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GfK-Panne bei Radiotest: Hörerzahlen in Österreich falsch berechnet

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Das mit der Erhebung der Radiotest-Daten beauftragte Marktforschungsinstitut GfK hat den Auftraggebern des Radiotests heute mitgeteilt, dass es in der Vergangenheit bei Erhebung und Berechnung der Daten Fehler gegeben hat. Diese liegen ausschließlich im Bereich des Instituts und führen zu einer Verzerrung der Marktdarstellung in der Bandbreite von 1-3 Prozentpunkten.

banner_small-radiotest2014Die Auftraggeber des Radiotests haben unmittelbar nach Bekanntwerden der Sachlage eine umfassende Aufarbeitung samt Richtigstellung der Daten eingefordert, die in den kommenden Tagen vorliegen wird und verlangen dabei volle Transparenz gegenüber allen Marktteilnehmern.

Die RMS Austria, der ORF und KRONEHIT empfinden die Vorfälle aus Sicht des Radiotests äußerst unerfreulich und behalten sich daher sämtliche Rechtsmittel gegenüber der GfK vor.

Nach Informationen von Die Presse würde die fehlerhafte Erhebung und Berechnung die letzten vier Jahre betreffen und vor allem der ORF habe davon profitiert. Laut der derstandard.at sollen für Ö3  bis zu 3 Prozent, bei den ORF-Regionalsendern um bis zu 2 Prozenz mehr als laut Interviews ausgewiesen worden sein. Laut KRONEHIT-Geschäftsführer Ernst Swoboda hätten GfK-Mitarbeiter „nicht ordentlich gearbeitet“, Korruption schließe er aber aus.

Die GfK ist um Transparenz bemüht und verspricht, die korrekten Radiotest-Daten binnen weniger Tagen zu veröffentlichen. Die entstandene Schadenshöhe ist zur Zeit noch nicht abzusehen.

Update vom 22.04.2016: ORF übt scharfe Kritik an GfK

Großer Vertrauensverlust – Prüfung, ob Zusammenarbeit beendet wird

Der Vertrauensverlust in das bisher mit dem Radiotest beauftragte Institut GfK ist nach den eingestandenen Unschärfen während der letzten Jahre für den ORF dermaßen groß, dass der ORF weitere Konsequenzen ankündigt. Dabei wird auch die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs aus dem laufenden Vertrag geprüft.

Auch die jetzt von GfK durchgeführte „Korrektur“ der Radiotest-Ergebnisse erfordert nach den nunmehr bekanntgewordenen Vorfällen und dem damit einhergehenden Glaubwürdigkeitsverlust aus Sicht des ORF eine Überprüfung durch unabhängige Dritte. Daher soll zeitnah ein unabhängiges Institut mit einem externen Audit in Form einer Analyse der Datenlage beauftragt werden. Weiters prüfen vom ORF beauftragte Anwälte mögliche Ansprüche gegenüber GfK. Diese werden auch mit aller gebotenen Härte eingefordert.

Nach Durchsicht und Analyse der von GfK in den letzten Tagen übermittelten Daten ist festzustellen, dass als Folge der Fehler in der Vergangenheit die ORF-Radios teilweise schlechter und teilweise besser dargestellt wurden. Gleiches gilt für diverse Privat-Radiosender.

Abschließend wird festgehalten, dass die überlegene Marktführerschaft der ORF-Radios in allen Zielgruppen ebenso wenig infrage gestellt ist wie die starke Gesamtstellung des Mediums Radio in Österreich. Über seine Vermarktungstochter ORF-Enterprise ist der ORF in engem Kontakt mit seinen Werbekunden und informiert diese laufend über die Entwicklungen und weiteren Schritte in dieser Causa. Der ORF bedauert, dass aufgrund der Fehler des den Radiotest durchführenden Marktforschungsinstituts nun der gesamte österreichische Radiomarkt verunsichert wurde, ist aber zuversichtlich, dass nach einer Neu-Regelung bald wieder seriöse und valide Daten vorliegen werden.

Auftraggeber Radiotest fordern externe Überprüfung

Nach Bekanntwerden der durch die GfK ausgelösten unrichtigen Darstellung im Radiotest fordern die Auftraggeber nun eine externe Überprüfung der Daten. Auch wenn die Bemühungen der deutschen GfK-Geschäftsführung, die Vorfälle aufzuklären, positiv gesehen werden, ist es unumgänglich, die Daten durch ein unabhängiges Institut überprüfen zu lassen.

