Aufgabe darin, Vielfalt in der Radiolandschaft herzustellen, diese Möglichkeit biete das Digitalradio.

Radio brauche allerdings auch in Zukunft einen terrestrischen Verbreitungsweg. In Hinblick auf einen möglichen Abschalttermin der UKW-Frequenzen sprach sich Deitenbeck für eine bundesweite Lösung aus.

Willi Steul (Bild: Deutschlandradio)
Willi Steul (Bild: Deutschlandradio)

Für Dr. Willi Steul, Intendant von Deutschlandradio, bedeutet die Umstellung auf DAB nicht weniger als die „Zukunftssicherung der Gattung Radio“. Die neue Technik sei weitaus kostengünstiger, so Steul weiter: Derzeit bespielt Deutschlandradio über 300 UKW-Frequenzen. Ohne diesen Aufwand könne man 20 % bis 30 % der Verbreitungskosten einsparen. Zudem bestünde die Möglichkeit, den Hörern mehr Angebote zu präsentieren, mit DAB höre die Knappheit auf.

Auch der Geschäftsführer Digitalradio Deutschland Willi Schreiner sprach sich für DAB+ aus. Er könne nicht verstehen, so Schreiner, wenn Programmanbieter es nicht zur Verbreitung nutzen wollen. Die Verbreitung über UKW sei teurer und würde potentiell auch weniger Menschen erreichen.

Jürgen Brautmeier (Bild: LfM)
Jürgen Brautmeier (Bild: LfM)

Dr. Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, kritisierte hingegen die Einführung von DAB+. „Die Zeit hat sich geändert, die Rahmenbedingungen haben sich geändert“, daher sei „der Zug abgefahren“, so Brautmeier. Vor allem für das werbefinanzierte lokale und regionale Radio gäbe es keine funktionierenden Geschäftsmodelle, zudem sei ein „Call of Interest“ der LfM aus dem vergangenen Herbst enttäuschend ausgefallen.

Wenn die Umstellung auf DAB erfolgt, muss die Infrastruktur auch den privaten Sendern zur Verfügung gestellt werden, forderte der Jens Kerner von radio SAW. „Wir wollen, dass Rundfunk Rundfunk bleibt“, so Kerner weiter, dafür brauche es aber Gestaltungswillen und einen „Masterplan für ganz Deutschland“.

Quelle: Medientreffpunkt Mitteldeutschland