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Andreas Dorfmann seit 35 Jahren on air

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Eine der bekanntesten Radiostimmen Berlins feiert in diesen Tagen ein Jubiläum. Vor genau 35 Jahren, am 14. Mai 1981, hat Andreas Dorfmann (53) seine erste Radiosendung moderiert. Es war beim Sender Freies Berlin (heute: Radio Berlin 88.8 vom rbb) die SFB 1-Morgensendung „Radio-Shop“ von 6 bis 9 Uhr.

Der Rest ist Radio-Geschichte: Andreas Dorfmann war bei RIAS 2, RTL Television, 104.6 RTL, Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), 1A Fernsehen, 94.3 rs2, Puls TV, Berliner Rundfunk 91.4, Deutsche Welle (DW), HitRadio FFH, 105’5 Spreeradio, Fernsehen aus Berlin (FAB), TD1 Fernsehen, TV.Berlin, München TV, Radio B2, Potsdam TV. Heute ist er noch bei BHeins in Potsdam zu hören.

Bei so vielen Radiosendern gibt es sicher viele Erinnerungen, haben wir uns gedacht und im Interview mit ihm so einige seiner Radio-Anekdoten gesammelt.

RADIOSZENE: Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Radio-Tag erinnern?

Andreas Dorfmann: 1977 (mit 15 Jahren) war ich zum ersten Mal in einem Radiostudio. Und ich durfte sogar gleich live on air gehen. Beim Sender Freies Berlin und der Jugendsendung „s-f-beat“ auf SFB 2 ging es um das Thema „Inwieweit Rockmusik politisch sein kann“. Wolfgang Kraesze (heute radioeins vom rbb), war der Moderator und ich war als Oberschüler als Diskutant dabei. Seitdem wollte ich zum Radio und TV. 1979 machte ich dann in der SFB-Zeitfunkredaktion des „Echo am Morgen“ mein Schülerpraktikum. 1981 (mit 18 Jahren) war ich dann SFB-Moderator.

Andreas Dorfmann beim SFB (1981) (Bild: privat)
Andreas Dorfmann beim SFB (1981) (Bild: privat)

1984 haben wir die Silvester-Ausgabe meiner Wunschsendung „Hits für Fans“ live aus dem Berliner Jugendclub „Pop Inn“ in Berlin-Steglitz, mit mehreren hundert Gästen, live gesendet. Alles war vorbereitet. „The Twins“ und „Cora“ sollten auftreten, alle Eintrittskarten waren an die Gäste verschickt. Das Ganze wäre fast noch gescheitert, wenn ich nicht vorsichtshalber in der Ü-Wagenabteilung des SFB nachgefragt hätte, ob alles geregelt ist. Denn die Produktionsabteilung hatte im Weihnachtstrubel vergessen den Ü-Wagen anzufordern. Es wurde dann trotzdem eine großartige Silvester-Party, vor Ort und live im Radio, gefeiert.

RADIOSZENE: Du warst dann ja auch mal bei der Hansawelle Bremen on air. Was hast Du da erlebt?

Andreas Dorfmann: Ich moderierte, parallel zum SFB, immer am Donnerstag die Morgensendung auf Bremen eins von 6 bis 9 Uhr ab 1981. Einmal im Monat produzierte das Fernsehen von Radio Bremen für die ARD den „Musikladen“. Radio und TV-Leute (die, wie ich, nicht in Bremen lebten) und alle musikalischen Gäste wohnten seinerzeit im selben Hotel. So lernte ich, am Morgen gegen 4:30 Uhr vor der Live-Sendung, im Frühstücksraum Stars wie Prince oder Laura Branigan kennen. Sie feierten dort noch immer und ich kam zum Frühstück. Meine Begegnung mit Prince: Wir wohnten Tür an Tür im Hotel, bei Prince war die ganze Nacht Party. Frauen lachten, weinten… Dann wieder Party… und am Morgen traf man sich dann im Frühstücksraum.

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RADIOSZENE: Wann bist Du dann eigentlich beim RIAS aufgetaucht?

Andreas Dorfmann: Zum Januar 1987 wechselte ich vom SFB zum RIAS. Unter anderem moderierte ich den „RIAS 2-Treffpunkt“, eine der populärsten Jugendsendungen im Radio. Natürlich hat auch ein Moderator mal einen dicken Kopf… Ich bereitete die Sendung besonders akribisch vor, alle journalistischen Magazinbeiträge und die Musikmoderationen standen. Kaum saß ich im Studio und startete meine Sendung, da kam die Eilmeldung, dass Willy Brandt als SPD-Parteivorsitzender zurückgetreten ist. Nichts lief so, wie zuvor geplant. Die gesamte Sendung stand im Zeichen des Rücktritts. Trotz Kopfschmerzen war das eine meiner besten Radiosendungen.

Hier ist Andreas Dorfmann bei einem Premiere-Portrait über rias2 zu sehen:

RADIOSZENE: Welche Radio-Zeit war eigentlich am spannendsten für Dich?