In einem ersten Schritt sollen die Daten aus dem Jahr 2015 und des ersten Quartals 2016 überprüft werden, in weiterer Folge auch jene aus den Jahren zuvor. Zur Wiederherstellung des Vertrauens ist für die gesamte Branche die Maßnahme unumgänglich, betonen die Auftraggeber des Radiotest, das sind der ORF, Kronehit Radio und RMS.

GfK Austria-Geschäftsführer Alexander Zeh zurückgetreten

Laut Medienberichten ist Alexander Zeh, der Geschäftsführer von GfK Austria, zurückgetreten. GfK Nürnberg dementiert aber einen Zusammenhang mit den Manipulationen beim Radiotest. Mehr Informationen bei derstandard.at.

ORF zu Radiotest: Volle Aufklärung notwendig

Der ORF tritt in der Causa Radiotest weiterhin für eine volle Aufklärung der Sachlage ein. In einer Unterredung am 29.04.2916 mit Vertretern der Privatradios und des Marktforschungsinstituts GfK wurde festgelegt, dass die nun vorliegenden korrigierten Daten 2015 zur weiteren Verwendung freigegeben werden – als bloße Arbeitsbasis vorbehaltlich nachfolgenden Audits. Ein Revisionskomitee soll nun die Datenreihen der Jahre 2011-2015 überprüfen. Diese sollen in etwa sechs Monaten vorliegen.

Auch der nun vorliegende Datenbestand lässt erhebliche Zweifel offen, ob die nun auch korrigierten Werte die Marktverhältnisse korrekt abbilden. Da sie aber ohne Alternative sind, will der ORF vorerst auf Basis dieser Daten seine Sender vermarkten. Darüber hinaus werden ausnahmsweise auch die Daten des 1. Quartals 2016 veröffentlicht.

Völlig unverständlich sei für den ORF aber die heutige Entgleisung des neuen VÖP-Präsidenten Ernst Swoboda. Die Skandalisierung durch Swoboda diene jedenfalls nicht dem Ziel, das Vertrauen im Markt zurückzugewinnen, sondern offensichtlich nutze er seine neue Position als VÖP-Präsident dazu, Politik gegen den ORF zu machen. Das weist der ORF schärfstens zurück: „Der ORF wird jedenfalls in aller Sachlichkeit an der Aufarbeitung des Falles, der nicht vom ORF verursacht worden ist, mitwirken!“ so ORF-Hörfunkdirektor Mag. Karl Amon.
Update vom 29.04.2016

ORF veröffentlicht folgende Klarstellung zur APA-Meldung „Radiotest Manipulationen – Falsche Daten im Detail“

Die Auftraggeber des Radiotests haben heute vereinbart, dass die vorliegenden Daten für 2015 und das erste Quartal 2016 als bloße Arbeitsbasis für Agenturen und Kunden in Ermangelung endgültiger, auditierter Daten freigegeben werden.

Die heute von der APA publizierten Daten sind nicht auditierte Daten, und der ORF bezweifelt, dass sie den Markt korrekt abbilden.

Der korrigierte Datenbestand zeigt, dass es auch Verfälschungen zu Lasten des ORF gibt, wie folgende Beispiele zeigen:

Marktanteil Radio Wien in Wien, 2. Halbjahr 2015, MO-SO, 10 Jahre und älter: Korrigiert 14, Veröffentlicht 13 (Abweichung -1) Marktanteil Radio BGLD im BGLD, 2. Halbjahr 2015, MO-SO, 10 Jahre und älter: Korrigiert 40, Veröffentlicht 39 (Abweichung -1) Marktanteil Ö3 in Salzburg, 2. Halbjahr 2015, MO-SO, 10 Jahre und älter: Korrigiert 33, Veröffentlicht 32 (Abweichung -1) Marktanteil Ö3 in Tirol, 2. Halbjahr 2015, MO-SO, 10 Jahre und älter: Korrigiert 32, Veröffentlicht 31 (Abweichung -1) Marktanteil Ö3 in Tirol, 2. Halbjahr 2015, MO-SO, 14 bis 49 Jahre: Korrigiert 43, Veröffentlicht 40 (Abweichung -3)