Andreas Dorfmann bei RTL
Andreas Dorfmann bei RTL

Die Anfangszeit beim SFB und dann der Wechsel von der ARD zu RTL. 1992 wechselte ich von RIAS 2 zu 104.6 RTL und zugleich zu RTL Television. Am ersten Tag in den RTL-Radiostudios am Berliner Ku’damm wurde in mein Auto eingebrochen und das Autotelefon gestohlen. Mit eingeschlagener Scheibe durfte ich nachhause fahren und hatte am kommenden Tag dann recht große Schlagzeilen in den Berliner Tageszeitungen. Die RTL-Presseabteilung freute es, mich letztendlich auch, da nun viele Hörer wussten, wann und wo ich ab sofort sende.

RADIOSZENE: Und wann kam der nächste große Wechsel?

Andreas Dorfmann: 1995 übernahm ich dann die Morgenshow von 94.3 rs2. Eines morgens rief eine sehr fröhliche Hörerin bei „Morgens: Dorfmann!“ an und wollte an dem Gewinnspiel „Der 94.3 rs 2-Geburtstagsdreh“ teilnehmen. Kurz nachdem wir live on air waren, die Hörerin klang noch immer sehr fröhlich, änderte sich ihr Tonfall und sie fing live auf dem Sender zu weinen an. Sie erzählte mir von ihrer Krebserkrankung. Andreas-Dorfmann-BRF_200Das war der längste Hörertalk, den ich jemals im Radio gemacht habe. Wir sprachen 20 Minuten über ihr Leben. Am Schluss lachte die Frau wieder und wir spielten dann sogar noch das Spiel. Selten hatte ich so viele positive Reaktionen aus dem Kollegenkreis und von Hörern, wie nach diesem Gespräch.

Kurz vor der Wende ins neue Jahrtausend wechselte ich zum Berliner Rundfunk 91.4. Eine Kollegin brachte aus dem Urlaub kubanische Zigarren mit und schenkte dem Geschäftsführer des Senders und mir jeweils eine davon. Ich war bis dahin Nichtraucher. Bis dahin… Seit diesem Tag genieße ich sehr gerne hin und wieder eine gute kubanische Zigarre.

RADIOSZENE: Hast Du nicht irgendwann mal das Gefühl gehabt: „Nun iss es mal genug mit Radio!“ – Was hast Du in den Radiopausen gemacht?

Andreas Dorfmann: Radio wollte ich eigentlich immer machen, doch in den letzten Jahren reichte die Zeit dafür einfach nicht mehr aus. Im Fernsehen war ich durchweg präsent, zudem hatte ich mehrere Leitungsfunktionen in Medienfirmen und Vereinen inne. Seit 2014 bin ich nun auch wieder konstant im Radio zu hören, erst bei Radio B2 und 2015 kam dann unerwartet das Angebot des Potsdamer Radiosenders BHeins, ab Sendestart auf UKW 95,3 MHz, die Morningshow zu übernehmen. Und so heißt es seit August 2015: „Morgens Dorfmann“ auf BHeins.

Der Geschäftsführer, Hartmut Behrenwald, wollte mich unbedingt als Morgenmoderator gewinnen, da er meine Radiosendungen schon seit 1981 im SFB und später im RIAS hörte. Dorfmann und „Hits für Fans“ (SFB 1) brachten ihm sogar einen Tadel in der Schule ein, da er unbedingt um 13:35 Uhr zum Sendestart zuhause sein wollte, um die Maxi-Version „Tainted Love“ von Soft Cell mitzuschneiden.

Andreas Dorfmann bei BHeins 2016 (Bild: privat)
Andreas Dorfmann bei BHeins 2016 (Bild: privat)

RADIOSZENE: Was war Dein peinlichster Moment on air?

Mir war nie etwas peinlich on air, da im Leben eben auch Dinge nicht immer so ganz optimal ablaufen.

RADIOSZENE: Was machst Du eigentlich lieber, Radio oder TV?

Andreas Dorfmann: Ich arbeite sehr gern in beiden Medien. Wobei ich seit Beginn primär im News-Sektor des Fernsehens tätig bin. Zurzeit moderiere ich im TV eine Nachrichtensendung. Im Radio war, neben Journalismus, immer Unterhaltung, Spaß und Musik dabei.

RADIOSZENE: Wo kann man Dich also heute noch genau hören bzw. sehen?

Andreas Dorfmann: Seit 2015 bis heute moderiere ich täglich die Morgensendung „Morgens Dorfmann“ auf BHeins – montags bis freitags von 5:00 bis 10:00 Uhr, inklusive Redaktionsleitung der Radiosendung – und die Fernseh-Hauptnachrichtensendung „hallo Potsdam“ bzw. „hallo Potsdam – Die Woche“ bei Potsdam TV – montags bis freitags von 18:30 bis 19:00 Uhr bzw. samstags und sonntags ab 14:00 Uhr – an zwei Wochen im Monat.

RADIOSZENE: Wie lange möchtest Du noch on air sein?

Andreas Dorfmann: So lange mich das Publikum noch gerne hören bzw. sehen möchte.

XPLR: MEDIA Radio-Report