Auch auf Basis dieser nicht endgültigen Daten steht aber fest (Vergleich 1 Qu. 2016 mit Ganzjahr 2015),

  • dass der ORF in der Gruppe der Erwachsenen 10+ unverändert bei 71 % Marktanteil liegt.
  • dass der ORF auch in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen mit 62 % eindeutiger Markführer ist und ein Plus von 2 Prozentpunkten verzeichnet.
  • dass Hitradio Ö3 in der Gruppe der Erwachsenen 10+ mit 31 % eindeutiger Marktführer ist und ein Plus von 1 Prozentpunkt verzeichnet.
  • dass Hitradio Ö3 in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen mit einem Marktanteil von 39 % eindeutiger Marktführer ist und ein Plus von 1 Prozentpunkt verzeichnet.

Dass zum wiederholten Male Daten veröffentlicht werden, die nur als Arbeitsbasis für Agenturen und Kunden gedacht waren, zeigt, dass Einzelne nicht an der Aufklärung der Sachlage interessiert sind, sondern sie im Gegenteil zum Schaden der Gattung Radio und des ORF instrumentalisieren.

Update vom 04. Mai 2016

Radiotest: ORF- und Privatradiovertreter informieren über weitere Vorgangsweise

In der heutigen konstruktiven Vorstandssitzung der Auftraggeber des Radiotests wurde die weitere Vorgangsweise zur Bereinigung der durch das Marktforschungsinstitut GfK verursachten Fehlleistungen im Zusammenhang mit dem Radiotest festgelegt. Der Radiotest-Vorstand war sich einig, dass die hohe Glaubwürdigkeit der Gattung Radio durch eine gemeinsame Vorgangsweise aller Marktteilnehmer abzusichern ist.

Folgende Beschlüsse wurden einstimmig gefasst:
Es wird ein gemeinsames Revisionskomitee aller Radiotest-Partner zur vollständigen Aufklärung der Sachlage eingesetzt. Mag. Karl Amon (ORF), Mag. Richard Grasl (ORF), Oliver Böhm (ORF-Enterprise), Dr. Ernst Swoboda (Kronehit), Dr. Michael Graf (RMS) und Mag. Christian Stögmüller (Liferadio) werden dem Revisionskomitee angehören. Ein unabhängiger Auditor wird mit der Evaluierung der vorhandenen Datenbestände beauftragt.

Die laut GfK betroffenen Datenbestände ab 2011 werden erst nach einer unabhängigen Auditierung und Vorliegen des Abschlussberichts des Revisionskomitees gemeinsam mit den Radiotestdaten für das 1. Halbjahr 2016 veröffentlicht. Dafür wurde GfK eine Frist bis Mitte Juli 2016 gesetzt.

Das Revisionskomitee wurde vom Vorstand beauftragt, die weiteren Verhandlungen mit GfK zu führen.

Update vom 11. Mai 2016:

Die GfK bestätigte nach APA-Informationen am 11. Mai noch einmal, dass „eine Handvoll Mitarbeiter in die Radiotest-Rohdaten zwischen 2011 und 2015 „nach Bauch und Erfahrung“ eingegriffen habe.  Frühere Jahre will das  Marktforschungsunternehmen aber nicht untersuchen, da es „keine Notwendigkeit“ dafür sieht.  Insgesamt 1.450 von 129.000 Interviews seien in den vergangenen fünf Jahren erfunden worden. Den betroffenen GfK-Mitarbeitern droht nach Abschluss der Ermittlungen die Kündigung.

Für den entstandenen Schaden will die GfK „geradestehen“,  die von KRONEHIT-Chef geschätzte Schadenstumme in Höhe von 20 Millionen Euro hält sie aber für „unseriös“.

Für die 280 Mitarbeiter der GfK Austria stehen jedenfalls Umstrukturierungen an werden. Die GfK möchte zwar am Radiotest, der die Radiosender 750.000 Euro pro Jahr kostet, festhalten, aber da der Vertrag Ende 2018 ausläuft, könnte es auch erstmals zu einem Wechsel zu einem anderen Institut geben. Mehr Informationen bei standard.at

Quellen: OTS-Pressemeldungen, DerStandard.at, Die Presse, ORF

XPLR: MEDIA Radio-Report